Test

Test: Roland Jupiter Xm - Die Workstation für alle?

Der Jupiter Xm platziert sich in der aktuellen Roland-Palette zwischen dem großen Jupiter X und der portablen Groovebox MC-707. Die Klangerzeugung entspricht überwiegend dem Jupiter X; der Jupiter Xm ist aber deutlich kompakter und auch ein ganzes Stück günstiger. Dafür wurden gegenüber dem großen Jupiter einige Bedienelemente eingespart, was auf Kosten der direkten Bedienbarkeit geht. Dank seiner wie schon zuvor erwähnten Kompaktheit, Batteriebetrieb und interner Lautsprecher lässt sich der Jupiter Xm (Jetzt bei Thomann ansehen) leicht zur Jam-Session mitnehmen.

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Der Jupiter Xm platziert sich in der aktuellen Roland-Palette zwischen dem großen Jupiter X und der portablen Groovebox MC-707. Die Klangerzeugung entspricht überwiegend dem Jupiter X; der Jupiter Xm ist aber deutlich kompakter und auch ein ganzes Stück günstiger. Dafür wurden gegenüber dem großen Jupiter einige Bedienelemente eingespart, was auf Kosten der direkten Bedienbarkeit geht. Die Klangerzeugung ist sehr flexibel ausgefallen und deckt quasi die gesamte Historie von Roland in einem kompakten digitalen Synthesizer ab. Mit reproduzierten Klassikern wie Jupiter-8, Juno-106, JX-8P und SH-101 und Drum Machines wie TR-808, TR-909, CR-78 stellt der Jupiter Xm ein voll ausgestattetes virtuell-analoges Vintage-Studio zur Verfügung.

Zudem gibt es die bekannte PCM- bzw. sample-basierte digitale Klangerzeugung des XV-5080 und moderne RD-Pianos. Ausgestattet mit Rolands Zenology-Engine ist Jupiter Xm auch kompatibel zur Roland-Cloud und kann auf tausende Presets zugreifen. Ebenso wird ein Austausch zwischen anderer Hardware wie Rolands RD-Piano oder dem Fantom-Flaggschiff möglich sein.

Mini-Tastatur ohne Aftertouch

Das äußere Erscheinungsbild lässt solch ein Potential zunächst nicht vermuten. Das Gehäuse hinterlässt mit einer Mischung aus Metall und Hartplastik sowie Aluminium-Seitenteilen in Jupiter8-Optik noch einen halbwegs vernünftigen Eindruck; die Bedienelemente bieten eine ordentliche Haptik. Die Tastatur mit 37 Minitasten ist aber, wir müssen es offen sagen, bei einem Straßenpreis von knapp 1.500 Euro eine Frechheit. Das Keyboard kann nicht annähernd mit einem Arturia KeyStep für 100 Euro mithalten und besitzt nicht einmal Aftertouch! Schon beim JD-Xi, der seit einigen Jahren zu einem deutlich günstigeren Preis auf dem Markt ist, war das Spielgefühl der kleinen Tasten grenzwertig. Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre in diesem Bereich sowie den Preis des Jupiter Xm, kann und muss man einfach mehr erwarten!

Auch die kleinen Räder für Tonhöhe und Modulation fühlen sich eher nach Spielzeug als nach einem ernst zu nehmenden Instrument an und haben nur einen kurzen Regelweg. Wir hatten parallel im Studio ein Hydrasynth-Keyboard mit polyphonem Aftertouch sowie den Sequential Pro 3. Beide befinden sich in einer ähnlichen Preiskategorie, spielen aber in Sachen Verarbeitung, Haptik und Spielgefühl mindestens eine Liga höher. Auch das zentral angebrachte Display, das in Verbindung mit den darunter liegenden Navigationstastern, und das ein wenig wie ein ins Gehäuse eingelassener iPod wirkt, ist ein gutes Stück zu klein geraten.

Für den mobilen Einsatz

Wirklich sexy ist der Jupiter also äußerlich betrachtet nicht. Mit kompakten Abmessungen von nur 576 x 308 x 93 mm und einem Gewicht von etwas über 4 Kilogramm lässt er sich dafür aber problemlos im Rucksack zum Proberaum, Gig oder ins Grüne transportieren. Passend zum letztgenannten Szenario bietet der Synthesizer neben eingebauten Lautsprechern auch die Option des steckdosenunabhängigen Batteriebetriebs. Auch auf der Bühne ist der Batteriebetrieb als Notfallstromversorgung nützlich, falls der Sänger oder Gitarrist mal wieder über das Kabel des mitgelieferten externen Netzteils stolpert und es dabei aus der Buchse reißt. Ebenfalls live-tauglich ist der symmetrische Stereoausgang in Form zweier XLR-Buchsen zur Vermeidung unerwünschter Einstreuungen, daneben gibt es alternativ noch zwei Klinkenausgänge. 

