Ratgeber

Wie komme ich auf die Playlisten in Spotify?

Was früher die Top 100 Musik-Charts bei MTV waren, sind heute die Playlisten bei Spotify. Aber wie entstehen die, wer managed sie und vor allem: Wie kommt man rein? Jorin Zschiesche hat die Antworten..

Mittlerweile gilt es als Königsdisziplin, in einer genre-typischen beliebten Playlist gelistet zu werden. Mit 158 Millionen Premium-Mitgliedern und über 356 Millionen monatlich aktiven Nutzer*innen ist Spotify wohl der beliebteste online Musikstreaming-Anbieter weltweit. Die meist-verfolgten Playlists werden von zig Menschen gehört wie beispielsweise “Today’s Top Hits” mit über 28 Millionen Followern oder “RapCaviar” mit über 13 Millionen Followern. Zudem werden die reichweitenstärksten Playlisten von Expert*innen der Musikbranche überwacht, die immer auf der Suche nach dem nächsten Star am Musikhimmel sind.

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Die eine Million Dollar Frage lautet entsprechend natürlich: Wie sichert man sich einen heißbegehrten Platz auf einer der beliebten Mood- oder genre-typischen Playlists von Spotify? Hier kommen meine top-5 Tipps für Musiker*innen sich auf einen der heiß begehrten Listenplätze zu katapultieren und was absolute No-Gos sind.

Playlisten 1-0-1: Die Basics

Am wichtigsten ist, dass der Song bei den Hörer*innen gut ankommt. Das bedeutet, dass User den Song bis zum Ende hören oder ihn als Favorit markieren müssen. Je öfter der eigene Song in mehreren bekannten, unbekannten oder persönlichen Playlisten vertreten ist, desto besser. Umso öfter ein Song abgespielt wird, umso mehr Geld verdienen auch die Künstler*innen daran.

Hat man es erst mal auf eine der Listen geschafft, wird man nach Streams ausbezahlt. Wie viel man bekommt, ist abhängig von mehreren Faktoren. Beispielsweise wurde von einem Premium Kunden in Deutschland gestreamt oder von einem Freemium Kunden in Mexiko. Reich wird man allerdings durch Streams auf Spotify als kleinere*r Künstler*in nicht, denn die Einnahmen pro Stream sind sehr gering. Man braucht also eine Menge Geduld, oder einen absoluten Hit, bis der Song auf Spotify auch tatsächlich zu Geld wird. Mit dem richtigen Mix aus einer guten Releasestrategie, einer treuen Followerschaft, dem richtigen Auftreten auf Social Media und bei Live-Auftritten, kann man allerdings auch als unabhängige*r Künstler*in erfolgreich werden.

Playlisten werden auf unterschiedliche Art und Weise erstellt. Zum Einen kümmern sich Redakteur*innen auf Spotify um die Zusammenstellung und konzentrieren sich darauf, Neuerscheinungen mit aufzunehmen. Andererseits gibt es auch algorithmische Playlisten auf Spotify. Diese haben das Ziel, aus den Vorlieben der Nutzer*innen Playlists zu erstellen. Spotify überwacht also unser Verhalten sowie unsere bisherigen selbst erstellten Listen und schlägt uns basierend darauf neue Mixtapes wie den “Mix der Woche” vor. Zu guter Letzt erstellen auch Labels und Vertriebe ihre eigenen Playlisten. Darin werden verschiedene Künstler*innen - auch unabhängig ihres Deals - gefeatured. recordJet hat zum Beispiel die “Female Music Force“ oder den “Deutschrap Radar“ in denen unterschiedliche Tracks vorkommen.

Der Pitch an Spotify

Es ist mit Sicherheit keine leichte Aufgabe, Spotify auf sich aufmerksam zu machen. Es gibt aber ein paar Tipps, wie es gelingen kann: Sobald der Song fertig produziert und ein Veröffentlichungstermin bekannt ist, sollte er so schnell wie möglich an Spotify gepitcht werden. Je früher, desto besser. Die Deadline von Spotify ist sieben Tage vor dem Release. Der Track wird beispielsweise bei recordJet angelegt und sobald er ausgeliefert ist, erscheint er in Spotify for Artists. Dort kann er dann gepitched werden.

