Ratgeber

Spezial Studioakustik: Checkliste: Gute Akustik in 8 Schritten

Die Bässe dröhnen, die Höhen zischen, das Abmischen ist ermüdend und überhaupt klingen die Tracks einfach nicht so fett, wie sie sollten. Derartige Probleme sind fast ausnahmslos auf eine schlechte Akustik zurückzuführen. Doch egal ob Bedroomproducer oder Profi, wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Ohren schulen, um Problemquellen ­aufzuspüren, wie Sie Ihre Studio mit kleinem Budget perfektionieren und räumen dabei auch gleich mit allen ­Halbwahrheiten zur Akustik auf.

Beim Einrichten eines Studios oder der nachträglichen Verbesserung der Akustik lässt sich sehr gut analytisch und chronologisch vorgehen. Daher haben wir Ihnen eine Checkliste zusammengestellt, die sie Schritt für Schritt ­abarbeiten können, um am Ende die bestmögliche Abhörsituation zu erzeugen.

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Die Checkliste: Gute Akustik in 8 Schritten

Beim Einrichten eines Studios oder der nachträglichen Verbesserung der Akustik lässt sich sehr gut analytisch und chronologisch vorgehen. Daher haben wir Ihnen eine Checkliste zusammengestellt, die sie Schritt für Schritt ­abarbeiten können, um am Ende die bestmögliche Abhörsituation zu erzeugen.

1 // Raum erfassen

Zunächst gilt es, die Größen und Dimensionen des Raums festzuhalten: Längen, Breiten, Höhe und sonstige Besonderheiten. Falls Sie die Wahl haben, liefert ein größerer Raum übrigens die bessere Akustik, wenngleich es kostspieliger sein kann, diesen passend zu dämmen. Auch ist ein rechteckiges Format geeigneter als ein quadratisches, sofern sich das in die Planung mit aufnehmen lässt. Machbar sind beide Formen, sie unterscheiden sich dann etwas in der Art der akustischen Behandlung.Wie einleitend beschrieben hat jeder Raum seine eigenen Moden, die sich einerseits berechnen und andererseits messen lassen. Für Letzteres findest du den Room EQ Wizard in den Heft-Downloads und eine Anleitung auf den folgenden Seiten. Für Ersteres bietet Dr. J. Hunecke wiederum einen Rechner, um problematische Frequenzen eines Raums aufzuspüren.

2 // Ecken behandeln

Raumecken bieten per se großes Potenzial für überbetonte Bässe, lassen sich aber glücklicherweise relativ leicht mit Bassfallen bekämpfen. Also dicken Akustikmodulen, die auch Bässe schlucken können. Schaumstoff tut sich hier generell schwerer, weil er eher Mitten und Höhen dämmt. Weiter hinten im Spezial finden Sie eine Formel zum Ausrechnen der nötigen Materialdicke. Für Bässe um 120 Hertz herum bräuchte es beispielsweise rund 70 cm Schaumstoff. Mit Bassfallen aus Mineralwolle sind Sie in diesem Bereich also deutlich besser beraten.

Übrigens zählen zu Ecken auch die Übergänge von Wand zu Boden oder Decke. Es kann also durchaus lohnen, Bassfallen an diesen Übergängen horizontal zu platzieren, wenn Budget und Platz das erlauben.

3 // Dachschrägen einplanen

Dachschrägen nehmen Volumen aus dem Raum und sind daher nicht ganz optimal, aber nicht tragisch. Als Abhörposition sollten Sie möglichst einen Platz zwischen den Schrägen wählen, damit die Erstreflexionen nicht von den Schrägen zurückgeworfen werden. Falls das nicht umsetzbar ist, stellen Sie die Boxen vorzugsweise unter eine Dachschräge, möglichst weit weg von der gegenüber liegenden Schräge, damit diese nicht hinter direkt der Abhörposition liegt.

4 // Vocal-Recording?

