Test

Test: Roland Boutique JP-08, JU-06 & JX-03

Mit der Boutique-Linie hat Roland digitale Miniaturklone - JP-08, JU-06 & JX-03 - von drei berühmten Vintage-Synthesizern geschaffen. Liefern die Knirpse den gleichen Kultsound und Spielkomfort wie ihre großen Vorbilder? Henning Schonvogel zeigt in diesem Test die Stärker und Schwächen der neuaufgelegten Kult-Synths auf.

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Bei den Boutique-Instrumenten handelt es sich um Replikationen berühmter Roland-Synthesizer aus den 80er Jahren. Der JU-06 ist dem Juno-106 nachempfunden, das Modell JX-03 hat sich den JX-3P zum Vorbild genommen. Im Falle des JP-08 stand der Jupiter-8 Pate. Kurz: Es wurden Instrumente „geklont“, die aus Rock, Pop und natürlich auch der elektronischen Musik nicht wegzudenken sind. Im Gegensatz zu den geschichtsträchtigen Originalen kommen die Neuerscheinungen nicht als ausgewachsene Keyboards, sondern geradezu winzige Tischgeräte daher. Ihre Länge entspricht in etwa einem DIN-A4-Blatt, die Breite liegt sogar noch deutlich unter diesem Format. Ein weiterer, essentieller Unterschied ist die verwendete Technik. Während die Urgesteine weitgehend analog gehalten sind, arbeiten die jetzt erschienenen Boliden komplett digital. Dank Rolands ACB-Technologie, die auch schon System-1, TB-03 und TR-08 zu großem Wohlklang verholfen hat, sollen sie dennoch kultigen Vintage-Charme versprühen.

Roland Boutique: Gemeinsamkeiten

Die Synthesizer der Boutique-Linie kommen in Kunststoffgehäusen daher, ihre Bedienoberflächen mit Schaltern, Tastern, Potis und/oder Schiebereglern sind an das jeweilige Analogvorbild angelehnt. Allen Modellen gemein sind zwei hochwertige Ribbon-Controller. Sie ersetzen Pitch- und Modulationsrad beziehungsweise die bei früheren Roland-Klangerzeugern übliche Kombination beider Elemente, den Pitch-Bender. Ebenfalls auf allen Boutique-Frontplatten zu finden sind zwei Tasterreihen mit je acht Einzelkomponenten, die der Verwaltung von Presets dienen. Die Größe des Soundspeichers variiert je nach Gerät, ist aber stets ausreichend dimensioniert. Unter Zuhilfenahme einiger anderer Bedienelemente kann man durch die Tasterreihen zudem eine Menge Parameter erreichen, die über die grundlegende Klangerzeugung hinausgehen. Hierunter fallen globale Einstellungen, etwa für die grundlegende Stimmung, MIDI-Daten oder Stand-By-Optionen, sowie die Programmierung des in jedem Boutique-Knirpses enthaltenen Sequenzers – zu ihm später mehr. Trotz Mehrfachbelegungen ist die Handhabung der über die Tasterreihen im Zugriff stehenden Menüs nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kein Problem.

Minimalismus

Während Juno, JX-3P und Jupiter sechs oder sogar acht Stimmen gleichzeitig wiedergeben können, ist man bei den Boutique-Klangerzeugern auf vierfache Polyphonie beschränkt. Schade, denn bei Akkorden geht den Geräten somit schnell die Puste aus. Grund für die Begrenzung ist zweifelsohne die Rechenleistung der verwendeten Computertechnik. Weitere Synthesestränge abzubilden hätte den Preis für die Instrumente wahrscheinlich deutlich in die Höhe getrieben. Als Lösung des Polyphonie-Problems gibt es die Möglichkeit, zwei gleichartige Boutique-Modelle miteinander zu verknüpfen, um so die Stimmanzahl zu verdoppeln. Alternativ zum mehrstimmigen Betrieb kann man die Neuerscheinungen auch in einem monophonen oder Unison-Modus verwenden, Portamento-Parameter erlauben gleitende Tonhöhen-Übergänge zwischen Noten.

