Test

Roland System-1 Plug-in

Die Klangerzeugung der Software-Version des System-1-Synthesizers entspricht 1:1 der des im vergangenen Jahr veröffentlichten Hardware-Modells und greift wie ebenjene auf die sogenannte „Analog-Circuit-Behaviour“-Technologie zurück. Diese bildet nicht einfach nur den Klang klassischer analoger Synthesizer nach, sondern simuliert auf dem Weg dahin die analogen Schaltkreise im Detail. Das ist rechenaufwendig, sorgt aber im Ergebnis für einen authentischeren Klang.

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Alternativ zur Hardware-Version des System-1 kann damit ab sofort zu einer vollwertigen VST- und AU-kompatiblen Plug-in-Umsetzung gegriffen werden. Wer bereits über Grundkenntnisse der subtraktiven Klangformung verfügt, findet auch in der Software-Umsetzung des Roland-Synthesizers eine die Klangerzeugung selbsterklärende Anordnung der Bedienelemente vor. Selbst absolute Einsteiger finden sich hier zügig zurecht und kommen schnell zu ersten Ergebnissen. Den Griff zu leibhaftigen Knöpfen, Tasten und Schiebern vermisst man dabei nur selten. Auch der Plug-in-Ausgabe des System-1 ist dank seiner einfachen aber durchdachten Struktur erneut ein hoher Spaßfaktor zu attestieren.
Die Sounds des System-1 speisen sich aus zwei Oszillatoren, einem Suboszillator sowie einem Rauschgenerator. Bei der zur Auswahl stehenden Wellenformen blickt man auf die üblichen Verdächtigen, inklusive der durch den Roland-Klassiker JP-8000 zum Kult erhobenen EDM-Geheimwaffe „Super-Saw“. Das Standard-Repertoire lässt sich weitreichend variieren, etwa in der Phase und durch das Zumischen zusätzlicher harmonischer Schwingungen – der sogenannte „Color“-Parameter sorgt für eine Menge Abwechslung bereits auf Oszillator-Ebene. Zur Schaffung harscher, metallischer und kühler Klänge abseits klassisch analoger Bässe, Pads und Leads kann auf Funktionen wie Oszillator-Synchronisation, Cross- und Ring-Modulation zurückgegriffen werden.

Die vorgenannten Soundquellen lassen sich durch ein Hoch- und Tiefpassfilter in Form bringen, wobei das kraftvoll zupackende Tiefpassfilter zwischen 12- und 24-dB-Flankensteilheit umgeschaltet werden kann und dieser über eine eigene ADSR-Hüllkurve verfügt. Der Hochpassfilter hingegen brennt auf Sparflamme und bietet lediglich einen Regler zur Steuerung der Cutoff-Frequenz. Lobenswert: Sowohl das Keyboard-Tracking als auch die Intensität, mit der die Hüllkurve den Filter steuert, sind bipolar ausgeführt.

Fazit
Die Nachteile der System-1-Hardware, namentlich etwa die doch eher mäßige, nicht anschlagdynamische Klaviatur mit nur zwei Oktaven Umfang, lassen sich mit der nackten Software-Version elegant umgehen. Der reichhaltige Klangcharakter der VST- und AudioUnit-Ausgabe ist nämlich gleichauf mit dem der Hardware. Genügend Wumms in den Bässen und genug Optionen zum Erschaffen etwa prägnanter Lead-Sounds erheben den System-1-Software-Synthesizer dabei über den Status einer reinen Spaßmaschine hinaus zu einem soliden Arbeitstier – einzig die etwas grob aufgelöste Grafik der Benutzeroberfläche stört.

von Stefan Molz

Beat-Bewertung: 5 von 6 | Preis: 110/145 Euro

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