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Keine Einzelausgänge

Analoge Einzelausgänge für die 5 Parts gibt es nicht. Zwar überträgt der Jupiter Xm (im Thomann Store finden) wie nahezu alle aktuelle Roland-Geräte über USB nicht nur MIDI, sondern auch Audio und stellt auf diese Weise verlustfrei digital alle Spuren getrennt zur Aufnahme in der DAW zur Verfügung. Dies läuft aber zumindest auf einem Windows-PC nur, wenn Sie Jupiter Xm als Audiointerface nutzen. Da außerhalb kleiner Bedroom-Setups wohl die meisten rechnerbasierten Studios bereits über eine dezidierte professionelle Soundkarte verfügen und nicht den Jupiter dafür nutzen, fällt diese Option also flach. Auf einem Mac ist ein Parallel-Betrieb als Aggregate-Device möglich. Neben dem USB-Host-Anschluss gibt es auch eine Buchse für ein USB-Speichermedium. Mit Hilfe eines USB-Sticks lassen sich z. B. Sounds mit den passenden Software-Plug-ins aus der Roland-Cloud austauschen. Für die Zukunft wünschen wir uns aber eine direkte Import/Export-Funktion per USB, wie sie der Roland System-8 bietet.

Vocoder mit Mic-Eingang

Neben einem Aux-Eingang zum Einschleifen externer Audiosignale gibt es auch eine XLR/Klinke-Kombibuchse zum Anschluss eines Mikrofons, was vor allem in Verbindung mit dem eingebauten und gut klingenden Vocoder interessant ist. Pedalanschlüsse (grundsätzlich wichtig für das hervorragend klingende Piano, das aber wohl niemand ernsthaft über die eingebaute Tastatur spielen will) sowie MIDI-Anschlüsse und Kopfhörerausgänge vorne und hinten, runden die Anschlüsse ab. Und nicht zuletzt ist auch Bluetooth verbaut, hierüber können Sie kabellos Playback-Tracks vom iPhone einspielen und sogar MIDI-Signale senden und empfangen. Analoge Trigger- oder CV-Anschlüsse sucht man allerdings vergeblich.

ZEN-Core-Klangerzeugung

Unter der Haube werkelt die ZEN-Core-Engine. Sie bietet ähnlich wie die Boutique-Serie oder die entsprechenden Plug-ins der Roland-Cloud virtuell-analoge Modelle der Synthesizer-Klassiker Jupiter 8, Juno 106, SH-101 und als Debüt den JX-8P. Im Gegensatz zu den Boutiques sind diese Modelle nicht vierstimmig, sondern bis zu 32-stimmig polyphon (auch der SH-101!).

ZEN-Core kocht aber auch das Rezept der beliebten Roland-Rompler wie JV-1080 und XV-5080 neu auf, wobei sich jeder Sound aus bis zu vier Partials zusammensetzt. Jedes Partial greift auf einen reichhaltigen Fundus an mitgelieferten PCM-Samples zurück, die sowohl synthetische als auch akustische Instrumente abbilden. Oszillator-Sync, Cross- und Ringmodulation sorgen für zusätzliche Obertöne.

Filter-Klassiker

Je nach gewählter Klangerzeugung können Sie auf verschiedene Filtercharakteristiken zugreifen, um den Sound zu bearbeiten. Neben Jupiter8-Filter gibt es auch das legendäre Moog-Ladder-Filter sowie das Prophet-5-Circuit-Filter im virtuellen Nachbau, die allesamt gut klingen, sich aber auch nicht extrem unterscheiden. Eine Dreckschleuder wie das MS20-Filter wäre noch eine Bereicherung für den doch recht sauberen, HiFi-mäßigen Grundklang gewesen, vermisst haben wir auch das im Fantom verbaute analoge Masterfilter. Für Bewegung sorgen drei Hüllkurven sowie zwei LFO. Die wesentlichen Klangparameter wie Oszillator, LFO, Filter und Hüllkurven lassen sich direkt am Gerät bedienen. Die tiefer gehende Editierung ist über das zu kleine Display ohne Touchfunktion in Verbindung mit Endlosregler und Navigationstastern aber eine Qual, hier ist der Fantom-6 deutlich überlegen. Zum Glück liefert Roland zu jedem Modell eine Menge guter Presets mit (insgesamt über 4000!), ansonsten bleibt nur die Hoffnung auf einen Software-Editor.

