Test

Vermona DRM1 mkIV - die analoge Drum-Legende im ausführlichen Test

Mit satten 73 Reglern lädt der analoge Drumexpander Vermona DRM1 mkIV zum Schrauben ein, überarbeitete Trigger-Eingänge ­ermöglichen eine dynamische Einbindung.

Der analoge Drum-Synthesizer DRM1 kann völlig zu recht als Klassiker bezeichnet werden, denn der Expander ist mittlerweile seit 25 Jahren auf dem Markt. Dabei wechselten zwar äußeres Design und Namen, die DRM1 wurde auch von den deutschen Firma Music and More (MAM) und Touched by Sound (TBS) und mit dem Zusatz Syncussion angeboten (nicht zu verwechseln mit dem SY-1 Syncussion von Pearl).

An Konzept und Aufbau der Klangerzeugung hat sich aber nicht viel geändert, und auch die hier getestete Version 4 beschränkt sich auf Detailverbesserungen gegenüber den Vorgängern. Wieso auch nicht, schließlich hat sich das Konzept ja über die Jahrzehnte bewährt. Und analoge Drum-Synthesizer sind zwar mit ihrem lebendigen Sound und einem Direktzugriff auf alle Parameter weiterhin sehr beliebt, als fertige Komplettlösungen sind aktuell aber überwiegend Nachbauten von Drumcomputer-Klassikern wie TR-808 und TR-909 erhältlich. Eigenständige und flexible Drumkanäle findet man zur Zeit vorwiegend in Form von Eurorack-Modulen von Firmen wie Erica Synths oder MFB, ein 8-kanaliger Drum-Synthesizer ist damit aber nicht ganz billig.

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Acht Instrumente

DRM1 bietet acht individuelle Kanäle mit jeweils neun Reglern zum Einstellen des passenden Sounds. What you see is what you get: Der hörbare Sound entspricht exakt den aktuellen Reglereinstellungen, Speicherplätze gibt es nicht. Die einzelnen Kanäle sind aber nicht identisch aufgebaut, sondern jeweils auf die Erzeugung eines bestimmten Instruments optimiert. KICK deckt ein großes Spektrum unterschiedlichster Bass-Drum-Sounds ab. DRUM 1 und DRUM 2 wurden für Toms, Bongos, metallische Perkussionsklänge und ähnliches konzipiert. MULTI eignet sich gut für Cowbells, Zaps, Lasersounds, während SNARE sich allen Arten von Snares einschließlich Rimshots widmet.

HI HAT 1 und HI HAT 2 sind für die Becken zuständig, jeweils als offene und geschlossene Variante. CLAP schließlich soll für die passenden Handclaps sorgen.

What you see is what you get: Der hörbare Sound entspricht exakt den aktuellen Reglereinstellungen, Speicherplätze gibt es nicht.

Ein Traum für Schrauber

Äußerlich ist kein relevanter Unterschied zum Vorgänger erkennbar. Das robuste Metallgehäuse ist weiterhin für den Einbau in ein Rack geeignet, DRM1 kann aber auch als Desktop-Gerät genutzt werden. Die Hardware ist für den Live-Einsatz konzipiert, die Regler sind groß und griffig und haben ausreichend Abstand zueinander. Auch beim wilden Geschraube an ausgewählten Reglern besteht daher keine Gefahr, dass versehentlich andere Klangparameter verstellt werden. Jeder Kanal verfügt über einen silbernen Triggerknopf, um das Instrument auch ohne angeschlossene externe Hardware hören zu können. Das ist vor allem beim Programmieren von Sounds direkt am Gerät sehr praktisch.

Stereo- und Einzelausgänge

Jeder Kanal verfügt zudem über einen Einzelausgang in Form einer 6,3mm-Klinkenbuchse. Diese Buchsen verfügen über eine Insert-Funktion, um beispielsweise einen Kompressor oder Equalizer ohne zusätzliches Mischpult in den Kanal einzuschleifen. Auf der Rückseite befindet sich der Hauptausgang. Er ist in Stereo ausgelegt, da sich für jeden Kanal die Position im Stereo-Panorama individuell einstellen lässt. Wird ein Kanal auf der Oberseite über einen Einzelausgang abgenommen, wird er ­praktischer-weise direkt aus der Stereosumme herausgenommen.

MIDI-Ausgang und USB

Ebenfalls auf der Rückseite sind die drei MIDI-Buchsen IN/OUT/THRU. Der MIDI-Ausgang ist in Version 4 ebenso neu hinzugekommen wie ein USB-Anschluss, der die Einbindung in ein modernes Setup mit Computer oder Laptop deutlich erleichtert und ein zusätzliches USB-MIDI-Interface erspart. Notennummer und MIDI-Kanal lassen sich für jeden Kanal frei wählen, für dynamisches Spielen der Sounds verarbeitet DRM1 auch Velocity-Informationen.

