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Test: Tone2 Warlock - Der Supersynth dank eigenständigem Konzept?

Warlock hat keinen klassischen Synthesizer als Vorbild, sondern basiert auf einem eigenständigen Design und Konzept und überzeugt mit charakteristischem Sound und direkter Bedienung.

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Harmonic Content Morphing

Auf den ersten Blick wirkt Warlock mit zwei Oszillatoren, Filter, ADSR-Hüllkurven und LFO wie ein weiterer virtuell-analoger Synthesizer, unter der Haube hat er aber einige Besonderheiten zu bieten. Die Klangerzeugung nennt sich Harmonic Content Morphing und basiert auf der Analyse der harmonischen Spektren von akustischen Instrumenten wie Gitarre oder Klavier, aber auch elektronischen Instrumenten wie einem Synthesizer. Jeweils 256 dieser Spektren-Momentaufnahmen (Snapshots) wurden in die 84 „spectrum-tables“ gepackt, die sich für jeden der beiden Oszillatoren auswählen lassen. Ähnlich wie bei einem Wavetable-Synthesizer lassen sich diese spectrum-tables modulieren und zwischen den einzelnen Snapshots morphen. Die Tables lassen sich auf verschiedenste Arten loopen, auch synchron zum Songtempo. 25 Modifier stehen zur weiteren Klangveränderung zur Verfügung. Sie reichen von Oktavdoppelung über FM und Sync bis hin zu Rotationen durch die Spektren. Eine extrem flexible Hypersaw-Funktion und eine Stereo-Option sorgen für breite, fette Sounds. Mit dem Partials-Regler morphen Sie den Sound von einer einfachen Sinuswelle bis hin zu einem obertonreichen, komplexen Sound. Der eingebaute Ringmodulator kann ebenfalls für zusätzliche Obertöne sorgen, ein Suboszillator bringt zusätzliches Fundament, Breathy lässt den Sound im Stile digitaler Klassiker wie D-50 oder K1 röcheln.

Eigenständiger Digitalsound

Diese Aufzählung lässt nur erahnen, welche Möglichkeiten Warlock bereits auf Oszillatorebene bietet. Und das Ganze ist ja auch noch zweifach vorhanden. Der Grundsound hat uns dabei gut gefallen. Trotz verschiedener Warm-Modifier hört man zwar immer den typischen, immer einen Tick plastikhaften und digitalen Sound heraus, der Tone2-Synthesizer auszeichnet. Für ultra-realistische Nachbildungen von analogen Klassikern würden wir daher zu anderen Plug-ins greifen. Warlock bietet dafür aber einen sehr durchsetzungsfähigen und eigenständigen Sound, der ein wenig an die CZ-Klassiker von Casio erinnert, in den klanglichen Möglichkeiten aber natürlich meilenweit darüber hinausgeht und sich auch angenehm von der aktuellen Schwemme an Wavetable-Synthesizern abhebt.

Filter, Effekte, Arpeggiator

Die Filter-Sektion wirkt dagegen schon fast konventionell, obwohl sie mit einer zweistelligen Anzahl an unterschiedlichen Filtertypen aufwarten kann. Von Tief-, Hoch- und Bandpass über Resampler und Aliaser bis hin zu Resonator und verschiedenen Vocal-Filtern reicht das Spektrum. Die klassischen Filtertypen klingen solide, ohne sich mit speziellem Charakter aufzudrängen. Das ist im Zusammenspiel mit den Oszillatoren, die ja bereits eine sehr komplexe und eigenständige Klangbasis liefern, aus unserer Sicht auch völlig ausreichend. Mit Drive können Sie das Ganze auch noch zusätzlich ein wenig Andicken. Gut gefallen hat uns das Filter im Zusammenspiel mit den schnellen Hüllkurven, knackige Bässe sind für Warlock kein Problem.

Auch ein Effektgerät mit zwei Slots ist an Bord. Zur Auswahl stehen jeweils Hall, Delay, Modulationseffekte und Verzerrer, teilweise auch in Kombination. Als Spielhilfe gibt es einen Arpeggiator, der neben verschiedenen Rhythmus-Pattern auch mit Akkordfunktion und Gater aufwarten kann.

Direkte Bedienung

Trotz der umfangreichen Möglichkeiten hat der Entwickler es geschafft, alle klangformenden Parameter auf einer Seite unterzubringen. Die Bedienung geht daher schnell von der Hand und auch ohne Studium der Anleitung waren wir direkt in der Lage, dem Synthesizer spannende Sounds zu entlocken. Die spectrum-tables und deren Zusammenspiel mit den verschiedenen Modifiers wollen natürlich erforscht werden, und am Anfang kommen auch oftmals erfreuliche Zufälle zustande. Mit der Zeit versteht man das Zusammenspiel aber immer besser und kann die Möglichkeiten auch ganz bewusst ausschöpfen. Und diese Möglichkeiten sind wirklich grenzenlos. Von digitalen Sounds aus der Anfangszeit der Digitalsynthesizer (D50, K1, CZ-1) über schneidende EDM-Leads bis hin zu komplexen Klangcollagen ist hier einiges drin.

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Fazit

Warlock bietet ein eigenständiges Konzept, um durchsetzungsfähige Sounds jeglicher Art zu erstellen. Klanglich bewegt er sich zwischen alten Digitalklassikern wie Roland D-50 oder Casio CZ-1 und modernen Wavetable-Synthesizern wie Serum und findet dadurch seinen speziellen Platz im Track. Großer Pluspunkt dabei ist, dass der Synthesizer trotz der komplexen Möglichkeiten leicht zu bedienen ist und zum Klangschrauben einlädt. Zum aktuellen Preis von 59 Euro kann man hier nichts falsch machen!

Bewertung
Name
Tone2 Warlock
Website
Pro
  • eigenständiges Konzept
  • direkte Bedienung
  • charakteristischer Sound
  • flexible Oszillatoren
  • Stereo-Optionen
Preis
59 EUR
Bewertung
(93%)
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