Test

Novation SL MkIII: geniales MIDI-Keyboard begeistert im Test

Die Neuauflage des MIDI-Controller-Keyboards Novation SL MkIII kombiniert Funktionen des NI Komplete-Keyboards, Ableton Push und Arturia BeatStep Pro zu einer flexiblen Steuerzentrale. Kann das alles überzeugen?

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Features:
  • Masterkeyboard mit 49/61 Tasten
  • Anschlagdynamik, Aftertouch
  • 8 Fader, 8 Encoder
  • 16 Touchpads
  • Polyphoner 8-Spur-Sequenzer
  • Scale/Arp-Funktion
  • USB, MIDI, CV/Gate
  • Softwarebundle mit Ableton Live Lite u.a.

Novation hat in der dritten Auflage das Konzept des Controller-Keyboards deutlich modernisiert. Acht Fader, acht Encoder und zahlreiche Taster lassen sich mit verschiedenen MIDI-Befehlen belegen, um beispielsweise Hardware-Synthesizer zu steuern. Hinzu gekommen ist die tiefe Integration in die DAW, was derzeit insbesondere Nutzern von Ableton Live eine umfangreiche Steuerung erlaubt. Hilfreich hierbei sind die 16 mehrfarbig beleuchteten Pads, mit denen sich Clips aufnehmen und abfeuern lassen, während die Regler die Parameter der gewählten Device steuern. Mit den Fadern wird die Lautstärke von acht Kanälen gleichzeitig angepasst, die Sie mit den Tastern stumm und solo schalten. Die mehrfarbigen LEDs über den Tasten sind zweifellos inspiriert vom Light Guide in Native Instruments Komplete Keyboards und zeigen nicht nur die gerade gespielten Noten oder verschiedene Split-Bereiche der Tastatur an, sondern bei Beschränkung auf bestimmte Tonleitern die passenden Noten.

Alleinstellungsmerkmal der SL MkIII ist der eingebaute Stepsequenzer mit acht Spuren, der neben Noten auch Reglerbewegungen aufnimmt und sowohl per MIDI als auch CV/Gate externe Klangerzeuger ansteuert.

Novation SL MKIII: Gute Tastatur und Pads

Novation SL MKIII ist wahlweise mit 49 oder 61 Tasten erhältlich. Der britische Hersteller greift dabei nicht wie viele Konkurrenten auf eine Tastatur aus dem Hause Fatar zurück, sondern setzt auf eine Eigenentwicklung. Das Keyboard ist ein wenig straffer gewichtet als die Fatar-Tastatur in den Komplete Keyboards, die uns persönlich etwas besser gefällt - aber das ist natürlich auch Geschmackssache. Wir würden die Qualität der anschlagdynamischen und mit Aftertouch ausgestatteten Tastatur im gehobenen Mittelfeld einstufen. An Spielhilfen gibt es ein Modulationsrad und einen Pitchbender, die vergleichbare Qualität aufweisen. Joystick und Touchpad sind gegenüber den Vorgängern leider weggefallen. Dafür verfügen die beiden Wheels über eine mehrfarbige Beleuchtung. Das ist in Verbindung mit dem Sequenzer sinnvoll, da der Wechsel von blauer zu roter Farbe anzeigt, wenn Pitchbend- oder Modulationsdaten in der Sequenz aufgenommen wurden. Über verschiedene Velocity-Kurven lässt sich die Anschlagdynamik an Ihre persönliche Spielweise anpassen. Die 16 Pads sind druckdynamisch und mit den in anderen Novation-Produkten wie dem Circuit verbauten Pads vergleichbar.

USB, MIDI und CV/Gate

Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite, hier zeigt sich die SL MkIII erfreulich vielseitig. Es gibt einen MIDI-Eingang sowie zwei MIDI-Ausgänge, wobei sich der zweite auch als Thru-Buchse konfigurieren lässt. Drei Pedal-Anschlüsse für Sustain, Expression und einen Fußschalter für handlose Steuerung der Transportfunktionen und Halten von gespielten Noten und Arpeggiatos stehen zur Verfügung.

Als Besonderheit bietet das Keyboard auch sieben analoge Steuerausgänge. Es gibt ein in doppelter Ausführung vorhandenes Trio aus CV/Gate und Mod-Ausgang, was die Ansteuerung zweier analoge Synthesizer über separate Spuren des Sequenzers unabhängig voneinander erlaubt. Mit den Mod-Ausgängen können Sie zusätzlich beispielsweise die Filterfrequenz modulieren, wenn ein entsprechender Eingang am Synthesizer vorhanden ist. Der verbleibende analoge Ausgang sendet ein Clock-Signal zur Synchronisierung mit analoger Hardware wie Sequenzer und Drumcomputer. Die Stromversorgung erfolgt über das mitgelieferte externe Netzteil, eine Stromversorgung per USB wie beim aktuellen Komplete Keyboard oder KeyLab ist leider nicht möglich.

