Test

Lieblings-DAW von Nicky Romero, ATB & van Buuren im Test: Studio One 6 Professional

Produzenten wie Armin van Buuren, Nicky Romero, R3hab, Headhunterz und ATB schwören auf Studio One. Mit Version 6 will die DAW das weiter festigen.

Studio One gehört von je her zu den am weitreichendsten anpassbaren digitalen Audio-Workstations, von Song-Templates bis hin zu komplexen Makro-Befehlen auf Tastendruck. In Version 6 wird dieser Bereich noch weiter ausgebaut. Mit dem Customization Editor kannst du für Toolbar, Inspector, Transportbereich oder Browser individuell auswählen, welche Befehle und Werkzeuge angezeigt werden und welche nicht.

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Da Studio One über die Jahre zu einem sehr komplexen Programm mit einer Vielzahl an Tools und Funktionen gewachsen ist, besteht je nach Anwendungsbereich die Gefahr, dass der Anwender einen Teil dieser Funktionen gar nicht benötigt und durch deren Anzeige nur verwirrt wird – insbesondere da die GUI weiterhin für die Darstellung in einem einzigen Fenster optimiert ist. Wenn du die für deine Anwendungsbereiche nicht benötigten Funktionen ausblendest, wirkt Studio One gleich viel luftiger. Das sorgt nicht nur bei Power-Usern für einen besseren Workflow, sondern erleichtert auch Einsteigern die Nutzung der DAW.

Von Kopf in die DAW mit Smart-Templates

Passend dazu sind auch die Templates, die du beim Start des Programmes wählen kannst, deutlich erweitert worden. Diese Smart Templates sind beispielsweise auf das Spielen eines Instruments, eine Aufnahmesession, Beat-Produktion oder auch das Erstellen eines Podcasts optimiert und stellen hierfür passende Spuren, Klangerzeuger und Effekte zur Verfügung. Eigene Audio-, Video- oder MIDI-Files lassen sich durch schlichtes „Droppen“ auf speziell hierfür vorgesehene Zonen direkt in die Templates importieren. Dadurch wird die Barriere zwischen kreativer Idee und technischer Umsetzung deutlich verringert.

Track-Presets für schnelleren Workflow

Weitere Erleichterungen im kreativen Workflow bringen die neuen Track-Presets. Hiermit lassen sich einzelne oder auch mehrere Spuren gemeinsam als Preset speichern und bei Bedarf mit einem Klick wieder aufrufen. Track-Presets umfassen dabei das gesamte Spektrum einer Spur, von der Spurverzögerung über Timestretching bis hin zu Lautstärke, Panning, Insert-Effekten und Send-Routing. Diese Track-Presets lassen sich auch in laufende Projekte einfügen und sind vor allem dann interessant, wenn immer mit ähnlichen Setups gearbeitet – z. B. ein speziell auf die Sängerin abgestimmter kompletter Vocal-Strip inklusive Background-Spuren oder passende Drumspuren für den perfekten Beat. Track-Presets ergänzen die ohnehin schon sehr flexiblen Gruppen-Funktionen von Studio One. Gruppen können verschachtelt, benannt, eingefärbt und Tastaturkurzbefehlen zugewiesen werden. Es gibt Bearbeitungs- oder Mix-Gruppen, inklusive verlinkter Parameter wie Lautstärke, Panorama, Mute-/Solo-Status etc. Die Sichtbarkeit der Gruppen kann dabei kanalbezogen eingestellt werden wird.

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Übersicht behalten mit Monitor-Mischung

Cue-Mischungen lassen sich jetzt den Haupt-Fadern des Mixers zuweisen, um schnell komplette Mischungen anzulegen. Praktischerweise entsprechen Cue-Mischungen dabei in der Voreinstellung Kanal für Kanal der Summen-Mischung. Daher kannst du Panning und Pegel für die gewünschten Kanäle nach Belieben anpassen oder unverändert übernehmen, damit jeder aufzunehmende Musiker die perfekte Mischung erhält. Dadurch baut Studio One die Fähigkeiten als Mehrspur-Recording-Plattform noch weiter aus.

