Als die Anfrage für den Testbericht reinkam, dachte ich ja erst halb enttäuscht, es geht um einen dieser Controller mit Positionssensor, bei denen man mit Sticks ein imaginäres Schlagzeug in der Luft spielt. Aber Glück gehabt: der Drumbeam von afk-audio aus Dresden ist dann doch was ganz erfrischend anderes und weder ein gewöhnliches Drumpad, noch ein klassischer Midi-Controller.
Let’s find out what this thing is all about! von Stefan Vesper

afk-audio ist ein ambitioniertes, kleines, aber feines Entwickler-Startup aus der Dresdner Neustadt. Bekannt geworden sind sie durch Ihre recht erfolgreiche Kickstarter-Kampagne, bei der sie es geschafft haben, innerhalb kürzester Zeit mehr als das Dreifache ihres Kampagnenziels (78.000€) zu erreichen und so die erste Serienproduktion des Drumbeam zu starten. Seitdem arbeiten sie kontinuierlich und transparent an ihrem Baby weiter und erfreuen sich einer stetig wachsenden Supporter-Community. Es gibt eine Informative und aktuell gehaltene Website sowie ein Discord Forum für den direkten Austausch untereinander zwischen Machern, Usern und Supportern. Wenn es so läuft, kann man wohl sagen: Erstmal alles richtig gemacht!
Das Konzept
Im Grunde ist der Drumbeam ein positions- und drucksensitiver MIDI-Controller, der mit Sticks, Fingern oder auch Besen gespielt werden kann. Anders als bei z.B. einem SPD-SX oder üblichen E-Drum-Pads haben wir hier allerdings eine lineare Spielfläche, die der Länge nach in bis zu 12 Segmente unterteilt ist. Dadurch ergibt sich eine neuartige und platzsparende Art, das eigene Spektrum beim Spielen zu erweitern. Außer der Position und der Stärke des Schlages kann der Drumbeam auch erkennen, ob man ein Segment „quetscht“. Das geht mit dem Drumstick, aber auch mit den Fingern, so ergeben sich weitere Möglichkeiten des spielerischen Ausdrucks, ähnlich den heutigen MPE / expressive Controllern.
Der Drumbeam ist so zu sagen ein robuster 50cm Alu-Riegel mit einer Silikon-Oberfläche zum Bespielen, der relativ einfach in nahezu jedes bestehende Setup integriert werden kann. Und Einsatzmöglichkeiten für das Ding gibt es wirklich jede Menge.
Aufbau und Anschlüsse
Der Drumbeam lässt sich mit seinem M8-Halter an jeden handelsüblichen Beckenständer montieren und hält sicher. Das Gehäuse ist solide verarbeitet, kompakt und roadtauglich, macht auf mich einen sehr robusten Eindruck. Befürchtungen, die Silikonfläche könnte schnell Schaden nehmen haben sich im Test nicht bestätigt, auch nach intensivem Testeinsatz sieht die Fläche noch aus wie neu.
Auf der Front- und Rückseite des Gehäuses befinden sich durchgehende LED-Ketten, die den Schlag auf die Oberseite, wenn gewünscht, optisch signalisieren. Das ist, wie ich finde, eine schöne Sache, man kann als Zuschauer sehen, dass was passiert. Der Drummer kann sich so z.B. auch farblich in das restliche Bühnenlicht einbetten und sich auch in Dunkelheit auf die richtigen Segmente konzentrieren. Es gibt einige Add-Ons im Shop für den Drumbeam, z.B. eine Tischhalterung, einen Standfuß, sowie diverse Taschen / Cases usw.
Folgende Anschlüsse sind vorhanden:
- USB-C (für Strom und MIDI-Daten)
- TRS-MIDI In/Out (incl. Adapter auf DIN)
- Trigger-In (für externes Pad, Kick-Trigger)
Konfiguration – Ganz ohne Gedöns!
Kommen wir zu einem Punkt, der mich sehr angenehm überrascht hat, weil das einfach eine super-schlaue Lösung ist, den Drumbeam zu konfigurieren: Ein integrierter Router. Großartig. Praktisch heißt das, dass man sich mit seinem Smartphone, I-Pad oder Laptop einfach mit dem W-Lan des Drumbeam verbindet und dann in einem beliebigen Browser die Adresse „drumbeam.local“ öffnet. Sogleich hat man eine übersichtliche Web-App vor Augen, in der alle Parameter des Drumbeam komfortabel eingestellt, gespeichert und archiviert werden können. Also keine Software-Installation, kein Heckmeck mit Android und iOS, kein Appstore. Einfach bestmögliche Kompatibilität bei maximaler Einfachheit. Chapeau!
