Test

Arturia AudioFuse im Test: Darum ist dieses Audio-Interface so genial!

Nach über zweijähriger Wartezeit hat das erste Audiointerface von Arturia endlich Serienreife erlangt und überzeugt im Test als schickes Schweizer Taschenmesser für nahezu alle Aufnahmesituationen.

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Features:
  • USB2.0-Audiointerface
  • bis zu 24 Bit/192 kHz
  • 2 Mic-/Line-/Instrumenten Eingänge
  • 2 Phono-/Line-Eingänge
  • 4 Line-Ausgänge
  • ADAT Ein- und Ausgang
  • S/PDIF koaxial Ein- und Ausgang
  • Wordclock Ein- und Ausgang
  • MIDI I/O
  • 3-Port USB Hub
  • Talkback Funktion mit integriertem Mikrofon
  • Class Compliant

Über zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass Arturia das AudioFuse vorgestellt hat. Nach anfänglicher Euphorie ist es im Laufe der Zeit ruhiger geworden um das edle Audiointerface, und nicht wenige hatten schon gar nicht mehr mit einer tatsächlichen Veröffentlichung gerechnet. Relativ überraschend kam daher die Ankündigung im Juni dieses Jahres, dass AudioFuse jetzt lieferbar ist. Wir haben uns gleich eines der ersten Exemplare zum Testen besorgt. Und um es vorweg zu nehmen: Arturia hat die Zeit genutzt und ein gut durchdachtes und stabil laufendes Interface auf den Markt gebracht, das in dieser kompakten Form derzeit nahezu konkurrenzlos ist.

Übersicht AudioFuse

Das Arturia AudioFuse ist ein Audiointerface im schicken Design, dessen Audiowege komplett symmetrisch aufgebaut sind. Zwei „DiscretePRO“-Mikrofonvorverstärker soren für ausgezeichneten Sound. Die AD/DA-Wandlung erfolgt in 24 Bit bei maximal 192 kHz. Auf der Oberfläche findet man verschiedenste Drehregler und Taster zur Steuerung der Lautstärke für den Eingang 1 und 2, den Master-Ausgang, die Aktivierung der Phantomspeisung, die Wahl der Eingangsquelle etc., mit Menüs oder Software-Editoren müssen Sie sich also bei Standardanwendungen nicht herumschlagen.

Zu den Anschlüssen des Arturia AudioFuse zählen zwei symmetrische Klinkenpaare für Lautsprechersysteme, ein symmetrisches 6,3-mm-Eingangspaar für Line-Instrumente sowie ein Kombibuchsen-Paar, an dem sich entweder Instrumente oder Mikrofone anschließen lassen. Sogar an einen Phono-Eingang für einen Plattenspieler wurde gedacht. Das MIDI-Duo ermöglicht das Einschleifen von MIDI-Equipment, ein dreifacher USB-Hub ist ebenso mit drin. Weitere Anschlüsse sind ADAT-In/Out, S/PDIF, Word Clock und zwei Kopfhörer-Verstärker. Die Verbindung mit dem Computer erfolgt über USB. Dabei werden nicht nur PC und Mac, sondern auch iOS, Android und sogar Linux unterstützt.

Controller-Funktionen

Schon die schicke Verpackung zeigt, das Arturia durchaus auch Apple-Verwöhnte ansprechen will. Und auch das eigentliche Gehäuse in Würfelform aus einem Stück Aluminium weiß zu gefallen, es ist sauber verarbeitet und fasst sich gut an. Das Tüpfelchen auf dem I(nterface) ist der mitgelieferte Deckel mit Arturia-Logo auf der Oberseite und farblich abgestimmtem Leder an den Seiten. AudioFuse ist in schwarz, grau und silber erhältlich.

Durch die kompakte Form, die zum Benutzer hin geneigte Oberfläche und den großen, zentral angeordneten gerasterten Lautstärkeregler geht das AudioFuse auch als Monitor-Controller für den Desktop durch, und tatsächlich kann AudioFuse durchaus einen solchen Controller überflüssig machen. Denn es lassen sich zwei Monitorpaare an das Interface anschließen, zwischen denen direkt an der Hardware umgeschaltet werden kann, es gibt einen Mono- und Dim-Schalter und eben den großen Lautstärkeregler in Form eines Endlosreglers mit mehrfarbigem LED-Kranz. Und sogar eine Talkback-Funktion über ein extra hierfür eingebautes Mikrofon ist vorhanden, um mit dem Sänger oder Musiker im Aufnahmeraum zu kommunizieren!