Drei Sektionen, 64 Sessions

Die Oberfläche ist in drei Sektionen unterteilt. Der linke Bereich enthält die Tasten für die internen Funktionen wie Presets, Splits, Sequenzer, Arpeggiator und Tonleitern. Im mittleren Bereich sind die 16 Pads sowie acht Endlosregler nebst Tastern platziert, deren Funktion und aktueller Wert sich über vier Displays ablesen lässt. Jedes Display zeigt die Einstellungen zweier Taster und der beiden darüber liegenden Regler an, ein fünftes Display dient als globale Anzeige. Der jeweilige Regler wird durch eine einfache Grafik im Ableton-Style symbolisiert und zeigt auch den aktuellen Wert sowie die aufgenommenen Automationen durch entsprechende Animation an, aufwändigere Grafiken und virtuelle Echtzeit-Pegelanzeigen wie bei Push oder Komplete Kontrol MK2 werden aber nicht unterstützt.

Im rechten Bereich finden Sie die acht Fader nebst Taster sowie die Transportsektion.

SL MkIII speichert bis zu 64 Sessions, die jeweils ein Controller-Template sowie 8 Spuren umfassen. Jede dieser 8 Spuren verfügt über einen eigenen Sequenzer mit 8 verschiedenen Pattern. Damit ist die SL MkIII auch als Steuerzentrale für einen Live-Gig geeignet, zumal Sie verschiedene Sessions und Pattern unkompliziert direkt über die Pads wählen können.

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Polyphoner Sequenzer mit acht Spuren

Ein Sequenzer-Pattern kann bis zu 16 Steps lang sein. Es wird entweder in Echtzeit eingespielt oder über die 16 Pads programmiert, die beim Abspielen auch als Lauflicht dienen. Die Bedienung ist intuitiv gelöst und vom Circuit bekannt. Noten werden gesetzt, indem Sie das dem jeweiligen Step zugeordnete Pad drücken und dann die passende Taste auf dem Keyboard spielen. Dies funktioniert auch umgekehrt: Spielen Sie eine Taste auf der Tastatur und drücken Sie dann ein oder mehrere Pads, wird die gespielte Note dann auf diese Steps gesetzt. Der Sequenzer ist polyphon, es können also auch Akkorde aufgenommen werden. Bis zu acht Noten sind pro Step möglich.

Die programmierten Steps lassen sich mit den acht Reglern in Anschlagdynamik und Länge verändern, wahlweise bearbeiten Sie damit die Steps 1-8 oder 9-16 gleichzeitig. Drücken Sie bei gestopptem Sequenzer eines der Pads, hören Sie die programmierte Note und die LED über der zugehörigen Taste des Keyboards leuchtet auf. Drücken Sie diese beleuchtete Taste, löschen Sie den Step. Drücken Sie eine oder mehrere andere Tasten auf dem Keyboard, werden diese dem Step hinzugefügt. So können auch nachträglich Akkorde eingespielt oder Noten unkompliziert geändert werden.

Motion-Record und Polyrhythmen

Start- und Endpunkt einer Sequenz sind frei einstellbar, was auch kurze Pattern und Polyrhythmen erlaubt. Neben der Notenspur stehen pro Sequenz noch acht Modulationsspuren zur Verfügung. Wenn Sie bei der Aufnahme an einem der Regler oder den Wheels drehen, wird der diesem Regler zugewiesene MIDI-Controller aufgezeichnet. Dies kennt man als Motion-Record unter anderem von Korg-Synthesizern wie Minilogue und Volca. Da die Regler frei belegbar sind, können Sie auf diese Weise bis zu acht MIDI-steuerbare Parameter Ihres Hardware-Synthesizers oder VST-Plugins modulieren. Jede Sequenzerspur kann individuell auf USB, MIDI oder CV/Gate-Ausgänge geroutet werden. Bei letzterem funktioniert das zwangsläufig nur monophon und mit nur einer Modulationsspur. Parameter-Locks, also das gezielte Setzen von Modulationen auf einzelne Steps ist nicht möglich. Wenn man sich aber anschaut, welchen erweiterten Funktionsumfang Novation der Circuit-Familie im Rahmen von Updates nachgereicht hat, sind wir guter Hoffnung, dass in dieser Richtung noch einiges kommen wird.

Pattern Chain, Scale-Funktion und Arpeggiator

Mehrere Sequenzen lassen sich verketten, um längere Sequenzen zu ermöglichen. Auch dies geschieht direkt über die Pads. Eine Transponierung der Sequenz ist über die Scale-Funktion möglich. Hierüber können Sie auch die gespielten Noten auf eine bestimmte Tonleiter wie Dur oder Moll, aber auch exotischere Varianten beschränken. Sie haben dabei die Wahl, ob Noten außerhalb der gewählten Tonleiter auf den nächsten passenden Ton transponiert oder ganz weggelassen werden sollen. Die LEDs über den Tasten zeigen neben den gespielten Noten auch an, welche Noten zur gewählten Tonleiter gehören.

Neben dem Sequenzer steht auch ein Arpeggiator mit verschiedenen Abspielmodi zur Verfügung. Über die 16 Pads lassen sich einzelne Schritte des Arpeggios deaktivieren und so ganz einfach rhythmische Muster programmieren.