Erweiterte Trigger-Optionen

MIDI-Ausgang bzw. USB-MIDI sind besonders interessant für die Trigger-Variante des DRM1. Wie schon beim Vorgänger kann die DRM1 mkIV auch mit Trigger-Eingängen ausgestattet werden, deren Funktionalität deutlich erweitert wurde. Die Eingänge akzeptieren weiterhin simple Gate-Impulse zum Auslösen des Sounds. Sie können jetzt die Sounds aber auch dynamisch triggern, wobei der Trigger-Pegel die Lautstärke der Klänge des DRM1 bestimmt. Das erweitert die Möglichkeiten in Zusammenspiel mit Pads, einem Modularsystem oder einem analogen Hardware-Sequenzer enorm. Und es kommt noch besser: DRM1 mkIV wandelt die analogen Signale in MIDI-Notenbefehle inklusive Anschlagdynamik und sendet sie per USB oder dem neu hinzugekommenen MIDI OUT heraus. So können Sie die analogen Sounds z. B über ein Drumpad dynamisch live spielen, ohne weiteren Aufwand mit Samples koppeln oder im Studio in der DAW aufzeichnen. Die Trigger lassen sich auch komplett von der Klangerzeugern abkoppeln, was die Nutzung der DRM1 als reinen CV-MIDI-Konverter erlaubt.

Effizienteres Netzteil

Die Stromversorgung erfolgt erfreulicherweise weiterhin über ein internes Netzteil, das allerdings komplett neu entwickelt wurde. Es benötigt lediglich ein Standard-Kaltgerätekabel und funktioniert damit überall auf der ganzen Welt, ohne händisches Umstellen der Netzspannung. Das ist praktisch, wenn in hoffentlich naher Zukunft wieder länder- und kontinent-übergreifende Live-Touren möglich sind. Das neue Netzteil arbeitet zudem effizienter und verbraucht weniger Strom, und erfreulicherweise gibt es endlich auch einen Netzschalter.

Jeder Kanal verfügt zusätzlich zu Level und Panorama über sieben spezifische Klangparameter und ist wie oben bereits angesprochen für die Nachbildung eines bestimmtes Drum-Instruments optimiert, lässt sich aber natürlich auch für jeden anderen Sound innerhalb seiner Möglichkeiten verwenden.

Die Anschlüsse auf der Rückseite sind versenkt angebracht, damit die Stecker nicht überstehen und oder beim Rackeinbau stören.

KICK

Kick ist ein spezieller Kanal zur Erzeugung von Bassdrum. Mit Decay stellen Sie die Abklingzeit ein, Pitch ist für die Tonhöhe zuständig. Bei dem aktuellen Modell wurde der Frequenzbereich angepasst auf 22 Hz bis 380 Hz, was das Erstellen passender Sounds erleichtert. Auch laaaange 808-Bassdrums für Trap&Co. sind kein Problem. Die Intensität der Pitchbend-Hüllkurve und derer Abklingzeit wird mit BEND und TIME geregelt. Wenn Sie es etwas härter und verzerrter mögen, haben Sie mit WAVE Zugriff auf einen Mixregler, der die Wellenform des Oszillators stufenlos vom Sinus zum Rechteck überblendet. Damit ändert sich der Klang von weich nach hart. In der ersten Hälfte des Regelweges wird er leicht angeraut und klingt etwas voller. Bei höheren Werten wird er zunehmend verzerrt, aber auf angenehm analoge Art und nicht fies-digital. Im neuen Modell klingt der Sinus sauberer, das Rechteck dagegen aggressiver. Diese Überarbeitung der beiden Extreme erleichtert den Einsatz des Waveshapers und erweitert das Klangspektrum.

Zur Betonung der Transienten lassen sich mit ATTACK und NOISE Klicken und Rauschen zum Oszillatorsignal mischen, der Attack-Impuls wurde in Version 4 überarbeitet und klingt jetzt noch direkter.

DRUM 1+2

Die Kanäle Drum 1+2 sind äußerlich identisch aufgebaut. Das macht Sinn, da sie sich gut für analoge Toms, Conga oder Bongo eignen, die ja oft in zwei verschiedenen Stimmungen benötigt werden. Passend dazu wurden in der Neuauflage erstmalig unterschiedliche Frequenzbereiche für die Kanäle reserviert: DRUM 1 geht von 18 Hz bis 300 Hz (FM-Oszillator: 1,25 Hz-550 Hz), DRUM 2 deckt 24 Hz bis 430 Hz (FM-Oszillator: 1,25 Hz-785 Hz) ab. Wie bei der Kick kann man die DECAY-Zeit und PITCH einstellen. Die für Toms sowie Simmons-mäßige Sounds so wichtige Tonhöhenmodulation (Pitchbending) kann aufwärts oder abwärts erfolgen, also den Tonhöhenverlauf entweder positiv („piuuu“) oder negativ („puiii“) beeinflussen. ATTACK mischt einen perkussiven Klick dazu, um die Anschlagsphase zu betonen. WAVE ist der ebenfalls von der Kickdrum bekannte Waveshaper. Ein interner LFO mit Frequenzen bis in den Audiobereich moduliert die Tonhöhe, mit FM FREQ und FM INT passen Sie Intensität und Frequenz an. So lassen sich auch atonale FM-Sounds wie Glocken erstellen. Der FM-Oszillator wird in der neuen Version der DRM1 mit dem Triggersignal synchronisiert, was sich unter anderem in Form eines gleichmäßigeren Attacks auswirkt.

