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Test: Steinberg Cubase Pro 12

Nachdem Steinberg die Cubase-Version 11.5 übersprungen hat, ist es nun endlich da, das lang erwartete ­­Major-Update auf Version 12. Ein Pflicht-Update? Wir schauen uns die Pro-Edition näher an.

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In Version 12 wird die DAW für Komposition, Recording, Editing, Mixing wie gewohnt in drei Editionen angeboten: Pro, Artist und Elements [1]. Bereits einige Wochen vor dem Release von Cubase 12 wurde der Wechsel von dem USB-Dongle zu einem neuen Kopierschutz heiß diskutiert. Für Cubase-User gestaltet sich dieser Wechsel erfreulich einfach: So ist für eine Aktivierung nur eine Internetverbindung nötig, um sich mit der Steinberg-ID einzuloggen.

Die DAW ist jetzt auch nativ auf Apple-Silicon-Prozessoren lauffähig, wobei auf diesen das VST2-Format nicht mehr unterstützt wird. Wie man es von Steinberg kennt, hat der Hersteller auf die Nutzerwünsche gehört und Cubase zahlreiche Detailverbesserungen spendiert, wie eine Unterstützung von MIDI über Bluetooth für Windows 10, eine nun nahezu Sample-genaue Lautstärkeautomation, Dolby-Atmos-Support und einige Profifunktionen aus der Postproduction-Software Nuendo. So kann man jetzt eine zweite Videospur und eine vierte MixConsole verwenden und mehrere Events auf einmal exportieren.

Flexibleres MIDI- und Audio-Editing

Zu den Kernkompetenzen jeder DAW zählen das MIDI- und Audio-Editing. Mit den neuen Features geht dies in Cubase 12 Pro noch effizienter von der Hand. Besonders hervorzuheben sind der erweiterte Crossfade-Editor sowie die verbesserte AudioWarp-Funktion, mit der auch Timing-Korrekturen von mehreren Spuren gleichzeitig im Projektfenster möglich sind. Die Option „phasenkohärenter AudioWarp“ sorgt dabei dafür, dass z. B. bei Multi-Track-Aufnahmen von Drums keine Phasenprobleme auftreten.

Die weiteren Performance-Verbesserungen umfassen u. a. eine Sidechain-Unterstützung für den Audioexport sowie Optimierungen bei Navigation und dem Zoomen innerhalb großer Projekte, bei dem Audio-Editing sowie bei dem Arbeiten mit ARA-Erweiterungen. Neue Tastaturbefehle machen u. a. die Navigation im Projekt sowie das Verschieben von Eventdaten und das Erstellen von Fades noch schneller.

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Alte Synths machen einem Piano Platz

Ein wenig Wehmut kommt auf, da die Synthesizer Prologue, Mystic, Spector sowie der Kreativeffekt LoopMash nicht mehr im Lieferumfang enthalten sind. Mit dem neuen Plug-in FX Modulator lassen sich teils ähnliche Effekte wie LoopMash entlocken. Den Wegfall der Klangerzeuger hätte Steinberg hingegen mit einem Synthesizer aus seinem Absolute-Bundle wettmachen können. Eine verpasste Chance. Dicke Pluspunkte gibt es indessen für das neue Instrument Verve, ein ausdrucksstark spielbares virtuelles Piano mit warmem und detailreichem Sound. Der detailreiche Klavierklang lässt sich mit einer wählbaren Soundtextur schichten, wobei du aus einem großen Fundus an Synthesizer- und Instrumentenklängen wählen kannst.

Hochwertige Dynamik- und Multieffekte

Das Effektarsenal von Cubase Pro weiß zwei vielversprechende Neuzugänge zu verzeichnen. Der neue FX Modulator erinnert an Plug-ins wie Cableguys Shaperbox 2 oder DS Audio Tantra: Dabei lassen sich bis zu sechs Effektmodule kombinieren und mittels LFOs eindrucksvoll modulieren. Da du die Wellenformen wie bei Shaperbox 2 frei einzeichnen kannst, sind klassische Sidechain- und Trigger-Effekte sowie komplexe Rhythmus-Pattern möglich. Dank der Sidechain-Funktion kann der LFO auch einem Audiosignal deiner Wahl folgen oder per MIDI getriggert werden.Der neue Dynamikprozessor Raiser begeistert hingegen als exzellentes Werkzeug, um die Lautheit von Mixen zu erhöhen. Gut gefallen hat uns auch, dass dem in Version 11 eingeführten Monitoring- und Analyzer-Plug-in Supervision zusätzliche Module spendiert wurden, wie VU-Meter, Spektrum-Keyboard, Phasen-Balance, Level- und Loudness-Histogramme.

Mehr Komfort bei der Akkordarbeit

Du möchtest ausprobieren, um die Akkordprogression aus einem deiner Lieblingssongs zu deinem neuesten Track passt? Statt mühsam Akkorde auszuprobieren, kannst du in Cubase Pro und Artist einfach das Audio-File auf die Akkordspur ziehen und schon werden daraus Akkord-Events erzeugt, mit welchen du beliebige VST-Instrumente ansteuern kannst. Dieses Feature lieferte im Test erstaunlich gute Ergebnisse. Eine Bereicherung ist auch der Skalen-Assistent der VariAudio-Funktion, der Vorschläge macht, welche Tonskala zu einer Aufnahme passt. Da die Tonhöhe beim Editing automatisch passend zur Skala quantisiert wird, kannst du im Handumdrehen Melodien entsprechend anpassen oder eindrucksvolle Gesangsharmonien erstellen.