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MIDI-Controller und Masterkeyboard

Wie bei den Vorgängern können Sie auch beim SL MkIII alle Regler und Fader nebst zugehöriger Taster mit MIDI-Befehlen belegen, wobei sich das Keyboard flexibler als seine direkten Konkurrenten zeigt. Neben MIDI-CC wird auch NRPN unterstützt und die Taster können in einstellbaren Schritten weiterschalten, um z.B. verschiedene Wellenformen durchzuschalten. Die Drehregler werden dabei in zwei umschaltbare Gruppen unterteilt, sie können also 16 Parameter damit steuern. Auf diese Weise erstellen Sie umfangreiche Anpassungen für Ihre Synthesizer, wobei die Displays die Namen der zugeordneten Parameter sowie den eingestellten Wert anzeigen. Bis zu 64 solcher Templates lassen sich zum schnellen Wechseln im Gerät speichern. Sie können auch auf zahlreiche vorgefertigte Templates für die hauseigenen Instrumente wie Circuit und Bass Station, aber auch Korg Minilogue oder Elektron Rytm und Octatrack zurückgreifen. Die Erstellung eigener Templates ist aber nicht direkt am Gerät möglich, sondern erfolgt über die Components-Software, die schon vom Circuit bekannt ist und jetzt auch als eigenständige Browser-unabhängige Software verfügbar ist.

Verschiedene Zonen des Keyboards für Split- und Layer-Sounds lassen sich dagegen direkt am Keyboard programmieren. Dies wird durch die LEDs über den Tasten unterstützt, die durch unterschiedliche Farbgebung die einzelnen Zonen des Keyboards visualisieren.

DAW-Steuerung optimiert für Ableton Live

Mit der Novation SL MkIII ist jetzt auch eine erweiterte Steuerung Ihrer DAW möglich. Wie bei Komplete Kontrol MK2 profitieren hiervon aufgrund der tiefgehenden Integration vor allem die Nutzer von Ableton Live. Dies ist wenig verwunderlich, schließlich arbeiten beide Firmen schon länger zusammen und andere Novation-Produkte wie das Launchpad sind bereits perfekt auf Live abgestimmt. Nach einmaligem Einrichten von Ableton Live genügt ein Druck auf den InControl-Taster und die Regler, Fader und Taster steuern die Software. Die Regler sind für die Parameter der gewählten Device, z.B. ein Synthesizer- oder Effekt-Plug-in zuständig, können aber auch Panning und Send regeln. Mit den Fadern steuern Sie die Lautstärke von acht Kanälen gleichzeitig. Die darüber liegenden Taster schalten die Kanäle stumm oder solo, alternativ sind Sie für das Monitoring und Scharfschalten der Spur für die Aufnahme zuständig. Die aktuelle Funktion ist im rechten Display ablesbar. Mit den 16 Pads nehmen Sie Clips auf und triggern aufgenommene Clips, auch komplette Scenes lassen sich mit den daneben liegenden Tastern abspielen. Die mehrfarbigen Pads und Taster passen sich ebenso wie die Displays der Farbe der jeweiligen Spur in Live an, was die Sache deutlich übersichtlicher macht. Mit der Transportsektion steuern Sie die entsprechenden Parameter der DAW.

Auch für Reason gibt es ein spezielles Template, für Logic ist es in Planung. Andere DAWs lassen sich derzeit nur per Mackie-HUI-Protokoll einbinden. Die Grundfunktionalität (Lautstärke der Kanäle, Mute/Solo,Transportsektion) ist dann zwar auch gegeben, die tiefergehenden Funktionen wie Auswahl und Steuerung von virtuellen Synthesizern und Effekten mit voller Parameter-Anzeige, Triggern per Pads und Anpassung der Spurfarben bleiben aber Ableton Live vorbehalten.

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Fazit

Novation präsentiert eine gelungene Neuauflage seines altbewährten Controller-Keyboards. Während die Konkurrenz wie NI Komplete Kontrol S49/61 und Arturia KeyLab den Schwerpunkt auf die flüssige Bedienung der hauseigenen Software legt, zeigt sich das neue Novation-Keyboard universeller. Hiervon profitieren vor allem Nutzer von Ableton Live, die alle in die DAW geladenen virtuellen Instrumente und Effekte ohne den Umweg über weitere Software direkt vom Keyboard aus editieren und zudem mit den Pads Clips triggern können. Auch externe Hardware lässt sich durch umfangreich anpassbare MIDI-Templates flexibel steuern. Alleinstellungsmerkmal ist der eingebaute Sequenzer, der acht polyphone Spuren gleichzeitig bietet, per CV/Gate auch analoge Klangerzeuger ansteuert und Novation SL MkIII damit als Steuerzentrale für Studio und Bühne empfiehlt.

Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 156 erschienen.

Bewertung
Name
Novation SL MkIII
Pro
  • Flexibler MIDI-Controller
  • Polyphoner 8-Spur-Sequenzer
  • 5 Displays
  • Mehrfarbige Pads
  • Tastatur mit LEDs
  • DAW-Integration
  • 7 CV/Gate-Ausgänge
Contra
  • Externe Stromversorgung
Preis
599 (49 Tasten) EUR
Bewertung
(92%)
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