Konnektivität

Zur Audioausgabe hat jeder Boutique-Synthesizer einen Line- und einen Kopfhörerweg in 3,5mm-Klinkentechnik an Bord. Ferner gibt es einen Eingang im gleichen Format. Leider lassen sich Filter und Effekte der Geräte aber nicht für Klangverfremdungen von externem Material nutzen, Signale werden lediglich an die Ausgänge durchgereicht. Dennoch ist der Eingang eine kluge Ergänzung, denn dank ihm kann man zwei verlinkte Instrumente an Mischpult oder Soundkarte behandeln wie nur einen Klangerzeuger.

Für Steuerdaten sind ein MIDI-DIN-Eingang und -Ausgang sowie ein Mini-USB-Port vorhanden. Mit Hilfe des Letzteren lassen sich die Boutiques nebenbei als einfache Audiointerfaces mit einer Auflösung von 24Bit und 44,1kHz betreiben. Zu guter Letzt beziehen Rolands Zwerge Strom über ihre Computerschnittstellen. Möchte man die Geräte ohne Rechner verwenden, kann man einfach ein USB-Netzteil anschließen. Vermisst wurden Pedal-Anschlüsse. Um überall und jederzeit Musik machen zu können, lassen sich JU-06, JX-03 und JP-08 anstelle des kabelgebundenen Betriebs auch durch vier AA-Batterien speisen. Ergänzend gibt es einen kleinen Lautsprecher am Boden jeden Boliden, der Sound ist aber natürlich nicht gerade „High-End“.

Roland Boutique Klaviatur

Mithilfe des K-25m kann man die Neuerscheinungen in Tasteninstrumente verwandeln. Bei dem Zusatzgerät handelt es sich um einen 25 anschlagdynamische Minitasten umfassenden Keyboard-Controller, der einen Boutique-Synthesizer direkt in sein Gehäuse aufnehmen kann.

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Für bestmöglichen Bedienkomfort lässt sich der Klangerzeuger in zwei Stufen anwinkeln. Die Verbindung zwischen den Geräten erfolgt via Flachbandkabel, eine extra Stromversorgung braucht der Controller nicht. Mittels des eingesetzten Boutiques kann man die Klaviatur in Halbtonschritten und Oktaven transponieren, die Auswertung der Anschlagsstärke bearbeiten und noch mehr. Für spontane Sessions im Freien ist das K-25m damit eine tolle Sache. Aufgrund des typischen Minitasten-Spielgefühls und der auch sonst recht billig wirkenden Verarbeitung werden sich ernsthafte Musiker für den stationären Betrieb aber sicher schnell nach einer hochwertigeren Lösung umschauen.

Roland JU-06 im Test

Der Juno-106 ist 1984 erschienen, gehört also zu den letzten Roland-Instrumenten der Analogära. Sein schmeichelnder, fülliger Sound erfreut sich bis heute großer Beliebtheit, zudem ist der Synthesizer dank allerhand Fadern, Tastern und Schaltern sehr einfach zu bedienen.

Das Desktop-Modul JU-06 übernimmt dieses Steuerkonzept weitgehend, aufgrund des deutlich kleineren Formfaktors mussten die meisten Komponenten allerdings verkleinert und zum Teil auch umpositioniert werden. Am Bedienkomfort ändert diese Modernisierung aber kaum etwas. Die Fader sind zwar leicht wabbelig, bieten aber, angesichts ihrer geringen Größe, eine sehr gute Haptik. Die eingebauten LEDs sehen nicht nur cool aus, sondern erleichtern Parameteränderungen in dunklen Umgebungen auch merklich. Ebenso sieht es bei den hintergrundbeleuchteten Tastern aus, die allen Boutique-Geräten zu eigen sind.

An der Klangerzeugung des JU-06 hat sich gegenüber dem Juno-106 kaum etwas verändert. Für jede seiner vier Stimmen stellt der Synthesizer einen Oszillator nebst Sub-Schwingkreis und weißes Rauschen zur Verfügung. Nachstehend folgen ein simples Hochpassfilter, ein resonanzfähiger Tiefpass und eine Verstärkersektion. Zur Klangveredelung ist ein Choruseffekt vorhanden. An Modulatoren gibt es einen globalen Dreieck-LFO und eine ADSR-Hüllkurve pro Stimme.

