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Test & Interview: Stimming Masterclass von SINEE Studios

Die SINEE Studios stellen Interessierten verschiedene Online-Kurse mit dem Fokus auf elektronische Musikproduktion bereit. Wir haben uns die Stimming Online Masterclass genauer angesehen.

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Kein geringerer als Techno-DJ und Musikproduzent Björn Torwellen hat die SINEE Studios gegründet. Neben diversen Online-Kursen zu den Themen „Electronic Music Production“, „Musiktheorie & Composing“ sowie Tutorials und Masterclasses können Sie auf der Website auch Ableton-Live-Packs, Sounds und spezielles „Nerd“-Merchandise finden. Wir haben uns die Online Masterclass von Stimming, einem Musikproduzenten und Live-Künstler aus Hamburg, genauer angesehen. Seit über 10 Jahren produziert Stimming durchdachte und groovende Housemusik. Außerdem ist der Künstler dafür bekannt, handgemachte Klänge und Field Recordings in seinen Kompositionen zu verwenden.

Schwerpunkte

Die Stimming Masterclass kann in die Themenbereiche Gesamtprozesse einer Musikproduktion, kreativer Workflow, Recording akustischer Instrumente so wie Groove Design und Harmonielehre zusammengefasst werden. Nach dem Kauf erhalten Sie Zugriff auf mehrere On-Demand-Videos mit insgesamt 3,5 Stunden Laufzeit. Übrigens können Sie nach dem Kauf lebenslang auf die Kursinhalte zurückgreifen. Die Themen der Stimming Masterclass sind DAW-unabhängig und so für jeden Nutzer problemlos umsetzbar.

Stimming Online Masterclass

Nach der Bezahlung des Kurses bekommen Sie Zugriff zum Online-Campus der SINEE Studios. Hier finden Sie auch die von Ihnen gebuchten Kurse. Diese sind in verschiedene Kapitel unterteilt, die wiederum eine oder mehrere Lektionen enthalten. Über einen Balken, der sich oben im Kurs-Fenster befindet, erhalten Sie einen Überblick über Ihren Lernfortschritt. 

Die Stimming Online Masterclass besteht aus den fünf Kapiteln: „1. Studiotour“, „2. Harmonielehre“, „3. Groove Design“, „4. Arrangement“ und „5. Business als Producer“. Der Kurs ist so aufgebaut, dass Sie Lektionen nacheinander abarbeiten müssen. So ist es beispielsweise nicht möglich, mit dem letzten Kapitel zu beginnen.

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Praxis-Test

Im ersten Kapitel „Studiotour“ zeigt Stimming in zwei Lektionen sein Studiosetup und erklärt, wieso er sich für bestimmte Gerätschaften entschieden hat. Auch Anwender, die schon über ein großes Know-How verfügen, dürften hier Neues lernen. Stimmings Setup ist minimalistisch und durchdacht. Der Fokus liegt hier auf einem schnellen Workflow und einer hervorragenden Klangqualität. Große Bildschirme sucht man in seinem Studio vergeblich. Einzig ein 13 Zoll Touch-Screen, über den die DAW Bitwig gesteuert wird, findet sich auf dem Schreibtisch des Musikers. Auch ausgewähltes Outboard-Equipment, die Studio-Abhöre, die akustische Raumbehandlung, Instrumente, Mikrofone und sein Field-Recording-Setup werden in diesem Kapitel ausführlich vorgestellt. 

Kapitel zwei dreht sich in zwei Lektionen rund um das Thema Harmonielehre. Besonders gefallen hat uns hier, dass Stimming sich auf die wichtigsten Informationen beschränkt und Harmonielehre sehr einfach und verständlich erklärt. In Lektion 1 setzt sich Stimming an ein akustisches Klavier und erklärt anhand der Klaviatur musikalische Sachverhalte. In Lektion 2 wird anhand einer Musikproduktion gezeigt, wie das Gelernte angewendet werden kann. 

Im dritten Kapitel dreht sich in drei Lektionen alles um das wichtige Thema Groove Design. Hier zeigt Stimming, wie Anwender Groove-Ideen ausarbeiten können und erklärt seine Arbeitsweise. Auch externe Synthies und weitere Instrumente wie eine akustische Snare-Drum oder eine Geige kommen zum Einsatz. Dieses Kapitel vermittelt sehr viel Wissen zu den Themen Sounddesign und Groove-Produktion. Das Thema Arrangement wird in Kapitel vier behandelt. Auch hier wird in kurzer Zeit sehr viel Wissen vermittelt, um die eigene Musik spannender zu gestalten. Im letzten Kapitel teilt Stimming sein Wissen über das Musik-Business und erklärt unter anderem, welche Einnahmemöglichkeiten Musiker haben.

Interview: Fünf Fragen an Stimming

Sein Sound ist musikalisch, tiefgängig und höchst elektronisch. Eine Kombination, wie sie – vor allem auf dem Dancefloor – eher selten anzutreffen ist. Unsere Kollegen von SINEE haben sich mit dem sympathischen Hamburger zum Schwätzchen getroffen und erfahren, was Körperwissen und Muskelgedächtnis mit Drumcomputern und Synths zu tun haben ...

SINEE / Bei deinen Gigs spielst du nur mit Hardware. Das heißt, Du hast gar keinen Computer auf der Bühne. Welchen Vorteil bringen dir Maschinen?