Für Vocal-Recording werden gerne Gesangskabinen eingeplant, die einerseits aufwendig zu gestalten sind und andererseits wegen ihrer Enge extrem schlechte Akustik bieten. Verzichten Sie lieber darauf und integrieren die Aufnahmeposition in das eigentliche Studio. Hier lassen sich bei Bedarf immer noch mobile Mic-Screens installieren. Letztendlich ist das deutlich weniger Aufwand und bringt einen viel besseren Klang.

5 // Abhörposition einrichten

Mag es noch so viele Gerüchte in Sachen Akustik und Dämmverhalten von Elementen und Modulen geben, bei der Platzierung der Monitorboxen sind sich meist alle Quellen einig: Die Aufstellung muss symmetrisch sein. Die üblichste und am meisten empfohlene Aufstellung der Monitorboxen ist ein gleichschenkliges Dreieck, mit den Membranen der Hochtöner auf Höhe der Ohren, wenn Sie an Ihrem Platz sitzen. Der einheitliche Abstand beträgt dabei idealerweise 120 cm und die Monitore sollten auf Ständern platziert werden, damit sie akustisch entkoppelt sind. Ein guter Startpunkt sind 38% von der kürzeren Wand entfernt, mindestens jedoch 40 cm. Fenster an der Rückwand sollten vermieden werden. Falls das nicht möglich ist, werden diese akustisch behandelt. Dazu später mehr.

6 // Erstreflexionen aufspüren

Sind die Boxen aufgestellt, gilt es, die Stellen der Erstreflexionen zu finden. Diese lassen sich optisch sowie per „Spiegeltrick“ aufspüren. Wie im Bild oben bei den Raummoden zu sehen ist, strahlen die Lautsprecher ihre Schallwellen nach vorne sowie seitlich und auch nach oben und unten ab. Daher lässt sich schon mit den Augen relativ einfach bestimmen, wo der Schall zuerst ankommen.

Alternativ können Sie mit einem Spiegel und einer weiteren Person, die auf der Abhörposition sitzt, auch einen Trick anwenden: Halten Sie einen Spiegel auf Ohrhöhe der Person von Ihren Körper, platzieren sich mit dem Rücken an die Wand und laufen langsam links vom Monitor an der Wand entlang. Sobald die Person die Membranen sieht, ist der Reflexionspunkt gefunden. Wiederholen Sie den Vorgang auf der anderen Seite sowie für die Rückwand.

7 // Dämmen und Verteilen

Nun gilt es aber nicht, einfach wild alle Punkte im Raum zu dämmen, sondern ein natürliches Klangbild zu erzielen. Vielmehr wird in der Gegend um die Abhöre herum eher gedämmt, weiter hinten im Raum wiederum werden mehr Diffusoren eingesetzt, die den Klang gezielt verteilen statt zu dämmen, damit das Klangbild offener bleibt.

An den gefundenen Stellen der Erstreflexionen sowie an den Wänden hinter und neben den Monitorboxen werden für gewöhnlich Dämm-Elemente eingesetzt, an der Rückwand des Raumes meist Diffusoren. Auch die Decke über deiner Abhöre kann für akustische Ungereimtheiten sorgen, die sich aber mit hängenden Elementen aus der Welt schaffen lassen. Wie und welche Module du am besten einsetzt, erfahren du in den weiteren Ratgebern siehe unten.

8 // Nachmessen

Sind die Boxen platziert und Akustikmodule angebracht, solltest du den Raum nochmals nachmessen, um herauszufinden, ob die Raummoden auch tatsächlich wie gewünscht reduziert oder eliminiert wurden. Die Anleitung dazu findest du im Hands-On Special hier unten. Da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, darf hier aber auch das Ohr mit entscheiden.

Auf geht’s!

Diese Checkliste kannst du nun mit den Infos auf den folgenden Seiten des Spezials durcharbeiten, um die bestmögliche Behandlung für Ihre Studioakustik zu finden. Übrigens haben wir mit Lukas Rimbach von GIK Acoustics dieses Mal einen Profi direkt vom Fach als Support mit an Bord, der nicht mit Tipps und Know-how geizt.

Hier geht's zur Übersicht des Studioakustik-Ratgebers

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