Direkt bedienbar

Mit vier weiteren Reglern stellen Sie den Eingangspegel der beiden analogen Eingänge sowie die Lautstärke der zwei Kopfhörerausgänge ein. Der verbleibende Regler befindet sich versenkt am oberen rechten Rand, besitzt eine Mittenrasterung und regelt stufenlos zwischen dem Ausgang der DAW und dem eingehenden Signal zwecks Direct Monitoring. Zahlreiche Taster übernehmen die verbleibenden Aufgaben wie Aktivierung der Phantomspeisung, Phaseninvertierung (praktisch bei Aufnahmen mit mehreren Mikrofonen) und Routing. Zwei unterschiedliche Cue-Mixe können beliebig auf die Ausgänge verteilt werden. Erstellen müssen Sie die Cue-Mixe allerdings in der DAW, denn die eingebauten Mischpultfunktionen beschränken sich bei AudioFuse auf Lautstärke, Panorama und Solo/Mute. Dafür kann das Interface diese Funktionen aber auch ohne angeschlossenen Computer zur Verfügung stellen und so bei Bedarf als digitales Stand-alone-Mischpult genutzt werden.

So gut sind die Preamps des Arturia AudioFuse

Zum direkten Anschluss von Mikrofon, Instrument oder analogem Line-Signal besitzt AudioFuse gut zugänglich auf der Vorderseite zwei XLR/Klinke-Kombibuchsen. Das Interface erkennt automatisch, ob XLR- oder Klinkenstecker angeschlossen werden, und schaltet entsprechend auf Mikrofon- oder Instrumenten/Line-Kanal um. Die speziell von Arturia für AudioFuse entwickelten DiscretePRO-Vorverstärker sollen für einen warmen und runden Klang sorgen, wie ihn alte Analog-Preamps besitzen. Wenig verwunderlich, denn das Zauberwort „analog“ zieht sich durch die gesamte Produktpalette von Arturia. Tatsächlich weisen die Mikrofonaufnahmen eine gewisse Klangfärbung auf, die durchaus als „edel“ bezeichnet werden kann und uns gut gefallen hat. Ein Apogee-Interface klang im Vergleich deutlich nüchterner, aber das ist natürlich hochgradig Geschmackssache – hier empfiehlt sich stets ein persönliches Antesten.

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Ebenfalls auf der Front sind die separat regelbaren Ausgänge für Kopfhörer angebracht, und zwar praktischerweise jeweils als große oder kleine Klinkenbuchse. Die Adaptersuche entfällt damit.

Anschlussvielfalt

Die Rückseite ist üppig bestückt. Die beiden Insert-Buchsen erlauben das Einschleifen externer Effektgeräte wie z.B. Kompressor oder Limiter in den Signalweg hinter den Vorverstärkern der beiden analogen Eingänge. Zudem finden Sie hier zwei weitere Line-Eingänge, von denen einer per Software auch auf Instrumenten-Pegel geschaltet werden kann. Alternativ zu diesen Eingängen 3 und 4 bietet AudioFuse einen Cinch-Eingang für Plattenspieler inklusive Ground-Anschluss, was u.a. den DJ und den Hip-Hop-Produzenten freuen wird. Hinzu kommen bis zu acht digitale Eingänge per S/PDIF coaxial oder ADAT optisch, das Gleiche dann auch als Ausgänge. Die S/PDIF-Buchsen werden auch zur Wordclock-Synchronisation genutzt.

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An analogen Ausgängen stehen vier Stereopaare zur Verfügung, zwei davon zum Anschluss von Lautsprechern oder Verstärkern auf der Rückseite und zusätzlich die zwei Kopfhörerausgänge auf der Vorderseite. Mit zwei Tastern lässt sich das Ausgangssignal direkt den jeweiligen Ausgängen zuweisen. Als Besonderheit lässt sich das Signal des zweiten Kopfhörerausgangs per Software auf den zweiten Lautsprecherausgang legen, auch Re-Amping einer Gitarrenspur ist auf diese Weise möglich.