Der Oszillator des JU-06 kann Sägezahn- und Pulswellen generieren. Letztere lassen sich manuell oder per LFO in ihrer Breite verändern. Entgegen vieler anderer Instrumente kann man beide Schwingungen gleichzeitig nutzen, in diesem Fall werden sie zu gleichen Teilen gemischt. Der Suboszillator arbeitet eine Oktave unterhalb des Hauptschwingkreises, seine Wellenform ist das Rechteck. Er ist frei in seiner Lautstärke regelbar, gleiches gilt auch für das weiße Rauschen. Tonhöhenanpassungen sind mit Hilfe von drei Oktavwahlschaltern machbar, für Vibratos kann man auch hier den LFO einsetzen. Er verfügt über Tempo- und Delay-Parameter. Gegenüber dem Juno-106 sind schnellere Modulationen mit ihm möglich, in den hörbaren Bereich reicht der niederfrequente Oszillator aber trotzdem nicht.

Eine weitere Veränderung betrifft das Hochpassfilter. Während man es beim analogen Urgestein lediglich in vier Stufen einstellen kann, ist es im JU-06 frei justierbar. Das Tiefpassfilter kommt mit einer Flankensteilheit von 24dB pro Oktave daher, die Resonanz reicht bis zur Selbstoszillation. Bei maximalem Keytracking lässt sich die Sektion wie ein Sinusschwingkreis spielen – mit korrekter Tonhöhe. LFO und ADSR-Hüllkurve sind ebenfalls auf das Filter anwendbar, Letztere kann in positiver oder negativer Richtung einwirken. Der Verstärker des JU-06 bringt einen Lautstärkeregler mit, die Steuerung erfolgt entweder durch Gate-Signale oder die Hüllkurve. Abschließend steht ein zweistufiger Chorus im Ablaufplan des Synthesizers, auf Wunsch lassen sich beide Stufen kombinieren. Ergänzend findet sich, versteckt in einem Menü, ein einfacher Echoeffekt. Er ist auch in den anderen Boutiques enthalten.

Fazit: Roland JU-06

Der Sound des JU-06 kommt erstaunlich nahe an den Juno-106 heran. Die Oszillatorsektion liefert typisch knarzende, aber dennoch wohlgefällige Klänge. Das Hochpassfilter erlaubt, dank des neuen Faders, wesentlich flexiblere Frequenzausdünnungen als vom Original gewohnt. Das Tiefpassfilter wirkt subjektiv zwar etwas sauberer und präziser, ist der analogen Schaltung ansonsten aber ebenfalls sehr gut nachempfunden. Hohe Resonanzwerte tönen spitz und dünnen den Bass nicht nennenswert aus. Der Chorus zieht das Instrument kompetent im Stereofeld auf, der analog-wabernde Klang des Junos wurde hervorragend getroffen. Im Ergebnis liefert der JU-06 sanfte bis druckvolle Bässe, voluminöse Pads und prägnante, aber stets freundliche Leads – ganz wie das Vorbild.

Roland JX-03 im Test

Der JX-3P erblickte 1983 das Licht der Welt. Heutzutage gilt er als günstiger Analog-Geheimtipp, denn aufgrund seiner nicht gerade intuitiven, hauptsächlich aus Tastern bestehenden Bedienoberfläche, konnte der Synthesizer nie den Kultstatus eines Junos oder Jupiters erlangen.

Erst mit Hilfe der damals separat erhältlichen Programmiereinheit PG-200 bekommt man direkten Zugriff auf alle Klangerzeugungsparameter. An ihr orientiert sich auch das Design des JX-03. Die Neuerscheinung stellt eine große Anzahl robuster Potis und Schalter bereit, leider sind sie aber recht klein und liegen nahe beieinander. Zur Bedienung braucht man daher ein wenig Fingerspitzengefühl.