Stimming / Das ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt: Es ist eine Frage des User Interfaces. Computer können zwar wahnsinnig viel und sind krasse Werkzeuge, aber wir haben es noch nicht geschafft, individuelle Interfaces zu erfinden. Es gibt natürlich Controller, aber einer für Ableton hat zum Beispiel das ganz große Problem, dass er zu flexibel ist. Du kannst dir die Poties der APC so belegen, wie du Bock hast und dann merkst du: „Ich brauche eigentlich noch das und das...“ und belegst dir Sachen in Ableton neu. Schon verlierst du diese Möglichkeit, dein Muskelgedächtnis so zu trainieren, dass Sachen von allein aufgerufen werden können. In dem Moment, wo du dein Ableton Live Set veränderst, müsstest du es eigentlich neu lernen. Damit meine ich nicht, dass du es verstanden hast, sondern dass dein Körper verstanden hat, wie es geht. Das ist das Entscheidende und auf der Bühne brauchst du dieses Körperwissen.

SINEE / Wie läuft die Ausführung des Körperwissens dann ab?

Stimming / Ein Beispiel: Wenn ich mit dem Octatrack arbeite und einen neuen Clip aufrufen will, muss ich erst auf den Track doppelklicken, dann öffnet sich die Clipliste. Dort gehe ich bestenfalls einen Clip nach unten, das heißt: Pfeil nach unten! Den neuen Clip muss ich durch Drücken von Enter auswählen und mit Escape verlasse ich die Liste wieder. Wenn ich das nächste Mal wieder Enter drücke, wird dieser Clip abgespielt – erst dann. Das ist quasi ein Einmal-Trigger, der blinkt und darauf wartet, dass ich ihn aktiviere. Kurz: Doppelklick, auswählen, dann Enter und Escape.

SINEE / Das klingt ganz schön kompliziert...

Stimming / Ist es aber gar nicht für mich, denn ich habe das schon ungefähr 30.000 Mal in meinem Leben gemacht und muss da nicht mehr drüber nachdenken. Ich mache das einfach, das ist ein Vorgang und dann ist es da. Im letzten Viertel, bevor ich den Clip aktivieren muss, kann ich das noch machen, weil ich weiß, dass es funktioniert. Das ist dieses Muskelgedächtnis, das du brauchst, um ein Instrument zu spielen und da ist der Kern: Der Computer schafft es nicht – verdammt noch mal – aus seinem Alleskönnerdasein rüber in die Instrumentenecke zu rutschen. Ich finde es wirklich schade, dass die geistige Energie auf eine Software verwendet wird und von einer Universalarchitektur der CPU abhängt. Wirklich Unsinn ist, dass das User-Interface so außer Acht gelassen wird; Eine verdammte Maus! Ist das euer Ernst? Man hat eigentlich so viele Möglichkeiten für relativ wenig Geld. Es ist nur oft das Problem, dass man das Geld auch zum Fenster rauswirft, weil es viele Geräte und Produkte gibt, die kein Mensch braucht und die es schon 20 mal vorher gab von anderen Herstellern.

SINEE/ Ja, heute gibt es unzählige Geräte und Plug-ins auf dem Markt. Vor 20 Jahren hatte man da – vor allem als Anfänger – noch wesentlich mehr Überblick.

Stimming / Es ist einfach, einen Synthesizer für 300 Euro anzubieten, der ein Klon von einem alten Design ist. Es ist aber eine hohe Kunst, eine Drum-Maschine zu bauen, die intuitiv bedienbar ist und trotzdem eine gewisse Tiefe hat – aber nicht so viel Tiefe, dass du dich schon wieder verfranzen kannst. Das tolle an dieser 808/909- Geschichte ist ja, dass man sie nicht falsch einstellen kann. Egal, in welcher Konstellation die Sounds abgespielt werden, sie passen immer zusammen, weil die Frequenzbereiche aufeinander optimiert wurden. Limitierung und Reduktion ist eine ganz große Stärke von den intelligenten Herstellern.

SINEE / Gibt es Momente, die dich an Deinem Tun zweifeln lassen?

Stimming / Ich denke manchmal, dass das Reisen und dieses Entertainer-Leben so ist, wie es damals die Musikanten im Mittelalter geführt haben. Sie sind von Dorf zu Dorf gezogen und haben die Gassenhauer raus gehauen. Auf der anderen Seite gab es schon immer die Komponisten, die die geistige Arbeit leisteten und diese krasse Klassik erfunden haben. Ich wandere zwischen diesen beiden Welten: Im Studio sehe ich mich eher als einen Komponisten und beim Reisen bin ich eher wie ein Musikant. Reisen ist toll, ich sehe die Welt und lerne Menschen kennen, aber es hat nicht so eine Skalierbarkeit, wie im Studio zu arbeiten. Gigs spielen ist im hier und jetzt sein: Manchmal erwartet man nichts und es wird ein Monsterabend und manchmal hat man einen schlechten Gig und fragt sich, warum man das überhaupt macht. Das ist hier im Studio anders, das habe ich hier nicht so.

Das komplette Interview mit Stimming finden Sie im YouTube Channel von SINEE.

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Fazit

Stimming schafft es, in seiner Online Masterclass viel Wissen in kurzer Zeit einfach und verständlich zu vermitteln. Durch seine unaufgeregte und sympathische Art vergehen die 3,5 Stunden wie im Flug. Dieser Kurs eignet sich perfekt für alle Produzenten elektronischer Musik aller Art und Couleur.

Bewertung
Name
SINEE Studios Stimming Masterclass
Website
Pro
  • durchdachte Kursinhalte
  • hervorragende Struktur
  • Wissen auf den Punkt gebracht
Preis
59 EUR
Bewertung
(83%)
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