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MULTI

Der Multikanal gibt Zugriff auf gleich drei Oszillatoren. Die Grundfrequenz wird dabei über PITCH eingestellt, die Verstimmung der Oszillatoren zwei und drei mit PITCH 2 und PITCH 3. ATTACK, DECAY, sowie Auf- und Abwärts-Pitchbending entsprechen den anderen Kanälen. Am Ende der Klangerzeugung findet sich noch ein Hochpassfilter zur Kontrolle über die tiefsten Frequenzen. Aufgrund seines Aufbaus ist MULTI in erster Linie zur Erzeugung von atonalen, verstimmten Percussionklängen wie Cowbells geeignet, mit langen Abklingzeiten können Sie aber auch schräge andere Sounds und sogar Stabs oder House-­Akkorde basteln.

SNARE

Beim Snare-Kanal erzeugt ein Sinusoszillator einen etwas längeren Ton für den „Body“ des Sounds. Das Signal wandert durch ein mit Frequenz- und Resonanz-Regler ausgestattetes Filter mit kräftiger 48 dB Absenkung und einer speziell für Drum-Sounds optimierten Schaltung, die ähnlich wie ein Kompressor wirken kann. Das Ganze wird für den Rauschanteil mit einem in der Abklingzeit regelbaren Noise-Oszillator kombiniert. Eine klassische 808-Snare ist damit schnell erstellt. Aber auch jede Menge spannender und ungewöhnlicher Eigenkreationen sind möglich – vor allem in Verbindung mit dem Reverb-Effekt, der auf einer analogen Eimerkettenschaltung basiert und daher klanglich wenig mit einer realistischen Hall-Nachbildung zu hat, aber für jede Menge Retro-Feeling sorgen kann.

HI HAT 1+2

Den HiHat-Kanal gibt es ebenfalls doppelt. Als Besonderheit kann jeder HiHat-Kanal über MIDI als geschlossene HiHat oder mit einer höheren MIDI-Note als offene HiHat gespielt werden. So haben Sie insgesamt Zugriff auf bis zu vier HiHat-Sounds!

Auch hier finden sich die bereits bekannten Parameter DECAY, auf/abwärts-BEND, ATTACK-Klick. Die Decay-Zeiten wurden für eine bessere Abgrenzung zwischen geschlossener und offener HiHat ebenso verbessert wie der Tongenerator an sich, der in Version 4 einen gleichmäßigeren Pegel über den gesamten Frequenzbereich bietet. Die Grundtonhöhe wird mit PITCH geregelt. Ein Filter mit Cutoff und Resonanz dient zum Färben und der MIX-Parameter blendet von eher rauschhaftem zu tonalem Charakter über, was den Nachbau aller klassischen analogen Becken-Emulationen erlaubt.

CLAP

Zum Abschluss bietet der unterste Kanal die besten Voraussetzungen für alle Arten von Clap-Sounds. Wie bei der Snare gibt es einen NOISE-Generator, ein resonantes Filter, das analoge REVERB und DECAY. Dazu gesellen sich CLAP für die Intensität des Klatsch-Impuls sowie ein Hochpassfilter.

Auch der Clap-Sound klingt überzeugend, lässt sich gut einsetzen und kann sowohl dezent als auch breit und hart klingen, ohne dabei eine Kopie von Drumcomputer-Klassikern zu sein.

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Lesetipp

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Fazit

Der Vermona DRM1 überzeugt auch in Version 4 mit einem eigenständigen und für eine rein analoge Klangerzeugung sehr flexiblen Sound. Wer auf der Suche nach perfekten Kopien von Drum-Klassiker wie TR-808 und 909 ist, findet zwar bessere Lösungen von Roland, Behringer & Co.. Wenn Sie sich aber individuelle, durchsetzungsfähige und unverbrauchte analoge Drum- und Percussionsounds wünschen, die dank direkten Zugriffs schnell angepasst werden können, führt kaum ein Weg am DRM1 vorbei. Die zahlreichen Detailverbesserungen der Instrumentenkanäle lassen DRM1 mkIV noch etwas besser klingen als die Vorgängermodelle, ein USB-Anschluss erleichtert die Einbindung in das Studio und die dynamischen Trigger-Eingänge erweitern in Verbindung mit dem MIDI-Ausgang die Anwendungsmöglichkeiten. Ein außergewöhnlicher Drum-Synthesizer zu einem fairen Preis!

Bewertung
Name
Vermona Vermona DRM1 mkIV
Pro
  • eigenständiger Analogklang
  • 8 flexible Instrumente
  • Closed/Open getrennt triggerbar
  • Einzelausgänge mit Inserts
  • dynamische ­Triggereingänge
  • CV to MIDI
Preis
699 Euro 799 Euro (Trigger) EUR
Bewertung
(92%)
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