Die Stimmen des JX-03 setzen sich aus zwei Oszillatoren, Hoch- und Tiefpassfiltern, einem Verstärker und einer ADSR-Hüllkurve zusammen. Die Klangveredelung übernimmt auch hier ein Chorus, ferner gibt es erneut einen globalen LFO. Damit wirkt das Instrument, zumindest in seinem grundlegenden Aufbau, dem JU-06 recht ähnlich. Klanglich unterscheiden sich die Geräte aber trotzdem deutlich voneinander. Im Vergleich zum Vorbild kommt die digitale Version mit aufgestocktem Wellenformvorrat, neuen Sync- und FM-Optionen sowie einem erweiterten LFO daher. Ganz neue Klangwelten werden damit zwar nicht eröffnet, eine interessante Ergänzung sind diese Features aber allemal.

Die Oszillatoren des JX-03 stellen die Wellenformen Sinus, Dreieck und Sägezahn sowie einen symmetrischen und einen asymmetrischen Puls zur Auswahl. Ferner können sie weißes beziehungsweise pinkes Rauschen erzeugen. Die Tonhöhe lässt sich bei beiden Schwingkreisen mittels Oktavschaltern einstellen, der zweite Oszillator hat zusätzlich Tune- und Fine-Tune-Drehregler im Gepäck. Vibratos lassen sich mit Hilfe des LFOs bewerkstelligen. Die ADSR-Hüllkurve kann in positiver oder negativer Richtung auf die Tonhöhe angewandt werden. Weitere Klangabwandlungen sind durch den Cross Mod genannten Schalter machbar. Mit seiner Hilfe ist der zweite Oszillator zum Ersten synchronisierbar. Alternativ kann der zweite Schwingkreis auf die Frequenz des Ersten einwirken. Beide Funktionen stehen in zwei „Härtegraden“ bereit. Zu guter Letzt gibt es dann noch eine Ringmodulator-Option. Das Mischverhältnis der Oszillatoren ist frei variierbar.

Softe Seite

Das Hochpassfilter des JX-03 liefert ähnliche Ergebnisse wie beim JU-06, packt subjektiv aber nicht ganz so hart zu. Der anschließend im Signalweg stehende Tiefpass unterscheidet sich hingegen deutlich vom Juno-Klon. Das Filter klingt ein wenig runder und voller, hohe Resonanzwerte dünnen den Bassbereich ordentlich aus. Extremwerte führen dafür nur zu einem eher moderaten Pfeifkonzert, stellenweise erinnern die Ergebnisse entfernt an den blubbernden Sound einer TB-303. Modulationen sind mittels LFO und Hüllkurve machbar, ferner kann sich der gespielte Notenwerte auf die Grenzfrequenz auswirken. Tonal korrekt spielen kann man dieses Filter aber nicht.

Der Verstärker lässt sich erneut via Gate-Signalen oder Hüllkurve steuern, ein Lautstärkeregler ist natürlich auch vorhanden. Der LFO des JX-03 hat die Wellenformen Sinus, Sägezahn, Rampe, Rechteck und Random im Angebot, alternativ kann er Rauschen generieren. Des weiteren gibt es auch hier einen Delay-Parameter. Das maximale Tempo liegt allerdings deutlich unterhalb des JU-06-Modulators, für typische Wobble-Sounds reicht das Gebotene aber vollkommen aus. Der Chorus ist dem Original gut nachempfunden, an Stelle des zweistufigen Konzeptes eines Junos kann man den Effekt hier nur ein- und ausschalten.

Fazit: Roland JX-03

Klanglich war der JX-03 das Highlight des Boutique-Tests. Da es sich bei den Oszillatoren um Nachbildungen von digital kontrollierten Schwingkreisen, kurz DCOs, handelt, wirkt ihr Sound etwas härter und nicht ganz so stofflich wie beim Juno mit seinen VCO-Emulationen. Dies mag im ersten Moment wie ein Nachteil erscheinen, dem ist aber nicht so. Vielmehr sind die Schwingkreise eine schöne, wenngleich nicht ganz so „Vintage“ anmutende Abwechslung zu den anderen Neuerscheinungen. Dank des großen Wellenformangebots, kombiniert mit den Sync- und FM-Optionen, lassen sich eine Vielzahl kultiger wie auch hochmoderner Sounds generieren. Der Hochpass und das vergleichsweise gutmütig-breite Tiefpassfilter machen feinfühlige Frequenzbeschneidungen möglich. Der Rest des Instrumentes ist ebenfalls sehr gut gelungen. Dank des direkten Bedienkonzeptes kann man hier einen Klassiker ganz neu erleben.

