Test

Der Über-Nexus? VST-Synth Parawave Rapid 1.7 Test und Interview

Die 2016 erschienene Synth-Workstation Rapid gilt trotz seiner Feature-Gewalt à la ReFX Nexus noch immer als Geheimtipp. Daran wird Version 1.7 sicherlich etwas ändern, die das Plug-in nicht nur optisch in neuem Glanz erscheinen lässt. Jedes Patch kann aus bis zu acht Layern mit jeweils drei Oszillatoren bestehen. Voluminöse Stacks sind dabei ebenso möglich wie Split-Sounds. Die Oszillatoren können sowohl Wavetables als auch Multi-Samples abspielen und erlauben Unison-Klänge mit bis zu acht Stimmen. Für einen facettenreichen Grundklang sorgen dabei morphbare Wellenformen sowie vielfältige Oszillatoreffekte wie Frequenz und Amplitudenmodulation, Hard Sync, und Phase Distortion. Es lassen sich sogar eigene Multi-Samples und Wavetables importieren. Rapid wartet zudem mit einer Resynthesefunktion für eigene Audiodateien auf.

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Mit der Filtersektion mit 25 verschiedenen Typen lässt sich der Klang flexibel formen. Dank je vier ADSR-Hüllkurven, LFOs und Step-Sequenzern à la Massive sind auch komplexe Modulationen eine leichte Übung für Rapid. Darüber hinaus ist ein leistungsfähiger Arpeggiator an Bord. Die Zuweisung von Modulationen geht dank des durchdachten Drag-&-Drop-Systems komfortabel von der Hand. Für jedes Layer gibt es eine eigene Effektkette mit sieben Slots, wobei 18 hochwertige Effekttypen zur Auswahl stehen.

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Fazit

Mit einer klanggewaltigen Synthese-Engine, umfangreichen Modulationsmöglichkeiten, gelungenen Effekten und inspirierenden Presets besitzt Rapid alles, was man von einer modernen Synth-Workstation erwartet. Besonders eindrucksvoll animierte Synths-Sounds mit modernem Sound gelingen mit Bravour. Ein wahrer Klanggigant! Wer hingegen noch mehr produktionsfertige Presets benötigt, kann Rapid mit dem wachsenden Angebot an Extensions erweitern.

Nachgefragt: René Sander und Mirko Ruta, die geistigen Väter von Rapid, im Gespräch mit Beat.

Beat / Könnt ihr Parawave unseren Lesern kurz vorstellen?

Parawave / Parawave Audio entstand im Jahre 2014 aus der freundschaftlichen Zusammenarbeit von René Sander und Mirko Ruta. Der gemeinsame Hintergrund in der Informatik, Elektrotechnik und die Begeisterung für Sounddesign und die technischen Aspekte der Musikproduktion endeten in kleinen Hobbyprojekten, die sich ständig weiterentwickelten und dann den Punkt erreichten, an dem wir uns an ein neues größeres Projekt wagten: einen Synthesizer mit Layer-Fähigkeiten.

Beat / Wie entstand die Idee zu Rapid?

Parawave / Wahrscheinlich kennt ihr das Gefühl: Man nutzt diverse Synthies und lernt sie mit der Zeit kennen und lieben. Doch irgendwann stößt man an ihre Grenzen, findet kleine Makel oder Dinge, die besser sein könnten. Und hier kommt Rapid ins Spiel. Nach mehreren Prototypen kristallisierte sich die Vorabversion von Rapid heraus. Dieser Reifeprozess lenkte unseren Fokus dann auf einen Satz Grundtugenden - eine einfache und schnelle Handhabung, ohne klangliche Komplexität auszuschließen. Eine breite Palette an Klangerzeugern, Modulatoren und Effekten. Eine möglichst effiziente Nutzung bei größtmöglicher Qualität. All diese Eigenschaften spiegeln sich in Rapid wider.

Beat / Es gibt ein enormes Angebot an Wavetable-Synthesizern in Plug-in-Form. Was macht Rapid besonders?

Parawave / Das „Layern“ von Sounds ist mittlerweile gang und gäbe. Anstatt sich aber nun mit unzähligen Plug-in-Instanzen zu quälen, verlagert Rapid diese Prozedur in eine einzige Instanz. Man spart sich komplizierte Verschachtelungen in der DAW und schafft Platz für andere Dinge. Der Klang lässt sich damit perfektionieren und als fundamentales Element nutzen, wie man es auch von klassischen Instrumenten gewöhnt ist. Der komplexe Synthesizer-Klang als Einheit. Speicherbar, nutzbar in verschiedenen DAWs und wiederverwendbar als Inspiration für kommende Sessions.

Beat / Rapid wartet mit einer besonders flexiblen Klangerzeugung auf. Könnt ihr diese kurz erläutern?

Parawave / Neben den morphbaren Wavetables gibt es die Möglichkeit, die Wellenform jedes Oszillators mit speziellen Effekten zu verformen. Dadurch ergeben sich weitere bekannte Synthesearten wie die Frequenzmodulation (FM), Phase-Distortion (PD), Amplitudenmodulation (AM) und Oszillatorsynchronisation (Hard Sync). Zusätzlich dazu lassen sich eigene Audio-Samples importieren, um flexible Mischungen aus echten und synthetischen Klängen zu erzeugen. Und dann sind da noch weitere einzigartige Effekte wie z. B. Organic Drift, der dem Generator spezifische Schwebungen einflößt und eine digitale Wavetable in ein deutlich weicheres „analog“ klingendes Signal transformiert.

Beat / Erzählt uns bitte mehr über die Modulationsmöglichkeiten von Rapid.

Parawave / Damit der Benutzer selbst bei komplexen Verschaltungen die Übersicht bewahrt, legen wir einen großen Wert auf Visualisierung und einen schnellen Arbeitsfluss. So genügt ein einfaches Ziehen und Loslassen der Modulationsquelle auf einen beliebigen Parameter, um eine Verbindung zu erstellen. Eine Vorschau des modulierten Werts wird direkt am Regler angezeigt und ermöglicht dort auch das Einstellen der Modulationstiefe. Als Quellen bietet Rapid vier ADSR-Hüllkurven, vier LFOs, die zwischen verschiedenen Formen faden können, sowie vier Sequenzen mit einstellbarem Raster für komplexere Kurven und Formen. Daneben gibt es weitere oft benötigte Quellen wie z. B. Velocity, Aftertouch, Random, Flip-Flop, uvm. 

Beat / Welche Features von Rapid findet ihr am spannendsten?

Parawave / Neben der Synthese durchläuft Rapid eine weitere Kette von individuell abgestimmten Effekten. Wie z. B. den Multiband Saturator, der das Eingangssignal in bis zu vier Frequenzbänder teilt und jedes einzelne Band mit einem asymmetrischen Wave-Shaper, Distortion oder anderen Effekten belegt. Oder der Reverb-Effekt, dessen Entwicklung besonders zeitintensiv war und der von Nutzern oft für seinen weichen und vollen Klang gelobt wird. Herausragend ist auch der Glitch-Effekt, der mit Hilfe der Sequenzen gesteuert werden kann und rhythmische Sprünge in der Zeit erlaubt. Interessant ist außerdem der Send-Effekt, welcher das Signal an weitere Layer senden kann. Das Verschalten und Modulieren von mehreren Effekten ermöglicht erstaunlich vielseitige Anordnungen und verleiht selbst einfachen Klängen eine außergewöhnliche Komplexität. Übrigens lässt sich Rapid auch als FX-Plug-in nutzen.

Rapid 1.7 ist für 179 Euro bei Parawave erhältlich.

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