Test

Test: Waldorf 2-pole Filter

Das 2-pole vereint ein analoges Filter, Rectifier, Drive-Stufe und diverse Modulatoren. Genau die richtige Kombination, um seine Musik mit frischen Klangtricks zu veredeln?

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Das Konzept analoger Filter ist ebenso alt wie die elektronische Musik selbst. Heutzutage sind sie nicht nur fester Bestandteil vieler Synthesizer, sondern erfreuen sich beispielsweise auch als Desktop-Module oder in DJ-Mixern großer Beliebtheit. Waldorf verfügt über langjährige Erfahrung im Bau solcher Schaltungen, sei es in Form von Einzelgeräten oder als Teil kompletter Klangerzeuger. Gerade hat die Hardware- Schmiede aus der Eifel das 2-pole vorgestellt, ein Multimode-Filter im platzsparenden Tischgehäuse. Als Extras hält es einen Rectifier und mehrere Verzerrungs- Optionen bereit, dank seinem integrierten LFO und einer Kombination aus Hüllkurve und Envelope Follower sollen sich selbst träge Klänge ordentlich zum Grooven bringen lassen. Die Kosten für das 2-pole sind mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 229 Euro erstaunlich gering, ob das Gerät dementsprechend billig klingt?

Rein ins Geschehen

Der Signalfluss des 2-pole ist komplett analog aufgebaut, jede Funktion verfügt über einen eigenen Schalter, Taster oder Drehregler. Die Verarbeitung ist solide und für den aufgerufenen Preis tadellos, im Gegensatz zu gängigen Edelboliden besitzen die Potentiometer allerdings ein wenig Spiel. Eingangssignale werden mittels 6,3-mm- Klinkenbuchse zugespielt, der ein Vorverstärker nachgeschaltet ist. Er kann Audiomaterial um bis zu +30 dB im Pegel anheben, neben Line-Equipment lassen sich auch Instrumente wie E-Gitarren direkt anschließen. Extremeinstellungen fügen Signalen bereits hier eine gute Portion Sättigung beziehungsweise Verzerrung hinzu.

Kernschmelze

Als erste Bearbeitungsstufe steht der Rectifier im Signalweg. Er spiegelt die untere Halbwelle von Signalen nach oben, was zu einem ausgehöhlten Sound mit teilweise recht schroffen Höhen führt. Mittels Dry/ Wet-Regler kann man die Intensität der Klangveränderung bestimmen. Anschließend folgt das Multimode-Filter. Bei ihm hat man die Auswahl zwischen Hoch-, Band- und Tiefpass mit jeweils 12 dB Flankensteilheit, ein Schalter erlaubt schnelle Wechsel zwischen den Charakteristika. Die Resonanz geht schon ab circa 12-Uhr-Stellung des entsprechenden Potis in die Selbstoszillation, der weitere Weg transformiert ihren Klang von einer Sinusähnlichen Schwingung in Richtung Rechteck. Trotz dieses vergleichsweise aggressiven Verhaltens zeigt sich die Resonanz selbst bei hohen Werten noch musikalisch, tiefe Frequenzen werden durch sie nicht nennenswert ausgedünnt. Ansonsten wirkt das Filter wohlwollend und rund, neben einzelnen Instrumenten eignet es sich auch sehr gut für Subgruppen und Summen. Nachstehend wurde dem 2-pole eine Drive-Stufe implementiert, um Audiomaterial weiter zu sättigen beziehungsweise zu verzerren. Im Gegensatz zum Vorverstärker sind an dieser Stelle auch brachiale Ergebnisse machbar, der Klang bleibt trotzdem immer angenehm und voll. Zu guter Letzt wird dann die Ausgangssektion mit Lautstärke-Regler durchlaufen, bevor das 2-pole die bearbeiteten Signale an einer weiteren 6,3-mm-Klinkenbuchse ausgibt. Ein Hardware-Bypass erlaubt es, sämtliche Baugruppen schnell aus dem Signalweg zu entfernen.

Bewegung!

Die Modulatoren von Waldorfs Neuerscheinung wirken auf die Filterfrequenz ein. Der LFO bietet lediglich eine Dreieck- Wellenform, mit Gemütlich, Slow und Fast sind dafür drei Geschwindigkeitsbereiche vorhanden. Die ersten beiden liefern langsame bis schnelle Parameterfahrten, der dritte arbeitet im Audiobereich. Mit dieser Einstellung lassen sich Ergebnisse ähnlich eines Bitcrushers erzielen, ein toller Zusatz für Klangexperimente.

Kurvig

Die Env-Sektion des 2-pole bietet drei Modi. Zwei davon lassen die Verwendung als Hüllkurve mit Attack-, Hold- und Decay-Parametern zu. Hold regelt hierbei entweder die Dauer zwischen ansteigender und abfallender Steuerspannung oder legt die Zeit fest, die zwischen zwei Trigger- Vorgängen vergehen muss. Ausgelöst wird die Hüllkurve wahlweise durch eingehendes Audiomaterial, wobei der Schwellenwert regelbar ist, oder manuell per Trigger-Schalter. Der dritte Modus erlaubt die Nutzung als klassischen Envelope Follower. Dank CV- und Gate-Eingängen kann man die Env-Sektion und die Grenzfrequenz des Filters auch mit Steuerspannungen oder Audiomaterial von externem Equipment beeinflussen. 

Fazit

Mit dem 2-pole ist Waldorf ein exzellentes Kreativ-Werkzeug gelungen, das weit mehr kann als nur einfache Filtereffekte zu erzeugen. Der LFO und die Hüllkurven-/ Envelope-Follower-Kombination machen erstaunlich facettenreiches Sounddesign möglich. Klanglich spielt das Gerät trotz seines günstigen Preises in der Oberliga. Im Test wusste das 2-pole sowohl auf Schlagzeug und Synthesizern wie auch Aufnahmen akustischer Instrumente zu begeistern. Wer es experimentell mag, kann es auch mit Geräuschen oder Sprache füttern.

Bewertung
Name
Waldorf 2-pole
Pro
  • kompaktes Design
  • hervorragende Klangqualität
  • mit Vorverstärkern
  • wohlklingendes Multimode-Filter
  • flexible Resonanz
  • vielschichtige Modulatoren
Preis
229 EUR
Bewertung
(100%)
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