Externe Instrumente wie ein analoger Synthesizer oder Drumcomputer lassen sich dank der AUX-Kanäle einfacher und übersichtlicher einbinden. Und wenn es um das Fixieren der Audiosignale der externen Hardware geht, punktet Studio One mit einer flexiblen Render-In-Place-Funktion. Hierbei kann das Instrument auch eingefroren und dann MIDI- und Audiodatei parallel im Song arrangiert werden, um bei Bedarf die Hardware später jederzeit wieder zu aktivieren und Änderungen im Sound vorzunehmen.

Direkte Melodyne-Integration

Ein weiterer Vorteil vor allem gegenüber Ableton Live ist die tiefgehende ARA2-Unterstützung. Über diese Schnittstelle lassen sich auf die Vocal-Bearbeitung spezialisierte Programme wie Synchro Arts Vocalign oder Antares Auto-Tune nahtlos in die Audiobearbeitung einbinden. Und die tiefgehende Integration von Celemony Melodyne, das in der Vollversion sogar polyphone Gesänge und Licks zuverlässig erkennt und einzelne Noten daraus bearbeiten kann, ist nach wie vor ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal von Studio One.

Zwei neue Effekte gibt es auch, in erster Linie für Gesang optimiert: De-Esser unterdrückt die gefürchteten S-Laute bei Vocals, kann aber auch andere hochfrequente Störgeräusche effektiv beschneiden und so beispielsweise zu spitz aufgenommene Hi-Hats zähmen. Einen Vocoder hat Studio One endlich spendiert bekommen, sogar mit anpassbarer Patch-Matrix im Stile analoger Hardware. Um den Vocoder einfacher einzubinden, wurde ihm ebenso wie anderen virtuellen Instrumenten in der neuen Version ein direkter Sidechain-Eingang spendiert.

Dynamischer Equalizer

Auch bei den vorhandenen Effekten gibt es Erweiterungen, wobei uns vor allem die neuen Features beim ProEQ3 gefallen. Hier lassen sich einzelne Bänder jetzt Solo abhören, um die Auswirkungen der Entzerrung isoliert hören zu können. Noch besser ist der neue Dynamik-Modus, bei dem im Gegensatz zu einem statischen Equalizer die Verstärkung oder Verringerung des Frequenzbereichs von dessen Lautstärke abhängig gemacht wird. So können einzelne Peaks effektiv abgefangen werden, während der Rest des Audiomaterials nicht in der Frequenz verändert wird. Eine solche Bearbeitung kann dadurch tatsächlich natürlicher und dynamischer klingen.

Kanal-Übersicht

Im neuen Channel-Overview, der eine Übersicht aller wichtigen Spurelemente in einem kompakten Fenster bietet, kann der Equalizer im kleinen Vorschaubild direkt angepasst werden. Auch andere Effekte und sogar Drittanbieter-Plug-ins können dort in den wichtigsten Parametern verändert werden, ohne dass dafür deren Bedienoberfläche geöffnet werden muss. Das ist besonders praktisch, wenn du an einem Laptop mit nur kleinem Bildschirm arbeitest. Diese Channel-Overwiew lässt sich an passender Stelle anpinnen, die Anzeige folgt dem jeweils gewählten Kanal – sehr praktisch!

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Videos, Spots & Lyrics

Die Einbindung von Videos wurde bisher eher stiefmütterlich behandelt, doch jetzt hat Studio One endlich eine eigene Videospur erhalten. Eine tiefgehende Bearbeitung ist zwar nicht möglich, dafür ist die Bedienung dank Drag & Drop auch ohne große Erfahrung im Video-Editing schnell erlernt. So lässt sich der eigene Track unkompliziert mit einem Video versehen oder der Podcast mit bewegten Bildern unterlegen.

Ebenfalls eine je nach Anwendungsbereich sehr nützliche Funktion ist die neue Lyrics-Spur. Hiermit lassen sich Noten im Score-Editor mit dem passenden Text unterlegen oder in der Song-Produktion Erinnerungshilfen für den Sänger hinterlegen. Du kannst in der Piano- oder Notationsansicht einzelnen MIDI-Noten Worte oder einzelne Silben zuzuweisen. Texte können auch auf die Show-Seite übertragen werden, um sie als Erinnerungsstütze bei der Live-Performance zu nutzen. In der Lyrics-Ansicht lassen sich Texte anzeigen, editieren und formatieren.