Du kannst hier zum Beispiel:
- Zonen / Segmente anlegen und/oder verschieben
- Segmenten bestimmte Midi-Noten und Control-Changes zuweisen
- Notenlänge und Velocity-Kurven pro Segment einstellen
- Den LEDs ihre Farben zuweisen und deren Verhalten steuern
- Presets erstellen, speichern, exportieren
Der Drumbeam lässt sich also sehr einfach, zur Not auch mitten im Livebetrieb ohne Rechner oder App umkonfigurieren. Man sollte allerdings darauf achten, das Passwort des Routers zu ändern, anderes könnte vor allem bei mehreren Drumbeams auf der Bühne zu stressigen Momenten führen.
Spielgefühl & Handling
In der Grundeinstellung war der Drumbeam bereits sehr angenehm spielbar, die Spielfläche fühlt sich gut an, reagiert auf feinere Ghostnotes und hat einen angenehmen Rebound. Man könnte meinen hier waren Drummer am Werk.. Ich hatte bei einigen Sounds und wirklich fein eingestellter Sensitivität einige Übersprecher zwischen den Segmenten, das ließ sich aber recht schnell und sauber fixen.
Wenn ich das Konzept mal sacken lasse, kommen mir automatisch jede Menge Einsatzmöglichkeiten in den Sinn, zum Beispiel diese 4:
Szenario 1. Als Erweiterung eines klassischen Drumsets, zum Ansteuern eines Samplers, Groovebox oder Synths
Klar, das ist natürlich die naheliegendste Sache. Erweiterung eines Drumsets. Bei mir im Studio steht das Drumbeam im Moment auch direkt an meinem Schlagzeug. Mit einem Beckenständer über der Hi-hat und dem 1.Tom positioniert macht es einen guten Eindruck, ist gut erreichbar und hat direkt Spaß gemacht.
Ich habe es via USB-C an einem Macbook mit Ableton Live, dort einfach eine Midi-Spur mit einem Drumrack, als Midi Eingangsquelle wähle ich das Drumbeam und los geht‘s. Noch einfacher wäre es natürlich ohne Laptop mit einem Drumsound-Modul oder Sampler oder ähnlichem, bei dem man das Drumbeam einfach via Midi-DIN anschließt. Aber kann man ja machen, wie man mag.
Ich hatte mir während des Tests diverse Presets mit der Drumbeam-App zusammengebaut und mir in Ableton dazu passende Tracks mit den entsprechenden Instrumenten angelegt. Interessant fand ich z.B., dass man mit den Pfeiltasten am Drumbeam selbst zwischen den internen Presets hin und her schalten kann. Parallel dazu kann man sich z.B. in der DAW verschiedene Spuren nach Midi-Kanal getrennt anlegen, die man dann einfach via Preset-Wechsel auf dem Drumbeam ansteuern kann. So kann das Drumbeam bei einem Song z.B. als reine Drumsound-Erweiterung dienen, dann aber mit einem Klick auf das nächste Preset steuert es eine Effekt-Sektion des Keyboarders oder was auch immer man machen möchte. In Verbindung mit der heutigen Studiotechnik und was es so an Instrumenten und Gadgets gibt, sind der Fantasie da kaum Grenzen gesetzt.
Auch Spaß gemacht hat das Abfeuern von Loops und stehenden Bässen beim Schlagzeug spielen, ebenso ein Drumloop den ich in Slices zerlegt hatte und dann die einzelnen Slices ansteuerte… es war immer wieder wie eine Einladung zum Experimentieren und Spielen – und darum geht’s ja auch!
Wie gesagt, hier kommt es drauf an, was man draus macht. Und dafür bietet das Drumbeam auf jeden Fall viele nützliche Features und ist ein interessanter neuer Ansatz für einen Midi-Controller.
Szenario 2. Als Erweiterung für ein E-Drumset, die einfach als zusätzliche Trigger-Quelle für das Drum-Modul dient
Der Drumbeam lässt sich einfach als zusätzliches „Pad“ an jedes E-Drum-Kit-Modul via Midi oder USB-C anschließen und kann so die Soundpalette des Kits platzsparend und mit einer flexiblen Spielfläche besser ausnutzen. Theoretisch sind ja bis zu 12 Segmente machbar, das ist dann schon eine ordentliche Erweiterung des Kits. Da hat man dann Platz für Percussion- oder Effekt-Sounds oder kann via Control-Change das Preset im Drum-Modul umschalten oder oder oder…
Szenario 3. Als Studio-Controller für Produzenten
Auch ganz ohne Schlagzeug oder E-Drums macht der Drumbeam als reiner Midi-Controller auf dem Studiotisch eine gute Figur. Mit dem Tisch-Mount oder dem Standfuß lässt es sich in den meisten Fällen gut integrieren.