Roland JP-08 im Test

Der Jupiter-8 bedarf wohl keiner großen Vorstellung mehr, das 1981 herausgekommene Instrument gilt bis heute als einer der besten polyphonen Synthesizer überhaupt.

Neben dem Sound ist auch die optische Erscheinung imposant, denn neben einer 61 Tasten umfassenden Klaviatur beherbergt der analoge Kult-Bolide eine geradezu riesige Auswahl an Fadern, Drehreglern, Tastern und Schaltern. Um eine ähnliche Komponentenvielfalt auf der im Vergleich geradezu winzigen Oberfläche es JP-08 unterzubringen, mussten alle Elemente ordentlich verkleinert werden. Dies geht, anders als bei JU-06 und JX-03, leider stark zu Lasten des Komforts. Die Fader sind derart klein, dass Feineinstellungen von Parametern so gut wie unmöglich werden. Zudem hört man bei einigen Schiebereglern deutliche Abstufungen im Klang. Für Potis, Taster und Schalter wurden die gleichen Varianten wie bei den anderen Boutique-Geräten benutzt, ihre Haptik geht also vollkommen in Ordnung.

Wie anhand seiner vielen Bedienelemente schon deutlich wird, verfügt der JP-08 über mehr Funktionen als die beiden Geschwister. Der grundlegende Aufbau wirkt trotzdem bekannt. Jede Stimme verfügt über zwei Oszillatoren, die Nachbearbeitung wird von Hoch- und Tiefpassfilter sowie einem Verstärker übernommen. Zwei ADSR-Hüllkurven erlauben Parameterfahrten, für rhythmische Modulationen gibt es einen globalen LFO. Auf Effekte muss man verzichten, mal abgesehen vom bei allen Boutique-Instrumenten vorhandenen Echo. Dafür können seine Stimmen mit Hilfe der Dual-Funktion in zwei Klangschichten aufgeteilt werden. Verglichen mit dem Original hat die Neuerscheinung aufgebohrte Oszillatoren und einen erweiterten LFO an Bord.

Die virtuellen VCOs des JP-08 stellen unterschiedliche Wellenformen bereit. Die erste Instanz bietet Sinus, Dreieck, Sägezahn und zwei Pulsvarianten an, alternativ kann man weißes Rauschen generieren. Der zweite Schwingkreis kommt lediglich mit Sinus, Sägezahn und einem asymmetrischen Puls daher, allerdings gibt es sämtliche Wellen zusätzlich in einer tieffrequenten Variante. Dies ist besonders in Verbindung mit der Cross-Modulation eine feine Sache, bei der die Frequenz des ersten Oszillators durch den zweiten beeinflusst wird. Nimmt man noch die Sync-Funktion des JP-08 hinzu, lassen sich herrlich schräge, aber dennoch musikalisch gut einsetzbare Ergebnisse erzielen. Tonhöhenanpassungen sind beim ersten Digital-VCO in Oktaven machbar, der zweite Oszillator kann in Halbtonschritten und durch Fein-Trimmung justiert werden. Für Modulationen der Stimmung hat man den LFO und eine der Hüllkurven zur Hand. Wahlweise kann nur einer der Schwingkreise oder beide gemeinsam als Ziel ausgewählt werden. Pulsweitenvariationen sind ebenfalls durch die genannten Modulatoren möglich. Zusätzlich lässt sich die Breite manuell regeln. Das Mischverhältnis der Oszillatoren ist frei wählbar.

Einschnitte beim JP-08

Das Hochpassfilter des JP-08 ist in der Lage, den Bassanteil von Sounds kräftig zu beschneiden. Einen Resonanzparameter gibt es aber auch hier nicht. Der nachstehende Tiefpass kann mit einer Flankensteilheit von 12dB oder 24dB pro Oktave arbeiten, in beiden Modi packt die Bearbeitungsstufe ordentlich zu. Abwandlungen der Grenzfrequenz sind mittels LFO, einer der Hüllkurven oder durch die gespielte Tonhöhe möglich. Hohe Resonanzwerte dünnen tiefe Frequenzen merklich, aber nicht allzu stark aus. Bis zur Selbstoszillation reicht das Filter nicht.

