Test

Test: Korg Gadget App

Der japanische Kult-Hersteller Korg bietet mit Gadget ein komplettes Synthesizer-Studio für das iPad an. Was diese Umsetzung wohl von der Masse bereits verfügbaren Produktions-Apps anderer Anbieter unterscheidet?

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Von Korg gibt es bereits unterschiedliche Synthesizer-Apps wie iMS20, iPolysix oder iElectribe, die als Einzellösungen nutzbar sind. Mit der App Gadget möchte Korg dem Anwender jetzt eine komplette Musikproduktionsumgebung an die Hand geben. Was erwartet den Nutzer und wie praxistauglich wurde das Ganze umgesetzt?

Korg Gadget App-Safari

Die App Gadget gibt es aktuell ausschließlich für Apples iPad und sie wird nur im Portrait- Modus ausgeführt. Die Bedienung der App findet im Wesentlichen auf zwei Bildschirmseiten statt. In der Arrangier-Ansicht lassen sich die musikalischen Inhalte mixen und sogenannte Tracks erzeugen, die ein Instrument und in „Scenes“ untergebrachte „Clips“ beinhalten. Die Clips können bis zu sechzehn Takte lang sein und enthalten Noten und Automationsdaten. Die zweite Bildschirmseite zeigt die Detailansicht eines Clips und dient der Noteneingabe und der Instrumentenkonfiguration. Die Instrumentenauswahl in Gadget umfasst drei Drum Machines und zwölf Synthesizer, die eine virtuell analoge und PCM-Sample-basierte Klangerzeugung bieten. Das Einspielen der Noten gelingt mittels Bildschirmklaviatur oder ein externes MIDI-Keyboard. Um die Soundausgabe in einen Studio- oder Live- Kontext einzubinden, lässt sich ein beliebiges USB-Class-Complient-Audiointerface nutzen. Gagdet kann per Audiobus, Audio- Copy oder WIST mit andern Apps kommunizieren. Gadget-Anwender haben die Möglichkeit, mithilfe der „GadgetCloud“ oder anderer Social-Media-Plattformen wie Soundcloud, Facebook oder Twitter miteinander in Kontakt zu treten.

Soundauswahl Korg Gadget

Um sich mit dem Bedienkonzept von Gadget vertraut zu machen, hat Korg der App eine kurzgefasste, aber sehr aufschlussreiche Dokumentation spendiert. Nach deren Studium lassen sich recht schnell die ersten Klangergebnisse produzieren und die unterschiedlichen Klangerzeuger kennenlernen. Das Grundgerüst eines Songs lässt sich am einfachsten mit einer der drei Drum Machi nes erstellen. Hierbei sorgen die beiden Vertreter „London“ und „Tokyo“ für EDM-typische Beats mit ordentlichem Druck und die mit vier PCM-Sounds bestückte „SFX Boombox“ Amsterdam für perkussive Effekte. Soll als nächster Baustein ein Synthesizer zum Einsatz kommen, so kann zwischen den Mono-Geräten namens Berlin, Brussels, Chiangmai, Chicago, Dublin oder Miami oder einem der polyphonen Klangerzeuger mit Namen Helsinki, Kiev, Kingston, Marseille, Phoenix oder Wolfsburg gewählt werden. Alle Synthesizer sind mit einer liebevoll gestalteten Bedienoberfläche und einem individuellen Sound ausgestattet. Gadget bietet hierdurch eine große Soundauswahl, die von knarzigen (Dublin) oder ACID-House-Basslines (Chicago) über schwebende Pad-Sounds (Wolfsburg) bis hin zu Bit-reduzierten Computerspielklängen (Kingston) reicht. Die Komplexität der Instrumente ist überschaubar, so dass erfahrene Nutzer sehr schnell die gewünschten Klanganpassungen vornehmen können. Klanglich liefern alle Instrumente sehr gefällige und brauchbare Ergebnisse, die sich problemlos zu einem stimmigen Gesamtergebnis zusammensetzen lassen. Bedienung der Instrumente und die Auswahl der Presets finden in der Clip- Ansicht statt. In diesem Bereich können zudem die Noten eingespielt und mit Automationsdaten für ein lebendiges Klangerlebnis ausgeschmückt werden.

Songbasteleien

Nach dem Erstellen der Clips kann das Arrangieren der Inhalte erfolgen. Die Scenes können wiederholt wiedergegeben und vertikal ja nach Wunsch angeordnet werden. Clips lassen sich in unterschiedliche Scenes oder Tracks kopieren und die Instrumente bei Bedarf austauschen. Wird die Leistungsgrenze des eingesetzten iPads erreicht, können Tracks eingefroren werden. Die zum Abmischen der einzelnen Tracks gebotenen Mischpultfunktionen in Gadget sind sehr einfach gehalten und bietet lediglich Lautstärkefader, eine Panoramaregelung und einen Hall-Effekt. Fertige Songs lassen sich als Audiodateien direkt in die GadgetCloud, in eine Dropbox oder in die Zwischenablage von Audiocopy exportieren.

Fazit

Korg hat mit Gadget ein prima umgesetztes iPad-Studio kreiert, das sich zur Produktion von elektronischer Dance- und Popmusik sehr gut eignet. Es bietet fünfzehn hervorragend klingende Synthesizer und Drum Machines, die einen Spielspaß über einen langen Zeitraum garantieren. Die von uns getestete Version 1.0.2 lässt zwar an der einen oder anderen Stelle noch Platz für Wünsche offen, wie zum Beispiel Equalizer in der Mixer-Sektion oder einen Sampler zur Integration eigener Sounds. Da Korg in der Vergangenheit aber schon oft bewiesen hat, dass mit einer Evolution von Apps zu rechnen ist, sollte der Anwender auch in diesem Fall von einem stetigen Funktionszuwachs von Gadget ausgehen können.

Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 103 erschienen.

Bewertung
Name
Korg Inc. Gadget v.1.0.2
Pro
  • viele Klangerzeuger
  • gut klingende Synths
  • druckvolle Drum Machines
  • Interaktion mit anderen Apps
  • gute Dokumentation
Contra
  • einfacher Mixer
  • keine Sample-Integration
Preis
34,99 EUR
Bewertung
(100%)
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