Zunächst mal kann man das Drumbeam wie ein ganz normales Controller-Keyboard nutzen. Aber es geht mehr: die „Squeeze“- Erkennung. Durch Spielen mit den Fingern (oder auch Sticks) lässt sich via Druckstärke ein Control-Change-Befehl senden, der dann z.B. den Filter-Cutoff eines Synthesizers steuert oder jeden beliebigen ansteuerbaren Parameter. Let that sink in.
Tonhöhe und Velocity werden also pro Segment erfasst und der „Aftertouch“ durch Quetschen des Segments hat einen eigenen CC-Befehl zur Folge, der ebenfalls frei wählbar ist. Wir kommen also in die Richtung von MPE und expressiven Controllern, der Drumbeam ist quasi ein sensorisch erweiterter Drum-Controller der auch (oder gerade?) für anderes benutzt werden kann.
Szenario 4. Als Midi-Controller für Liveacts und andere Livesituationen
Das oben Geschriebene lässt schon grob erahnen, was der Drumbeam so an Einsatzmöglichkeiten bietet. Da jedes Segment CC-Daten senden kann, kann der Drumbeam also z.B. auch als Midi-Steuerzentrale für Live-Performer dienen und beliebige andere Geräte ansteuern, je nachdem, was an weiterem Equipment vorhanden ist.
Es ist zwar zunächst etwas arbeitsintensiv, sich den Drumbeam entsprechend zu konfigurieren, aber es lohnt sich. Und nun ja, jeder andere Controller will auch erstmal konfiguriert werden, da ist also immer etwas Vorarbeit nötig. Es ist also kein Nachteil, außerdem macht die übersichtliche Web-App die Konfiguration wirklich einfach.
Das alles geht zwar auch mit anderen Controllern, aber ich habe bisher kein wirklich vergleichbares Konzept gefunden und halte das Drumbeam für einen erfrischend neuen Ansatz, sich neue Ausdrucksformen zu erschließen.
Fazit – Mehr als nur ein Controller
Der Drumbeam ist kein weiteres Pad und auch kein Spielzeug aus der Controller-Welt. Er ist ein Quasi-Instrument, das das Thema „Drumming und MIDI“ neu denkt – und dabei eine gute Balance zwischen Innovation, Spielfreude und Praxistauglichkeit findet. Die Kombination aus Positions- und Drucksensitivität, der intuitiven Web-App und dem robusten Aufbau zeigt, dass hier Musiker für Musiker entwickelt haben. Ob als Erweiterung eines akustischen oder elektronischen Drumsets, als Studio-Tool oder Live-Controller – der Drumbeam fügt sich flexibel in nahezu jedes Setup ein und lädt geradezu zum Experimentieren ein.
Klar: Man muss sich ein bisschen hineinfuchsen, Presets bauen, Ideen ausprobieren – aber genau darin liegt ja auch der Reiz. Der Drumbeam ist kein Plug-and-Play-Spielzeug, sondern ein Controller-Instrument, das zum Spielen, Forschen und Entdecken motiviert.
Wer also Lust auf neue Ausdrucksformen, dynamische Performances und eine frische Herangehensweise an elektronische Percussion hat, sollte den Drumbeam unbedingt ausprobieren. Er ist nicht einfach ein Controller – er kann, wie ich finde, ein neuer Zugang zum eigenen Spielgefühl und Ausdruck sein.
Tja ...
An dieser Stelle würde eigentlich nun eine Aufstellung mit vergleichbaren Geräten kommen. Das Problem ist, ich habe keine Gefunden, die das Konzept so aufgreifen wie es der Drumbeam macht. Das eine hat zwar gute Eigenschaften für Producer, ist aber nicht für Drumsticks geeignet, das Nächste hat zwar gute Drummer-Features, ist aber nicht in dieser Leisten-Form, die sich so easy ans Drumkit oder auf den Tisch stellen lässt. Wieder andere haben keine MPE-Sensorik und so weiter. Es bleibt hier also abzuwarten, was der Markt an weiteren Ideen für derartige Midi-Controller hervorbringt. Absehbar wird da hoffentlich auch von afk-audio in Zukunft noch Neues kommen, we will see!
Features:
- Positions-, Anschlags- und Druckempfindlicher Midi-Controller in linearer Bauweise
- Anschlüsse: USB-C, TRS-Midi, Trigger-In
- Konfiguration via int. Router und Webapp
- LED-Feedback auf Vorder- und Rückseite
- Vielseitig einsetzbar
- 64 interne Presets
- Diverses nützliches Zubehör
- Hersteller: afk-audio
- Web: www.afk-audio.com
- Preis: 249 Euro



