Test

Test: Moog Minitaur

Mit dem Minitaur präsentiert Moog einen kompakten Analogsynthesizer, der sich Bässe als Spezialgebiet auf die Fahnen geschrieben hat. Kann der Volks-Moog sonst etwa nichts?

Anzeige

Das Erscheinen des Minitaur wurde von Musikern auf der ganzen Welt mit Spannung erwartet. Als erstes Gerät der Taurus-Serie bringt er keine Fußpedale mit, sondern kommt in einem geradezu winzig anmutenden Gehäuse daher. Die Mission ist klar: Bass soll der Winzling bringen! Folglich sind sämtliche Bestandteile voll auf die Erzeugung von tieffrequentem Klanggut ausgelegt. Die Bedienung ist dank dedizierter Potis und Taster angeblich ein Kinderspiel, zeitgemäße Features wie eine USB-Anbindung nebst Editorsoftware lassen keinen Zweifel daran, dass hinter dem Instrument eine ganze Menge Entwicklungsarbeit steckt. Angesichts des Siegeszuges von Dubstep und anderen extrem basslastigen Musikstilen könnte die Veröffentlichung kaum günstiger fallen, die Nachfrage ist dementsprechend groß. Was bekommen Käufer aber für ihr Geld? Kann die Neuerscheinung wirklich nur bei tiefen Sounds glänzen, oder het der Knirps noch ein paar Überraschungen parat?

Klein & stark

Bereits in seinem Aufbau präsentiert sich der Minitaur als echter Moog. Das Gehäuse ist komplett aus Stahl gefertigt, vier Gummifüße sorgen für einen rutschfesten Stand. Die Bedienelemente sitzen bombenfest, als Taster wurden die bereits aus den Phatty-Instrumenten bekannten Varianten mit Hinterleuchtung verwendet. Wie für ein analoges Bassmonster üblich ist der Signalfluss komplett in mono gehalten, eine Studio-Klinkenbuchse reicht demnach zur Ausgabe von Audiomaterial aus. Weiterhin finden sich ein Eingang zur Bearbeitung externer Signale sowie vier Möglichkeiten, CV- und Gate-Signale externer Modulatoren einzubinden.

Auf digitaler Seite sind ein MIDI- und der bereits genannte USB-Port zu finden, Strom bekommt der Minitaur mittels externem Netzteil. Sämtliche Buchsen werden optimal durch das Gehäuse geschützt, versehentliche Beschädigungen dürften kaum möglich sein. Alle Potenziometer senden und empfangen MIDI-Kontrolldaten, sodass Reglerbewegungen einfach aufgezeichnet und wiedergegeben werden können. Dies geht allerdings nur per USB, da ein MIDI-Ausgang fehlt. Sofern ein Computer vorhanden ist, empfiehlt sich aber ohnehin der direkte Anschluss, denn so lässt sich auch das mitgelieferte Softwarepaket nutzen.

Dieses umfasst zunächst einen Preset-Browser, mit dem Sounds bequem gespeichert und geladen werden können. Weiterhin steht eine virtuelle Oberfläche für Editierungen bereit. Der Clou hierbei ist, dass neben den auf der Hardwareoberfläche befindlichen Parametern noch eine Zusatzseite mit weiteren Optionen integriert wurde. Diese umfasst zum Beispiel eine Pegelregelung für den externen Eingang oder weiterführende Werte für das Spielen. Zwar wirkt das Konzept des direkten Zugriffs durch diese Erweiterung ein wenig aufgeweicht, mehr Bedienelemente hätten am Gerät selbst aber wohl keinen Platz gefunden.

Tiefdruckgebiet

Zur Synthese nutzt der Minitaur zwei Oszillatoren. Beide bringen die Wellenformen Sägezahn und Rechteck mit, die Feinstimmung kann gemeinsam geregelt werden. Der zweite VCO lässt sich um bis zu zwölf Halbtöne erhöhen oder erniedrigen, mittels Software sind zusätzliche Feinverstimmungen möglich. Die entstehenden Sounds klingen ungewöhnlich dick und durchsetzungsfähig, per Note-Sync-Funktion lassen sich Schwingkreise zum Tastenanschlag synchronisieren. Ein Mixer erlaubt getrenntes Pegeln, der externe Eingang kann gleichzeitig zur internen Klangerzeugung genutzt werden. Nachstehend folgt das berühmte Ladder-Tiefpassfilter. Typisch Moog ist der Klang auch hier lupenrein und einfach fett. Keytracking ist per Software wählbar, eine ADSR-Hüllkurve kann in positiver wie auch negativer Richtung wirken. Zudem sind VCOs und Filter per LFO steuerbar. Leider bringt dieser aber nur die Wellenform Dreieck mit. Eine zweite ADSR-Hüllkurve dient der Steuerung des Verstärkers. Die Decay- und Release-Zeiten teilen sich ein Poti. Letztere kann per Taster abgeschaltet werden. Weitere Parameter widmen sich Lautstärke und Glide.

Fazit

Das gesamte Konzept des Moog Minitaur zielt ohne Frage auf satte Bässe und Bassdrums ab. Sämtliche Komponenten wirken absolut druckvoll, der Sound ist glasklar und edel. Dank externem Eingang macht das Instrument auch als MIDI-Filterbank eine gute Figur, die Software liefert erstklassige Ergänzungen zur Oberfläche der Hardware. Neben tieffrequentem Klanggut lassen sich aber auch jede Menge Leads und Spezialeffekte zaubern. Wirklich umfassend ist die Ausstattung aber sicher nicht. Klangforscher sollten daher überlegen, ob sie mit einem größeren Modell, zum Beispiel dem Slim Phatty, nicht doch besser beraten sind.

Bewertung
Name
Moog Minitaur
Website
Pro
  • beste Verarbeitung
  • zwei fette VCOs
  • Ladder-Tiefpassfilter
  • zwei Hüllkurven
  • schneller LFO
  • Software-Editor
  • speicherbare Sounds
Contra
  • nur Dreieck-LFO
Preis
649 EUR
Bewertung
(91%)
Mehr zum Thema
Anzeige