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Test: Behringer TD-3-MO - Was kann der Acid Klon?

TD-3-MO ist eine erweiterte Version des TB-303-Klons, die auf der beliebten Devil-Fish-Modifikation mit Filter-FM, Overdrive und vielen weiteren Extras basiert.

Mit der TD-3-MO stellt Behringer eine erweiterte Version seines TB-303-Nachbaus vor. Das „MO“ steht hier für „Modded Out“, denn es handelt es sich um eine modifizierte Version mit zahlreichen neuen Features, die auf den beliebten Devil-Fish-Modifikationen des Originals basieren.

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Hierzu gehören erweiterte Filterfunktionen inklusive FM, ein Suboszillator, Overdrive und anpassbares Accent-Decay, die dem kleinen Kultsynthesizer zu abwechslungsreicheren Sounds verhelfen. Die unverbindliche Preisempfehlung ist trotz der vielen neuen Funktionen gerade einmal 50 Euro höher als für die unmodifizierte Variante, beim Straßenpreis liegen derzeit etwa 100 Euro Differenz zu der mittlerweile bei teilweise unter 100 Euro neu erhältlichen TD-3.

Kein Batteriebetrieb

Die TD-3-MO sitzt im gleichen etwas klobig wirkendem Gehäuse aus billigem Plastik wie die TD-3 und wiegt nicht einmal 800 Gramm, entsprechend spielzeugmäßig wirkt das Ganze beim Auspacken. Dieser Eindruck verfliegt aber schnell, sobald man die kleine Silberkiste angeschlossen und die ersten Basslines abgefeuert hat - dazu später mehr.

Die Regler sind ebenfalls aus einfachem Plastik und nicht mit dem Gehäuse verschraubt, aber auch hier muss man den günstigen Preis im Auge behalten. Leider ist auch bei der modifizierten Version im Gegensatz zum Original kein Batteriebetrieb möglich, um das Gerät etwas zu beschweren und stromabhängig betreiben zu können.

USB, MIDI, Editor

USB und MIDI bringen die TD-3-MO anschlusstechnisch in die heutige Zeit. Die TD-3-MO empfängt MIDI-Signale über den klassischen MIDI-Eingang und lässt sich daher unabhängig vom internen Sequenzer wie ein normaler Synthesizer spielen oder zur MIDI-Clock synchronisieren. Die zweite MIDI-Buchse sendet die MIDI-Signale des Sequenzers wieder heraus oder schleift eingehende Signale durch. Als Neuheit der MO-Version lässt sich das Filter per MIDI-CC steuern und so Filterfahrten in der DAW automatisieren!

Der USB-Anschluss kann ebenfalls als MIDI-Interface dienen, Audiosignale wie bei Rolands eigenem Nachbau TB-03 aus der Boutique-Serie werden allerdings nicht übertragen.

Software-Tool

Über den USB-Anschluss kommuniziert die TD-3 auch mit der kostenlosen Synthtribe-Software von Behringer, das neben Systemeinstellungen die Bearbeitung von Sequenzen in einer übersichtlichen Pianoroll erlaubt. Da der nicht unbedingt einfach zu programmierende Sequenzer der TB-303 unverändert in die TD-3-MO übernommen wurde, ist diese zusätzliche Option gerade für 303-Anfänger hilfreich.

Zusätzliche CV-Anschlüsse

Die analogen Anschlüsse der TB-303 finden sich auch bei der TD-3-MO wieder, sind allerdings auf die Oberseite gewandert. Die CV/Gate-Ausgänge erlauben das Steuern von anderem Analog-Gear inklusive eines Modularsystems mit dem eingebauten Sequenzer. Bei der MO-Version ist zusätzlich ein CV-Ausgang für den programmierbaren Accent hinzugekommen, der sich zur Betonung einzelner Steps z. B. auf VCA- oder Filtereingang eines externen analogen Klangerzeugers legen lässt. Ebenfalls neu sind die Eingänge für CV und Gate, um die TD-3-MO mit anderem Equipment anzusteuern und den etwas komplizierten Sequenzer durch einen klassischen und einfach zu bedienenden Analogsequenzer zu ersetzen. Passend dazu gibt es jede Menge zusätzliche CV-Modulationseingänge für Accent, Slide, Filterfrequenz und Filter-FM. SYNC In sorgt für die Synchronisation des internen Sequenzers zu einer analogen Clock.

