Test

Test: Roland VT-3

Die Aira-Familie wächst: Zum x0x-Revival in Form der TB-3 und TR-8 gesellt Roland einen kompakten Voice Transformer. Der kleine Schwarze für unterwegs – oder eher ein Stubenhocker?

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Wie schon für die vorangegangenen Aira-Modelle stand auch beim VT-3 ein Klassiker Pate: der Boss VT-1. Das Effektgerät etablierte sich schnell als Geheimwaffe zum Verfremden von Vocals, wurde von den Machern aber auch emsig für andere Sounds und Loops verwendet. Das Grundprinzip des VT-3 ist dabei gleich geblieben: Ein externes Signal wird analysiert, mit verschiedenen Algorithmen bearbeitet und der resultierende Effekt mit dem Original vermischt. Jedoch wurde beim Neuling nicht einfach nur das Retro-Orange des VT-1 durch den Aira „Tron Look“ ersetzt, sondern gleich einige neue Funktionen eingebaut.

Der Newcomer

Der VT-3 bietet zehn verschiedene Algorithmen, die neben Auto-Pitch, Vocoder und Megaphone auch Überraschungen wie Synth, Lead und Bass zur Wahl stellen. Zwei dedizierte Regler erlauben den Zugriff auf Tonhöhe und Formanten des jeweils gewählten Effekts. Das verfremdete Signal wird anschließend beigemischt und bei Bedarf mit einem internen Reverb garniert. Letzteres kann zwar lediglich in der Intensität variiert werden, doch es klingt superb und ist weit mehr als nur ein Bonus. Drei Presets lassen sich speichern und per Button umgehend abrufen.

Anschlüsse

Die Rückseite des Geräts zeigt sich erstaunlich anschlussfreudig: So finden sich hier neben dem Mikrofon-Eingang mit großer Klinke ein Stereo-Ausgang, die USB-Schnittstelle, ein Fußpedal-Eingang, Phantomspeisung für Mikrofone und ein Kensington Security Slot zum Sichern des Equipments. Der Stereo-Ausgang kann wahlweise auch als Mono-/Bypass-Ausgang fungieren, wobei Originalsignal und Effekt dann jeweils getrennt voneinander in mono ausgegeben werden. Wie schon bei den anderen Aira-Geräten kann auch der VT-3 als vollwertiges Audiointerface genutzt werden – klasse! Ergänzend zur Rückseite finden sich frontseitig noch jeweils ein Mikrofon-Eingang und Kopfhörer- Ausgang als Miniklinke.

Klangliches

Der VT-3 ist zur Verfremdung verschiedenartigster Sounds geeignet. So verwandeln die Effekte Auto-Pitch und Vocoder erwartungsgemäß eine Stimme und richten sich klanglich nach dem eingehenden Signal. Den Begriff Auto-Pitch darf man allerdings nicht mit Autotune vergleichen. Eine Tonhöhenkorrektur findet zwar statt, typische Effekte à la Cher kommen dabei aber nicht heraus. Rein technisch ist dies auch nicht möglich, denn dazu müsste das Gerät mit den gewünschten Noten gefüttert werden können. So ist man auf den Pitch-Regler und eine einfache Formantenkorrektur beschränkt. Das betrifft auch den Vocoder, der die Stimme zwar verformt, mit einem echten Vocoder aber nur wenig zu tun hat. Hierfür fehlt schlicht das externe Signal, üblicherweise eine Fläche oder andere melodische Sounds.

Praxis

Abgesehen von diesen Einschränkungen klingen die Effekte interessant und vor allem vielfältig. Mal sprechen wie Darth Vader? Easy. Oder Micky Maus? Sowieso kein Problem. Neben diesen eher simplen Verwandlungen fördern die Modi Megaphon, Radio und vor allem die oben genannten Effekte Auto-Pitch und Vocoder extrem abgefahrenes Klangmaterial zutage. Sogar an die Begleitung von Gesang wurde gedacht, denn Synth, Lead und Bass sind Programm: Sie generieren eine Kopie der gesungenen Melodie mit dem jeweils gewählten Sound. Und wer es gern etwas härter mag, dreht einfach den Mic-Sens-Regler auf, bis das Eingangssignal zu zerren anfängt. Dazu macht es einen Heidenspaß, den VT-3 mit allen denkbaren Klängen zu füttern und die verschiedenen Effekte auszuprobieren. Am Ende kommt fast immer ein interessantes Ergebnis heraus. Dank der einfachen Bedienung lassen sich Einstellungen jederzeit schnell reproduzieren. Ein großer Bonus im Vergleich zu Plug-ins ist dabei auch der Live-Faktor, denn man ist permanent am Drehen und Schrauben. 

Fazit

Als Zielpublikum dürfte Roland nicht nur Alleinunterhalter und Sänger im Visier haben. Denn zum einen ermöglicht der „kleine Schwarze“ auch Hobby-Vokalisten das Performen auf der Bühne und zum andern lassen sich Live-Sets prima durch das Gerät schleifen und mit Effekten schmücken. Dank der flexiblen Anschlussmöglichkeiten ist der VT-3 für jeden Fall gerüstet und nebenbei spart man noch das Audiointerface für unterwegs. Doch auch im Studio macht das Gerät Sinn und dank des kompakten Gehäuses findet sich überall ein Platz. Wer einen Ersatz für professionelles Autotune sucht, wird hier nicht fündig. Davon abgesehen spricht aber kein (rationales) Argument gegen die Anschaffung. Spaßfaktor und Qualität sind in hohem Maße vorhanden, und das zu einem günstigen Preis. Top!

Bewertung
Name
Roland Aira VT-3
Pro
  • gute Effekte
  • viele Anschlüsse
  • Audiointerface
  • tolles Reverb
  • Live-Feeling
Contra
  • Vocoder/Auto-Pitch eingeschränkt
Preis
210 EUR
Bewertung
(92%)
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