Logische Erweiterung

Mit dem Logical Editor integriert Cubase Pro seit jeher ein leistungsfähiges Werkzeug, um MIDI-Daten oder Objekte auf der Projektebene zu verändern. Damit kannst du z. B. das Tempo einer MIDI-Sequenz verdoppeln oder halbieren oder alle Notenlängen verlängern oder verkürzen. In Version 12 der DAW ist dieser Editor nun deutlich komfortabler, nicht zuletzt dank des neuen Preset-Browsers mit Suchfunktion. Einen hohen musikalischen Nutzwert bieten dabei die neuen Presets, die mit wenigen Klicks beispielsweise (De-)Crescendos, dynamische Akzente auf bestimmten Zählzeiten oder auch die Extraktion einzelner MIDI-Noten erlauben. Auch das Transformer-MIDI-Plug-in sowie der Input Transformer wurden verbessert. Mit dem letztgenannten kannst du z. B. die Aftertouch-Daten eines MIDI-Keyboards in andere Controllerdaten umwandeln oder Keyboard-Splits erstellen.

MIDI-Remote-Integration

Sehr erfreulich ist zudem, dass Cubase 12 die Einbindung von Hardware-MIDI-Controllern deutlich vereinfacht. Die Erkennung deines Geräts und die Zuweisung der Parameter auf die Bedienelemente erfolgt automatisch. Falls für dein Gerät noch kein Skript angeboten wird, kannst du einfach eine eigene MIDI-Controller-Oberfläche erstellen und den Bedienelementen mit dem Zuweisungsassistenten die gewünschten Parameter und Funktionen zuweisen. In der Praxis lassen sich verschiedenste Funktionen von Cubase komfortabel den Bedienelementen eines MIDI-Controllers zuweisen, zum Beispiel um die Transportfunktionen, Parameter von VST-Instrumenten oder -Effekten (per Quick Controls), Mixer- und Equalizereinstellungen oder Audio- und MIDI-Funktionen zu steuern. Klasse! Es bleibt zu hoffen, dass in Kürze weitere Skripte für gängige MIDI-Controller wie die Komplete-Kontrol-Serie von Native Instruments nachgereicht werden.

Cubase 12: Plug-in-Highlights

FX Modulator

Eines der den spannendsten neuen Features von Cubase 12 ist ohne Frage der flexible modulare Multieffekt FX Modulator. Zur Auswahl stehen dabei Filter-, Panorama-, Zerr-, LoFi- und Modulationseffekte sowie Time Shifter, Compressor und Reverb, die sich mit einem LFO steuern lassen.

Verve

Mit dem inspirierenden neuen Instrument Verve kannst du wunderbar cinematische Pianosounds oder auch atmosphärische Texturen erzielen. Sein Klang lässt sich dabei flexibel anpassen und mit Effekten veredeln, sodass verträumte Ambient-Sounds ebenso gelingen wie intime Pianoklänge.

Raiser

Der neue Limiter Raiser zeigt sich nicht zuletzt dank verschiedener Release-Modi als variables Werkzeug zur Dynamikbearbeitung. Es spielt sowohl bei der transparenten Bearbeitung von Stereosummen als auch bei dem aggressiven Limiting von Drums, Gitarren oder Synths seine Stärken aus.

Mehr Infos:

Steinberg

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Fazit

Für Nutzer von Cubase 11 und der vorherigen Versionen lohnt sich ein Update allein schon dank des wunderbaren neue Piano-Instruments Verve sowie der nicht minder gelungenen Effekt-Plug-ins Raiser und FX Modulator. Diese können sich qualitativ mit Drittanbieter-Plug-ins messen. Für erfahrene User sind es wie so oft die Performance- und Workflow-Optimierungen wie beispielsweise der verbesserte Logical Editor, welche die Investition in ein Update rechtfertigen. Dank der vereinfachten Einbindung von Hardware-MIDI-Controllern zeigt sich die DAW auch haptisch noch zugänglicher. Besonders wer mobil mit dem Laptop Musik macht, wird sich freuen, dass jetzt kein USB-Dongle mehr für den Betrieb von Cubase nötig ist. Ein weiteres Highlight ist die Möglichkeit, Audio in MIDI-Akkorde umzuwandeln. Andere DAWs mögen zwar einsteigerfreundlicher sein, aber die mächtigen MIDI- und Audio-Features, die inspirierenden Songwriting-Funktionen sowie die umfangreiche Ausstattung an hochwertigen Instrumenten und Effekten sind auch für Neueinsteiger starke Argumente, um Cubase einmal anzutesten.

Bewertung
Name
Steinberg Cubase Pro 12
Pro
  • ohne Dongle nutzbar
  • inspirierendes Piano
  • gelungene neue Effekte
  • tolle ­Kompositionshilfen
  • MIDI-Remote-Integration
  • Workflow- und Performance-Verbesserungen
  • verbesserter Logical Editor
  • komfortable BedienungJ Stabilität
Contra
  • vier Plug-ins nicht mehr enthalten
Preis
579 EUR
Bewertung
(93%)
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