Der zuletzt im Signalfluss einer jeden Stimme stehende Verstärker wird stets durch die zweite Hüllkurve gesteuert. Neben einem Lautstärke-Fader hat diese Sektion noch einen Schalter dabei, der den LFO in drei Stufen auf den Pegel anwendbar macht. Der LFO verfügt über die Wellenformen Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck und Rauschen, der weitere Funktionsumfang entspricht den anderen Boutique-Instrumenten.

Die Hüllkurven bieten neben Fadern für ihre ADSR-Parameter noch eine Key-Follow-Option. Ist sie für einen der Modulatoren aktiv, richtet sich die Größe seiner Zeitwerte nicht nur nach den Einstellungen auf der Geräteoberfläche, sondern auch nach der gespielten Tonhöhe. Eine weitere Besonderheit: Während man bei JU-06 und JX-03 für einzelne Parameter festlegt, ob die Hüllkurve positiv oder negativ arbeiten soll, wird diese Entscheidung beim JP-08 global für den ersten der beiden Modulatoren getroffen.

Fazit: Roland JP-08

Beim Test des JP-08 wurden umgehend Erinnerungen an geliebte Musikstücke wach. Das Instrument hat in jedem auch nur halbwegs modernen Genre unverkennbare Spuren hinterlassen, denen man mit der Neuerscheinung sehr schön nacheifern kann. Egal ob Oszillatoren, Filter oder Modulatoren, alle Bestandteile wurden penibel in der digitalen Welt nachgebaut. Aufgrund seines klaren, geradezu schwebenden Sounds ist der Synthesizer perfekt geeignet, um sowohl dünne, rauchige wie auch volle, farbenfrohe Pads zu basteln. Dank der zweiten Hüllkurve können sich Klänge nach dem Tastenanschlag vielfältig entwickeln. Ein weiteres Spezialgebiet sind herzensgute bis freche Leads, im Test wussten besonders verstimmte Varianten mit Cross-Modulation und Sync-Funktion zu begeistern. Bässe sind natürlich ebenfalls in großem Umfang machbar, hier spielt das Tiefpassfilter mit dem typisch-knackigen Roland-Sound seine Stärken voll aus. Dank hoher Geschwindigkeit der Hüllkurve lässt sich auch perkussives Material erzeugen. Gleiches gilt übrigens auch für JU-06 und JX-03.

Fazit

Mit der Boutique-Linie zeigt Roland einmal mehr, wozu Digitaltechnik heute im Stande ist. Nachdem System-1 und TB-03 bereits bewiesen haben, dass man monophonen Analogsound mittlerweile auch durch Computercode generieren kann, liefern die jetzt erschienenen Desktop-Synthesizer polyphonen Kultcharakter auf Basis von Bits und Bytes. Alle drei Boliden liegen klanglich erstaunlich nahe an ihren Vorbildern. Egal ob man in Erinnerungen schwelgen oder seine eigenen Stücke mit klassischem Sound versorgen will, hier ist man genau an der richtigen Adresse. Die Verkleinerung von großen Keyboard-Schlachtschiffen zu zwergenhaften Kompaktinstrumenten stört meist kaum. Lediglich beim JP-08 fällt die Verkleinerung stark negativ auf. Die Preise der Boutique-Modelle sind derart niedrig, dass man Roland die Beschränkung auf vierfache Polyphonie nicht wirklich ankreiden kann. Wer Akkorde ohne Stimmenklau spielen möchte, kann sich leicht zwei Geräte anschaffen.

Bewertung
Name
Roland JU-06 / JX-03 / JP-08
Pro
  • kompaktes Format
  • klassische Synthesekonzepte
  • detaillierter Kult-Sound
  • eingängige Bedienung
  • Batteriebetrieb und Lautsprecher
  • Preisvorteil gegenüber Originalen
Contra
  • keine Pedal-Anschlüsse
  • Bedienelemente eng beieinander (JX-03)
  • winzige Fader (JP-08)
  • monophone Sequenzer
Preis
ab 349 EUR
Bewertung
(87%)
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