Mit dem neuen Spot-Befehl lassen sich Audio- und Noten-Events basierend auf Event-Attributen wie Start-/Endpunkte oder an der ursprünglichen Timecode-Position exakter platzieren. Das ist einerseits bei der Vertonung von Videos und anderen Aufgaben eines Sound-Designers interessant, hat uns aber im Test auch bei der Arbeit mit Stems für einen Remix sehr geholfen.

Linear mit Auflockerungen

Studio One bleibt im Herzen eine streng Timeline-basierte DAW, ein mit der Session-Ansicht in Programmen wie AbletonLive oder Bitwig vergleichbare Clip-Ansicht fehlt weiterhin. Mit der Arrangement-Spur, Scratchpad und mehreren Audioclips je Spur lässt sich der lineare Ablauf aber durchaus auflockern und du kannst alternative Kombinationen und Bearbeitungen ausprobieren, ohne das eigentliche Arrangement abzuändern.

Kooperation mit anderen via Sphere

Die Integration der PreSonus Sphere wurde ebenfalls kräftig ausgebaut. Sphere ist mehr als ein Abo-Modell für PreSonus-Produkte, hierüber sind auch gemeinsame Projekte mit anderen Musikern und Produzenten via Internet möglich. Songs, Shows und vollständige Dokumentenordner lassen sich in der Cloud archivieren und mit anderen Mitwirkenden auf PreSonus Sphere teilen, und zwar ohne Umwege direkt über den Studio-One-Browser. Sobald ein geteilter Workspace angelegt wurde, kann jeder Nutzer von Studio One 6 daran mitarbeiten. Das Ganze funktioniert in der Praxis sehr intuitiv und gefühlt weniger behäbig als bei der Konkurrenz, zumal das intelligente Austauschsystem von Studio One nur geänderte Dateien hoch- oder herunterlädt und damit für minimale Up-/Download-Zeiten und Dateigrößen sorgt.

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Mix-Engine-FX

Abonnenten der Sphere haben zudem Zugriff auf eine große Anzahl an Sample-Librarys, Instrumenten, Effekten und zugehörigen Presets. Besonders interessant sind dabei die kanalübergreifenden Mix-Engine-FX, die unter anderem den Summierungseffekt analoger Mischpulte nachbilden und auf diese Weise für spezielle harmonische Verzerrungen und ein Zusammenschweißen der einzelnen Audiospuren sorgen.

Ein weiteres neues Mixer-Feature kannte man bisher eher von DAW-Controllern und digitalen Hardware-Mischpulten: Mit der Flip-Funktion kannst du FX/Bus-Sends, Sidechains, und Cue-Mix-Sends statt der Lautstärke auf die großen Fader des Mixers legen und so detaillierter bearbeiten. Und bei den erweiterten Einstellungen für das Panning wie Dual und Binaural ist der neue große Popup sehr hilfreich. Die Kanalliste der Mixer-Sektion lässt sich für eine verbesserte Übersicht noch umfangreicher filtern, z. B. nach Audio-, Instrumenten- oder Effektkanälen. Zusätzlich zu diesen Filteroptionen lässt sich die Anzeige auf Basis des Kanalnamens, Solo-Status, Mute-Status und Aktiv-/Inaktiv-Staus filtern.

Preis und Verfügbarkeit der DAW

Studio One 6 Professional und die PreSonus Sphere sind ab sofort 399€ oder 15€ monatlich im Abo über die Webseite PreSonus erhältlich.

Fazit

Studio One lässt sich noch umfangreicher an die eigenen Bedürfnisse anpassen und ermöglicht damit sowohl Einsteigern als auch Profis einen perfekten Workflow mit vollem Fokus auf das Ergebnis. Erweiterte Presets, Templates und Übersichten machen die Bedienung noch effizienter, auch auf Laptops mit kleineren Bildschirmen. Video- und Lyric-Spur erweitern die Anwendungsmöglichkeiten über die reine Musikproduktion hinaus. Ein auf den ersten Blick recht unspektakuläres, im praktischen Einsatz aber sehr effektives Update.

Bewertung
Name
Presonus Studio One 6 Professional
Bewertung
(95%)
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