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Filtereingang

Wenn Sie ein externes Audiosignal an die FILTER-IN-Buchse anschließen, wird es in die Klangerzeugung der TD-3 eingeschleift und kann dann mit dem Filter und den Effekten bearbeitet werden. Da die TD-3 nur über einen Oszillator verfügt, wäre z. B. das Einschleifen eines zusätzlichen Oszillator-Moduls für breitere verstimmte Klänge interessant. Bei Mittelstellung lässt sich der interne Oszillator auch komplett ausblenden.

Sub-Oszillator

Die TD-3-MO besitzt die klassischen sieben Regler der TB-303 für Tune, Cutoff, Resonanz, Envelope, Decay und Accent. Basis der rein analogen Klangerzeugung ist ein Oszillator, der wahlweise die Wellenformen Sägezahn oder Rechteck zur Verfügung stellt. Bei der MO-Variante kann zusätzlich noch ein Sub-Oszillator für das tiefe Bassfundament in drei Lautstärkestufen hinzu geschaltet werden. Dies sorgt für einen deutlich satteren Sound und macht die TD-3 auch zu einer Empfehlung für andere Musikstile als Acid, Techno und House, denn der rohe analoge Bass sorgt für eine gute Basis im tiefen Frequenzbereich.

Charakterfilter

Das Oszillator-Signal gelangt in das Tiefpassfilter, dessen Frequenz und Resonanz sich über zwei weitere Regler einstellen lässt und dessen charakteristischer Klang mit dem prägnanten Pfeifen, Zwitschern und Kreischen bei hoher Resonanz für den Erfolg der TB-303 verantwortlich ist. Die Mini-Hüllkurve lässt sich in der Decay-Zeit sowie Modulationsstärke regeln. Der letzte Regler schließlich bestimmt, wie stark ein im Sequenzer programmierter Accent auf diverse Parameter der Klangerzeuger wirkt. Accent verkürzt dann unter anderem die Decay-Zeit bis auf ein Minimum für das 303-typische Bellen und Schnappen.

Erweiterte Hüllkurve

Auch bei diesem wichtigen Decay-Parameter sorgt die Modifikation für mehr Flexibilität, denn mit zwei zusätzlichen Reglern lässt sich die Abklingzeit für akzentuierte und nicht-akzentuierte Noten individuell anpassen. Eine LED zeigt mit wechselnder Helligkeit den aktuellen Status der Hüllkurve an. Und mit Soft-Attack können Sie den Attack weicher machen, also die Einschwingzeit der Hüllkurve für Noten ohne Accent verlängern.

Es ist erstaunlich, welche klanglichen Auswirkungen diese zunächst unspektakulär wirkenden zusätzlichen Optionen haben können – plötzlich entstehen Sequenzen, die eben nicht auf Anhieb als typisch 303 erkannt werden.

Filtertracking und FM

Und es gibt noch mehr Funktionen, um die relativ simple Klangerzeugung der TB-303 aufzupeppen. Mit Filter-FM modulieren Sie die Filterfrequenz mit dem ausgehenden Audiosignal, was für zusätzliche Obertöne sorgt. Filtertracking sorgt dafür, dass bei höher gespielten Noten das Filter weiter geöffnet und diese dadurch wie bei einem echten Instrument mehr hohe Frequenzen besitzen, was bei Basslinien für mehr Lebendigkeit und im Mix besser kontrollierbaren Sound sorgen kann. Zudem lässt sich auf diese Weise das Filter bei hoher Resonanz dank Selbstoszillation wie ein Sinus-Oszillator tonal spielen. Der eigentliche Oszillator kann hierfür komplett abgeschaltet werden, wahlweise fügen Sie den Suboszillator hinzu und erhalten Sounds, die man von einer TB-303 gar nicht erwarten würde.

