Ratgeber

So geht's: Harmonisches Mixing im Griff dank Camelot-Wheel

Akkorde und Harmonien sind ein essentieller Bestandteil des Trance. Durch raffiniert kombinierte Melodien lässt sich samt treibender Beats eine einzigartige Melange bis zur hypnotisierenden Wirkung entfalten. Um zu erkennen, welche Noten und Akkorde zueinander passen, kann ein Quintenzirkel ein dankbares Hilfsmittel sein. Wie sich ein Quintenzirkel auch für DJ-Gigs optimal einsetzen lässt, zeigen wir Ihnen jetzt.

Musik lebt von Spannungsbögen in der Komposition eines Songs. Diese entstehen in der Akkordfolge durch den Wechsel zwischen simplen (konsonanten) und komplexen (dissonanten) Tonfolgen. Durch den verändernden Abstand der Töne auf der Tonleiter zueinander, variieren auch die Akkorde. Doch nicht jeder Akkord harmoniert mit jedem Akkord. Die klangliche Verwandtschaft der Akkorde und Tonarten lässt sich jedoch an einem Quintenzirkel erkennen.

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Camelot-Grundlagen
Der einst im 18. Jahrhundert entwickelte Quintenzirkel ist ein Kreis von 12 Tönen, die jeweils im Abstand von einer temperierter Quinte angeordnet sind. Der DJ Mark Davis modernisierte den Quintenzirkel und vereinfachte ihn für die auflegende Zunft in Form des Camelot-Wheels. Dieses ist zwar mit dem klassischen Quintenzirkel und den 24 Tonarten identisch, jedoch wurde das Camelot-System farblich gekennzeichnet und um einen Zifferncode ergänzt. Prinzipiell gilt, dass der Buchstabe A die Tonart Moll (Minor) und B die Dur-Tonart (Major) impliziert. Beispiel: Ein E-Dur entspricht dem Zifferncode 12B, ein D-Moll erhält den Wert 12A.

Producing-Skills
Für Produzenten ist der Quintenzirkel beim Aufbau eines Arrangements von großer Bedeutung. Schließlich müssen beim Mixdown alle einzelnen Spuren im Gesamtmix miteinander rhythmisch und melodisch harmonieren. Tonlagen die sich reiben oder in der Oktavlage unpassend sind haben auch Auswirkungen auf das Frequenzspektrum, sodass möglicherweise suboptimale Einstellungen am Equalizer gewählt werden. Deshalb ist es wichtig, sich schon bei beim Einspielen oder Einprogrammieren von Akkorden in einer Piano-Rolle am Quintenzirkel zu orientieren. Insbesondere Einsteigern dürfte der Zirkel als Hilfestellung dienen. Häufig wird nach einem Akkord ein Quintensprung abwärts gewählt, so dass der Grundton nach dem ersten Akkord eine Quinte tiefer liegt. So könnte auf ein G ein C folgen, auf Dm folgt G, und auf ein Em wird Am verwendet etc. Ebenso passend wäre ein Terzschritt abwärts, sodass nach einem C ein Am folgt, von Am folgt dann F und auf Em würde C folgen.

Harmonie-Übergänge im DJ-Set
Software-Tools wie beispielsweise Mixed In Key zeigen anhand des Quintenzirkels sehr gut auf, welche umliegenden Harmonien zueinander passen. Nach der Analyse wird die erkannte Tonart in den ID3- bzw. Key-Tags des Songs gespeichert. Die errechneten Resultate können dann in einer DJ-Software wie Traktor Pro, rekordbox DJ oder Ableton Live verwendet werden. Bei manchen Programmen wird jedoch nur die erste Tonart erkannt, was im Falle eines Tonartwechsels im Song eher ungünstig ist. Für den Aufbau von Spannungsbögen sind Tonartwechsel innerhalb eines Songs aber wichtig. Die DJ-Software Serato DJ geht da mit gutem Beispiel voran, indem jeder Takt in der jeweils analysierten Tonart angegeben und passend eingefärbt wird. Für DJs, die somit nicht nur Beat-orientierte, sondern auch melodische Übergänge zwischen zwei Titeln schaffen wollen, können sich dann über die DJ-Software Songs aussuchen, die der gleichen oder nächstliegenden Tonart entsprechen. Angenommen, es wird momentan ein Song mit der Tonart 8A (A-Moll) abgespielt, so empfiehlt es sich als nächstes Stück entweder erneut einen Titel mit der Tonart 8A zu wählen oder auf benachbarte Tonarten wie 9A (E-Moll) oder 7A (D-Moll) oder auch 8B (A-Dur) harmonisch zu wechseln. Nicht wenige DJs sortieren ihr komplettes Case nach dem Camelot-System.

Melodische Mash-Ups
Deutlich schwieriger verhält es sich mit der Produktion von Bootlegs und Mash-Ups. Diese oft inoffiziellen Werke setzen sich gern mal aus drei bis fünf Acapella-Vocalspuren mit einem instrumentalen Stück mit verschiedenen Hooks zusammen. Auch wenn diese taktgenau auf den Beat abgestimmt sind, passen sie nicht immer zum harmonischen Verlauf der Bass-Spur oder den Lead-Akkorden. Für ein intaktes Mash-Up ist deshalb mit dem Quintenzirkel vorab zu prüfen, ob die Vocal-Spuren mit den Melodien harmonieren. Spielt beispielsweise eine Bassline die Noten C-C-C-C-A-A-A-A, dann empfiehlt sich ein Gesang in der Tonart C-Dur zu wählen. Alternativ wären auch Vocals in A-Moll als Paralleltonart denkbar. Es wäre sogar auch F-Dur als Subdominante möglich, weil C der Quinte von F-Dur entspricht.

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