Test

Warm Audio WA73-EQ im Test: Inspiriert vom Neve 1073

Warm Audio hat sich auf Nachbauten von legendärem Vintage-Equipment spezialisiert, und auch der von uns getestete WA73-EQ hat einen Studio-Klassiker zum Vorbild. Diesmal hat es den Neve 1073 Preamp erwischt, dessen Nachbau Warm Audio in vier Varianten auf den Markt bringt: mit oder ohne EQ sowie ein- und zweikanalig.

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Features
  • analoger Mikrofonvorverstärker
  • im britischen 1073-Stil
  • diskrete Class A-Schaltung
  • 3-Band-EQ
  • integriertes 115/230 V Netzteil
  • Bauform: 19 Zoll/1 HE
  • Eingänge: Mic, Line, Instrument

Schon äußerlich macht der WA73-EQ keinen Hehl daraus, wer als Inspiration gedient hat. Design und Farbe der Regler und Schalter wurden nahezu identisch vom Kult-Mikrofonverstärker übernommen. Die hochwertigen dual-konzentrischen Blore Edwards Potis bieten dabei eine sehr gute Haptik. Im Inneren setzen sich die Ähnlichkeiten fort. Warm Audio verwendet ebenfalls Carnhill Übertrager, die wesentlich für den charakteristischen Klang des Neve 1073 verantwortlich sind; die Neukreation wurde in enger Zusammenarbeit mit Warm Audio entwickelt wurden, um möglichst nah an den Sound der klassischen britischen Vorverstärker heranzureichen. Wie von Warm Audio gewohnt finden sich beim Blick ins handmontierte Innenleben nur hochwertige Bauteile. Auch das 19-Zoll-Rackgehäuse aus stabilem Stahlblech ist einwandfrei verarbeitet und sorgt zusammen mit dem eingebauten Ringkerntrafo für ein solides Gewicht von 4,3 Kilogramm.

Auf der Vorderseite befinden sich die Anschlüsse für Mikrofon (XLR) und Instrument (Klinke). Mit den frontseitigen Tastern aktivieren Sie die Phantomspeisung, Instrument- und Line-Eingang sowie die Insert-Anschlüsse. Zudem ändern Sie hier bei Bedarf die Phase und die Impendanz. Der gerasterte Gain-Regler erlaubt eine Pegelanpassung von -20 dB bis 80 dB, die Mute-Funktion zwischen 50 dB und 55 dB wurde ebenfalls vom Original übernommen.

WA73-EQ: Dreiband-Equalizer

Es folgt die Klangregelung, beginnend mit einem Hochpassfilter zum Entrümpeln des Bassbereichs. Das Filter arbeitet mit 18 dB Flankensteilheit und bietet die festen Frequenzen 50, 80, 160 und 300 Hz. Der Equalizer wird mit den drei folgenden Potis eingestellt. Jeder dieser Regler besitzt eine Doppelfunktion: Mit dem äußeren Ring schalten Sie zwischen den vorgegebenen Frequenzstufen um, mit dem Drehregler senken oder heben Sie diese Frequenz an. Zur Bearbeitung der Bässe bietet der WA73-EQ einen Kuhschwanz-Filter mit den Frequenzen 35, 60, 100 oder 220 Hz und einer Anpassung um maximal ±16 dB. Die Mittenregelung besitzt ein Glockenfilter mit den sechs Frequenzen 360, 700, 1.600, 3.200, 4.800 oder 7.200 Hz und einer Anpassung um ±18 dB. Ein weiteres Kuhschwanz-Filter nimmt Einfluss auf die hohen Frequenzen 10, 12 oder 16 kHz, zeigt sich also erweitert gegenüber dem Original mit seinen festen 12 kHz. Es ist ebenfalls im Wertebereich ±16 dB einstellbar. Mit dem äußeren Ring können Sie jedes Band auch einzeln ausschalten, zudem lässt sich der komplette 3-Band-EQ per Schalter deaktivieren – sehr praktisch für einen A/B-Vergleich! Den Abschluss bilden ein Regler für die Ausgangslautstärke mit LED-Kette zur Pegelanzeige sowie der Power-Schalter.

Auf der Rückseite finden Sie neben einer Kopie des Mikrofoneingangs einen Line-Eingang, Insert-Send und Return zum Einschleifen eines Effekts (z.B. Kompressor oder Limiter). Hinzu kommt der Audioausgang als Klinke oder XLR.

Harmonische Sättigung

Im Test haben wir sowohl Mikrofone als auch einen Synthesizer mit Line-Pegel durch den Preamp gejagt. Die Färbung des WA73-EQ ist unüberhörbar, aber das ist ja auch so gewollt und war zu erwarten. Der typisch britische Sound mit den kräftigen Mitten wird so gut getroffen, dass man durchaus Schwierigkeiten bekommen könnte, den WA73 und den Neve 1073 im Blindtest auseinanderzuhalten. Hier hat Warm Audio wirklich gute Arbeit geliefert. Dabei arbeitet der Preamp sehr rauschfrei, man kann ihn also mit leisen Signalen füttern oder für angenehm harmonische Verzerrungen heiß anfahren. Der Equalizer klingt sehr musikalisch und auch bei extremeren Einstellungen nie künstlich. Der Tone-Taster gibt dem Signal eine gehörige Portion zusätzlichen Druck und sorgt vor allem bei Gesangsaufnahmen für den beliebten In-The-Face-Sound.

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Fazit

Der WA73-EQ reicht in Technik, Optik und auch Klang sehr dicht ans Original Neve 1073 heran. Der Preamp sorgt vor allem bei Gesangsaufnahmen für den typisch britischen Sound mit kräftigen Mitten, die Stimmen lassen sich mit dem Tone-Taster auch ganz weit nach vorne holen. Der sehr musikalische Equalizer erlaubt auch stärkere Anpassungen, ohne künstlich zu klingen. Und auch digitalen Klangerzeugern können Sie mit Preamp und EQ analoge Wärme einhauchen.

Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 153 erschienen.

Bewertung
Name
Warm Audio WA73-EQ
Website
Pro
  • gute Haptik
  • hervorragende Verarbeitung
  • druckvoller, präsenter Klang
  • Line-Eingang
Preis
888 EUR
Bewertung
(92%)
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