Metadaten werden bereits vorab bei recordJet erfasst: Angaben zum/zur Komponist*in, das Genre, Subgenre, Publisher, die Stimmung und die Sprache sowie andere erforderliche Informationen wie beispielsweise die Personen, die am Songtext beteiligt waren. In Spotify for Artists ergänzt man dann die Pitching Informationen wie zum Beispiel die Stimmung eines Songs. Allgemein gilt hierbei besonders genaue Angaben zu machen, damit die Kurator*innen erkennen, ob und wie gut der Titel in die Playlisten passt. Als persönlichen Zeitplan sollte man sich dafür zwei Wochen Vorlauf einplanen. So sollten alle Deadlines klappen. 

Gute Musik und Geduld

Was banal und einfach klingen mag, ist in der Umsetzung gar nicht so einfach. Der wichtigste Faktor, um Spotify zu überzeugen und es auf eine der beliebten Playlisten zu schaffen, ist und bleibt: verdammt gute Musik zu machen. Da Geschmack ja bekanntlich verschieden ist, gibt es dennoch ein paar Hinweise und Richtlinien, die gegebenenfalls dabei helfen, auf den Playlisten zu erscheinen.

Als unbekanntes Talent ist es nahezu unmöglich, ohne fremde Hilfe auf einer der Listen zu erscheinen. Allerdings hat Spotify mittlerweile ein neues Programm namens “Fresh Finds” entwickelt, um auch bislang nicht platzierte Songs zu zeigen. Dies soll unabhängigen Künstler*innen helfen, eine Karriere aufzubauen. Eine Garantie für einen Listenplatz gibt es allerdings nicht – egal wie groß oder klein ein*e Künstler*in ist. Digitale Vertriebe pitchen die Songs an die Editor*innen, jedoch werden laut Spotify pro Tag über 20.000 Tracks von Labels, Vertrieben und independent Artists gepitcht und über 40.000 Songs pro Tag hochgeladen. Somit kann es auch passieren, dass der ein oder andere Song – sollte er auch noch so gut sein – keine Beachtung von Spotify erhält. Doch bitte nicht verzagen. Egal wie ­langwierig der Prozess auch sein mag, sobald ein Song in einer der Listen aufgenommen wird, ist das Gefühl unschlagbar und wird den Aufwand wert ­gewesen sein!

Es scheint, als ob Songs mit kürzerem Intro oder Outro bei den Hörer*innen besser ankommen. Ein Track, ohne langem Intro oder langer erster Strophe, werden seltener übersprungen, da sie direkt ins Ohr gehen und den/die Hörer*innen direkt ansprechen. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise mit dem Chorus zu starten. Der auf Spotify veröffentlichte Song erscheint allerdings stets im Release-Radar, der Follower einer Künstlerin oder eines Künstlers. Beim Release-Radar handelt es sich auch um eine von Spotify algorithmisch erstellte Playlist, die wöchentlich für alle Nutzer*innen individuell generiert wird. Hier werden dem/der Hörer*in eine Übersicht der Neuerscheinungen der vergangenen Woche aufgelistet.

Was bietet das Spotify-System?

Als Künstler*in ist es ratsam, Gebrauch von den angebotenen Tools von Spotify zu machen. Hier gibt es einige Möglichkeiten wie beispielsweise eigene Playlisten zu erstellen oder sein Artist Profil zu vervollständigen. Über recordJet als Distributor kann man beispielsweise den Artists Account direkt verifizieren lassen - ohne Wartezeiten und den üblichen Verifizierungsprozess durchlaufen zu müssen. Danach erscheint ein blauer Hacken neben dem Namen. Um die Artists Page zu verifizieren, muss die eigene Musik bereits auf Spotify sein und die Artist Page angelegt. Nach der Verifizierung kann man Fotos austauschen, eine Biografie samt aller Social Media Accounts hinterlegen und Playlisten verwalten. Es ist auch möglich, Daten und Statistiken zu den Streams und den Hörer*innen einzusehen. Unter anderem gibt es noch den “Artist’s Pick” als weitere Funktion. Durch dieses Feature hat man die Möglichkeit, einen Track, ein Album, einen Podcast oder eine Playlist ganz oben auf dem Profil anzeigen zu lassen.