5 Parts inkl. Drums

In einer Scene lassen sich fünf Parts kombinieren, wobei der letzte Part für Drums reserviert ist. Es lassen sich also vier verschiedene Sounds abspielen, als Layer oder Split konfigurieren und sogar unabhängig entweder vom Arpeggiator oder der Tastatur triggern. Der iArpeggiator bricht dabei nicht einfach nur gespielte Akkorde in einzelne Notenfolgen auf, sondern er reagiert intelligent auf die Noten, die Sie auf der Tastatur spielen. Das kann für interessante und inspirierende Notenfolgen sorgen, die sich erfreulicherweise ähnlich wie bei der Capture-Funktion in Ableton Live nachträglich im internen Sequenzer fixieren lassen. Korg Karma oder eine vergleichbar komplexe Begleitautomatik dürfen Sie allerdings nicht erwarten.

Groovebox zum Jammen

Auch wenn auf der Oberfläche wenig darauf hindeutet, hat der Jupiter Xm durchaus auch Groovebox-Qualitäten. Hierfür sorgen 90 Drumkits in gewohnt guter Roland-Qualität, die druckvoll und durchsetzungsfähig aus den Boxen kommen und alle Sparten überzeugend abdecken. Es lassen sich Drumpattern parallel zum Arpeggiator aktivieren, was sehr praktisch beim Jammen ist. Über die 16 Taster lassen sich aber auch eigene Grooves in bewährter Roland-TR-X0X-Manier programmieren, die bis zu 64 Steps lang sein können. Fingerdrumming fällt aufgrund fehlender Pads allerdings flach.

Viele Effekte, toller Chorus

Der Jupiter Xm hat auch eine ganze Palette an digitalen Effekten zur Veredelung oder Verzerrung des Sounds an Bord, unter anderem eine wohlklingende Emulation des legendären Roland-Chorus sowie natürlich auch Hall und Delay bis hin zu Distortion und Slicer. Die gewählten Effekte lassen sich über eine Handvoll Regler in den wichtigsten Parametern direkt anpassen. 

Jeder der fünf Parts verfügt über individuelle Send-Regler, eine Effektierung einzelner Drumsounds (z. B. Hall nur auf die Snare) ist aktuell aber noch nicht möglich. Auch externe Audiosignale lassen sich durch die Effekte jagen, vor allem die Kombination aus Mikrofon und Vocoder mit Kompressor und Rauschunterdrückung bietet hierbei jede Menge Mehrwert und unterstreicht den Multitalent-Faktor des Jupiter Xm. 

Fazit

Der Jupiter Xm (mehr dazu bei Thomann) hinterlässt im Test einen durchwachsenen Eindruck. Klanglich gehört der kompakte Synthesizer aktuell zu dem Besten, was der digitale Markt zu bieten hat. Hervorragend klingende VA-Modelle von Synthesizer-Klassikern, jede Menge Butter-und Brot-Sounds mit bewährt durchsetzungsfähigem Hifi-Klang, ein hervorragendes Piano und viele druckvolle Drumkits lassen den Jupiter Xm in Verbindung mit den guten Effekten auch ohne weitere Nachbearbeitung richtig teuer und edel klingen. Vocoder mit Mikrofoneingang, intelligenter Arpeggiator und Drumcomputer sowie eingebautes Mehrspur-Audiointerface und Batteriebetrieb machen den Jupiter Xm zu einem wahren Multitalent. 

Die Bedienung ist dagegen wenig überzeugend gelöst. Zwar sind einige Klangparameter direkt über Drehregler erreichbar, die aber je nach gewähltem Modell oft auch ohne Funktion sind. Bis zu fünffache Belegung der Tasten in Verbindung mit schlecht lesbaren Aufdrucken und zu kleinem Display lassen bereits die Auswahl passender Presets aus dem riesigen Fundus zur Qual werden, von tiefer gehender Programmierung eigener Sounds ganz zu schweigen. Die Mini-Tastatur ohne Aftertouch sowie die eingebauten Boxen mögen zwar unterwegs ganz nützlich sein, erfüllen aber nicht annähernd die Ansprüche an einen Synthesizer dieser Preisklasse. Kurz gesagt: Ein toll klingender Synthesizer für Bühne, Park und Studio, der ohne Software-Editor aber eher als Preset-Schleuder gesehen werden muss und auch angesichts der Hardware aktuell zu teuer ist. 

Bewertung
Name
Roland Roland Jupiter Xm
Pro
  • druckvoller Sound
  • Analog-Modelle
  • Drumcomputer
  • Vocoder
  • RD-Piano
  • iArpeggiator
  • Mehrkanal-USB-Audio
  • kompakt
  • Batteriebetrieb
  • Import/Export-Optionen
Contra
  • Mini-Tastatur
  • Bedienung
Preis
1.499 EUR
Bewertung
(75%)
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