Sättigungseffekt

Auch der in zwei Stufen zuschaltbare Muffler-Effekt erweitert das klangliche Potential der TD-3-MO. Hiermit wird die Lautstärke vor dem VCA erhöht, die Verstärkerstufe also heißer angefahren. Das sorgt für einen Sättigungseffekt, der vor allem bei hohen Resonanzwerten gut zu hören ist. Hohe Frequenzspitzen, die durchaus auch die Ohren bluten lassen können, werden hierdurch abgesenkt und die TD-3 klingt hierdurch weniger spitz.

TB-303-Sequenzer

Der Sequenzers und dessen Bedienelemente sind identisch zur unmodifizierten TD-3 bzw. der originalen TB-303. Dieser spezielle und auf den ersten Blick wenig intuitive Sequenzer ist ein mindestens ebenso wichtiger Bestandteil der beliebten 303-Sequenzen wie die Klangerzeugung und hat maßgeblichen Anteil an den markanten, stets angenehm groovigen und lebendigen Basslines – obwohl oder gerade weil man selten so richtig weiß, wie es im Endeffekt klingen wird. Eine direkt per Tastendruck erreichbare Random-Funktion sorgt bei Bedarf für zufällige Pattern.

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Slides und Accents

Vor allem die Mischung aus Slides und Accents sorgt für den unvergleichlichen Groove, der für den Erfolg der TB-303 verantwortlich ist. Und in diesem Bereich hat die TD-3-MO ebenfalls spannende neue Funktionen zu bieten, um die Sequenzen flexibler zu gestalten. Ein gesetzter Akzent wirkt grundsätzlich nicht nur auf die Decay-Zeit, sondern auch auf die Resonanz. Bei der TD-3-MOD können Sie mit Accent Sweep diesen Effekt entweder noch verstärken oder abschalten. Ebenfalls neu sind die regelbare Slide-Time und Sweep Speed. Hiermit passen Sie für Steps mit gesetztem Slide die Geschwindigkeit an, mit der die Tonhöhe von einer Note zur nächsten gleitet. Sweep Speed arbeitet dabei relativ zur Länge und Geschwindigkeit.

Eingebauter Verzerrer

Auch der MO-Version hat Behringer am Ende der Signalkette einen analogen Verzerrer spendiert, der sich am beliebten Fußpedal DS-1 Distortion von Boss orientiert. Regelbar sind die Stärke der Verzerrung sowie die Lautstärke des Effekts. Hinter dem Tone-Regler versteckt sich ein 1-Knob-Equalizer: Bei Drehung nach links wird der Klang dumpfer und satter, bei Rechtsdrehung wird der Bass zu Gunsten der Höhen zurückgenommen und die TD-3 setzt sich besser in vollen Mixen durch.

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Fazit

Wie die unmodifizierte TD-3 kann auch die TD-3-MO das legendäre Original klanglich überzeugend nachzubilden. Der Oszillator klingt druckvoll, die Filterresonanz zirpt und zwitschert und kann auch richtig pfeifen und kreischen. Der originalgetreue Sequenzer tut sein Übriges, um die klassischen TB303-Sequenzen überzeugend nachzuspielen. Dank der Devil-Fish-Modifikationen lässt sich der Sound aber noch flexibler an den Sequenzer anpassen. Die erweiterte Klangerzeugung mit Suboszillator und Filter-FM sowie die zusätzlichen CV-Eingänge erlauben zudem in Verbindung mit anderem Equipment auch den Einsatz als Bass-Synthesizer abseits der bekannten Acid-House und Techno-Sequenzen, denn die TD-3-MO bietet überzeugenden ­rohen ­Analogsound.

Bewertung
Name
Behringer Behringer TD-3-MO
Website
Pro
  • authentischer 303-Klang
  • Suboszillator
  • Filter-FM
  • Attack/Decay/Slide anpassbar
  • Muffler-Effekt
  • CV-EingängeJ Filter reagiert auf MIDI-CC
  • günstiger Preis
Contra
  • billiges Plastikgehäuse
  • kein Batteriebetrieb
Preis
249 EUR
Bewertung
(92%)
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