Absolutes No Go: Erkaufte Listenplätze oder Fake Streams.

Manche Musiker*innen gehen sogar so weit, dass sie dubiose Tricks anwenden, um es auf Playlisten zu schaffen. Gekaufte Plätze sind ein recht beständiger Mythos in der Musikszene über den immer wieder gesprochen wird. Kleiner Disclaimer vorweg: Es ist nicht möglich, sich Listenplätze auf Spotify zu erkaufen. Private Kurator*innen bieten dies zum Teil an, dies widerspricht aber den Spotify-Richtlinien. Von diesen illegalen Maschen ist also unbedingt abzusehen, da Betrug mit Strafen, wie beispielsweise hohen Geldstrafen gefahndet wird. Spotify geht mittlerweile hart gegen solche Fälle vor, indem sie allein beim Versuch, sich einen solchen Platz durch Geld zu erschleichen, auch etablierte Künstler und Künstlerinnen abweisen oder gar sperren lassen und auch das illegal verdiente Geld zurückverlangen können.

So manch ein*e Künstler*in versuchte bereits, die Metadaten in die Irre zu führen. Mit sogenannten Fake-Features wurde versucht, die Listen bzw. die Kurator*innen zu manipulieren. Bei Fake-Features werden die Namen bekannter Künstler*innen angegeben, obwohl diese gar nicht beim Song mitgewirkt hatten. Damit so etwas erst gar nicht passiert, prüfen wir bei recordJet jeden Release automatisiert und manuell.

Trotz umfassender Sicherheitssysteme von Spotify wird ab und an immer noch versucht, Systeme und Accounts von unbedarften Kund*innen zu hacken. Die Songs werden dann durch Bots in Dauerschleife abgespielt, damit möglichst viele Klicks generiert werden. Das Ziel hierbei ist, dem Algorithmus einen heißen Track vorzugaukeln. Selbst wenn die Klicks angezeigt werden, werden sie bei der Vergütung aber ausgefiltert. Denn: Das Geld kommt nicht an, wurde es erst mal als Betrug identifiziert. Betrugsversuche werden von der Plattform gelöscht und können auch nicht mehr erneut eingestellt werden. Die verschiedenen Anbieter sind mittlerweile sehr gut aufgestellt, was Cybersecurity angeht –  es gibt auch Fälle in denen rechtliche Konsequenzen gezogen wurden, versucht es also erst gar nicht!

Fazit: Ran an die Hits!

Mit 158 Millionen Premium-Mitgliedern und über 356 Millionen monatlich aktiven Nutzer*innen ist Spotify wohl der beliebteste online Musikstreaming-Anbieter weltweit. (Quelle: Statista.com)

Mein Fazit lautet: Wer seine Songs also auf großen Playlisten sehen und hören möchte, braucht definitiv einen langen Atem. Viel wichtiger als dieser ist und bleibt aber die Musik selbst. Musik und die Veröffentlichung dieser ist ein hartes Stück Arbeit. Die besten Chancen hat man, wenn man erstklassige Musik macht, die die Spotify und die Hörer*innen überzeugt. Im Normalfall braucht man nur noch ein wenig Geduld, eine Portion Glück und einen Distributor, der einen unterstützt. Es wird sich also in jedem Fall lohnen, Zeit und Muße zu investieren. Im Endeffekt sollten sowieso der Spaß und die Liebe zur Musik überwiegen.

Über den Autor

Jorin Zschiesche

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2008 gründete Jorin Zschiesche recordJet und ist bis heute in allen Unternehmensbereichen involviert. 2013 bis 2016 war er als Kurator bei der Berlin Music ­Commission eG, und 2015 - 2016 bei Lichtdicht Music im Management Label und Vertrag / A&R tätig. Er gründete 2016 die Filter Music Group, bei der er nach wie vor CEO ist und kümmerte sich um das Artist & Repertoire Management. Seit 2016 ist er zudem Vorstand im Verband unabhängiger ­Musikunternehmen (VUT).

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