Mit dem A-101-6 Opto VCF hat Dieter Doepfer ein überaus vielseitiges Filter herausgebracht. Es kann als Tiefpass, Hochpass oder in einem von zwei Allpass-Modi eingesetzt werden. Die hinterstehenden Schaltungen arbeiten mit optischen Feldeffekt-Transistoren. Diese Komponenten sind ähnlich aufgebaut wie Vactrols, anstelle von LDRs kommen allerdings lichtempfindliche FETs zum Einsatz. Ihr Vorteil liegt darin, dass sie wesentlich schneller zu Werke gehen und damit auch zackige Modulationen ermöglichen. Dafür verzerren Opto-FETs bei hohen Aussteuerungen leicht. Im Detail besteht das A-101-6 aus sechs seriell verschalteten 6dB-Filterstufen. Die Umstellung von Tiefpass auf Hochpass oder eine Allpass-Variante geschieht über Jumper, zusätzlich muss eine Stellschraube angepasst werden. Für den Wechsel zwischen verschiedenen Filtertypen ist es also nötig, das Modul aus dem Eurorack-Rahmen zu entfernen.

Die Struktur des A-101-6 ist schnell erklärt. Nachdem Audiosignale die Eingangsbuchse passiert haben, können sie mit Hilfe eines Potis zunächst in ihrer Lautstärke justiert werden. Anschließend durchlaufen sie das eigentliche Filter. Es bietet Drehregler für die Grenzfrequenz und das Feedback beziehungsweise die Resonanz. Ein CV-Weg erlaubt Modulationen des erstgenannten Parameters, die Intensität lässt sich anpassen. Eine wichtige Besonderheit des A-101-6 ist die Möglichkeit, das Feedback-Signal abgreifen und bearbeiten zu können. Hierfür eignen sich vielerlei Module. Im Test wusste besonders eine Kombination aus Opto VCF im Tiefpass-Modus und einem externen Formant-Filter zu begeistern, die Resonanz bekam dank seiner Unterstützung einen teils vokalähnlichen, teils metallischen Charakter. Zu guter Letzt steht eine Mix-Stufe im Signalfluss des A-101-6. Sie erlaubt die Mischung von trockenem und gefiltertem Signal.
Klanglich zeigt sich Doepfers Opto VCF als eigenwillig. Der Tiefpass tönt voll und rund, hohe Frequenzen werden schon bei vollständig geöffnetem Cutoff-Regler beschnitten. Wie stark dieser Effekt zutage tritt, ist von der Eingangslautstärke abhängig. Hohe Werte fügen zudem eine ordentliche Portion Overdrive hinzu. Die Resonanz dünnt tiefe Signalanteile nicht aus. Sie ist hervorragend geeignet, um Signale anzuspitzen. Extremeinstellungen führen zu aggressiven Pfeifkonzerten.
Bei der Umstellung auf Hochpass wurde im Test zunächst die Stellschraube außer Acht gelassen. Das Ergebnis waren stark blubbernde Sounds. Nach erfolgter Justierung des Trimpotis verhielt sich die Schaltung dann normal. Der tonale Charakter ähnelt stark dem Tiefpass, allerdings geht die Resonanz weniger harsch zu Werke. In gewisser Weise erinnerten die entstehenden Klänge an ein Acid-Filter mit nachgeschaltetem Verzerrer, nur werden hier eben tiefe ansStelle hoher Frequenzen beschnitten. Die Allpass-Varianten machen Klangfärbungen und Phaser-Effekte möglich. Der Grundsound reicht, je nach Modus und Einstellung der Stellschraube, von steril bis erdig-dreckig. Das größte Potential liegt allerdings im gezielten Missbrauch der Filtertypen, wodurch interessante Glitches und andere Klangzerstörungen zutage treten.
Fazit
Wer auf der Suche nach einem analytischen, sauberen Filter ist, sollte tunlichst Abstand vom A-101-6 halten. Freunde breiter, schmutziger Sounds mit teils experimentellem Touch sind bei diesem Modul dafür genau an der richtigen Adresse. Das Verhalten ist einzigartig, wohl aufgrund der optischen Feldeffekt-Transistoren. Auch nach vielen Monaten voller Klangexperimente dürften Besitzer noch auf neue Einsatzgebiete stoßen.
von Henning Schonvogel
Beat-Bewertung: 5.5 von 6 | Preis: 110 Euro