MIDI, USB 2.0

Aus Platzmangel sind MIDI-Ein- und Ausgang als Miniklinke ausgelegt, passende Adapter liefert Arturia mit. Der Anschluss des AudioFuse an einen Computer erfolgt per USB 2.0. Dies erscheint angesichts schneller und leistungsfähiger neuer Technologien wie USB 3, AVB oder Thunderbolt nicht mehr ganz zeitgemäß, dürfte aber dennoch in den meisten Fällen ausreichend und auch zukunftssicher sein. Zumal die Treiber gut programmiert sind, im Test stabil liefen und praxistaugliche Latenzen im Bereich um 3 ms je Richtung erlaubten – die angegebene Roundtrip-Latenz von 3 ms wollte uns aber weder am Desktop-PC noch Macbook gelingen. Laut Arturia wurde auf USB 2 aufgrund der größtmöglichen Kompatibilität gesetzt. Denn AudioFuse ist class compliant, benötigt also keine speziellen Treiber. Daher wird das Interface auch an iOS und Android-Geräten erkannt. Unter Windows empfiehlt sich aber die Installation des speziellen AudioFuse-Treibers von Arturia, der gemeinsam mit dem AudioFuse Control Center installiert wird. Die Software bildet die Oberfläche der Hardware ab und arbeitet bidirektional, Änderungen an der Hardware werden also direkt in der Software abgebildet und umgekehrt. Zudem lassen sich hier die digitalen Anschlüsse nebst Synchronisation konfigurieren und routen, was über die Hardware nicht direkt möglich ist. Die Software lässt sich per Druck auf den Arturia-Knopf auf der Hardware öffnen – sehr praktisch und zeitsparend. Sie ist derzeit für macOS 10.8+ und Windows7+ verfügbar, unter iOS, Android und Linux ist ein Direktzugriff auf die Zusatzfunktionen nicht möglich.

Eingebauter USB-Hub, flexible Stromversorgung

Äußerst praktisch ist der eingebaute USB-Hub mit drei Anschlüssen. Hier können Sie beispielsweise Ihren Kopierschutzdongle, USB-Controller und den Empfänger der schnurlosen Maus einstecken. Nach der Arbeit im Studio brauchen Sie dann nur das kompakte Interface statt am Studiorechner am Laptop einzustecken und haben alles dabei, AudioFuse fungiert dabei quasi als Docking-Station.

Flexibel ist auch die Stromversorgung. Sie kann per USB erfolgen, wobei das Interface dann in einen Stromspar-Modus geschaltet wird und einige Funktionen, z.B. höchste Auflösung, nicht zur Verfügung stehen. Im Studio empfiehlt sich daher der Anschluss des mitgelieferten externen Netzteils.

Transparenter Klang beim Arturia AudioFuse

Angeschlossen über das mitgelieferte USB-Kabel wurde das Interface im Test sowohl an PC, Mac als auch iPad anstandslos erkannt. Nach Installation der Arturia-Software stand uns auch auf dem PC ein ASIO-Treiber mit niedriger Latenz zur Verfügung, bei den anderen Betriebssystemen ist keine zusätzliche Treiberinstallation notwendig. Der Rauschabstand ist hervorragend, insbesondere in Bezug auf die DiscretePRO-Vorverstärker. Arturia ist übrigens so überzeugt von der Technologie, dass sich die Firma die Messwerte von einem unabhängigen Institut unter Einsatz eines Audio Precision APX555 Messinstruments bestätigen lässt und jedem ausgelieferten Gerät ein individuelles Zertifikat beilegt. Und zurecht, denn egal was wir angeschlossen haben (und wir haben es sogar mit einem Bändchenmikrofon mit sehr niedrigem Ausgangspegel versucht): AudioFuse hat nicht nur genug Reserven, um auch pegelschwache Instrumente auf ausreichende Lautstärke zu bringen, sondern arbeitet dabei auch noch nahezu rauschfrei. Den guten Klang der Vorverstärker haben wir oben schon gelobt, aber auch die Wandler liefern einen klaren, transparenten und unverfälschten Sound mit hohem Detailreichtum und sehr guter Stereoabbildung. Die Regler fassen sich gut an, alle Anschlüsse funktionieren, wie sie sollen.

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Fazit

Das Warten hat sich gelohnt! Die Kombination aus hochwertigen Komponenten, Anschlussvielfalt und einem mobilen Formfaktor im edlen Design macht Arturia AudioFuse zu einem der interessantesten Audiointerfaces in der Mid-Budget-Klasse. AudioFuse ist sowohl für ambitionierte Einsteiger als auch für professionelle Musikproduzenten geeignet, die ein kompaktes Interface mit allen notwendigen Anschlüssen suchen, das zudem kompatibel mit allen aktuellen Systemen ist. Hervorzuheben ist der sehr gute Klang der Vorverstärker und Wandler sowie die flexiblen Anwendungsmöglichkeiten, die vom zentralen Einsatz im Studio über die Bühne bis hin zur mobilen Laptop-Produktion reichen. Nicht so gut gefallen hat uns, dass Arturia nur einen USB2.0-Anschluss verbaut hat.

Dieser Test ist in unserer Heft-Ausgabe 141 erschienen.

Bewertung
Name
Arturia AudioFuse
Pro
  • edles Design
  • kompakte Form
  • überzeugender Klang
  • sehr rauscharm
  • Anschlussvielfalt
  • für Win/OSX, iOS, Android, Linux
  • USB-Hub integriert
  • Monitor-Controller
Contra
  • nur USB 2.0
Preis
599 EUR
Bewertung
(92%)
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