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Test: HALion 7 – der beste FM-Synth auf dem Markt?

Seit der Übernahme von Steinberg durch Yamaha haben wir darauf gewartet: Endlich bekommt HALion auch eine FM-Engine! Und Yamaha als Erfinder dieser Klangsynthese bietet in diesem Bereich eine konkurrenzlose Qualität und macht HALion7 aus dem Stand zum aktuell besten FM-Synthesizer auf dem Markt.

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HALion wurde erstmals im Jahre 2001 vorgestellt und ist damit eines der dienstältesten VST-Instrumente. Mittlerweile kombiniert die multitimbrale Workstation einen ausgefuchsten Sampler mit weiteren Klangerzeugern, die Synthesen variieren von Granular über Wavetable und Virtuell-Analog bis hin zu Sample-Libraries. Die verschiedenen Instrumente lassen sich einheitlich unter einer Oberfläche verwalten und in einem gemeinsamen Browser auswählen.

Macro-Ansichten erleichtern die Bedienung, du kannst aber jederzeit auch in die Tiefen der Klangerzeugung mit gut klingenden Filtern, Time-Stretching, Slicing, komplexen Arpeggiatoren, Step-Sequenzer und Audio-Effekten eintauchen, Samples importieren oder selbst aufnehmen. Sogar eigene Macro-Instrumente lassen sich erstellen, die andere Nutzer in ihren HALion 7 oder den kostenlosen Player laden können.

Übersichtlichere Bedienung

Während der Vorgänger direkt mit der komplexen multitimbralen Universalansicht startete, hast du bei HALion7 nach Aufruf des Plug-ins verschiedene Auswahlmöglichkeiten: Du kannst z.B. ein einzelnes Sample-Instrument, einen virtuell-analogen oder einen Wavetable-Synthesizer oder das neue FM Lab wählen. Nach der Auswahl landest du dann in der passenden Macro- oder Zone-Ansicht, rechts befindet sich der überarbeitete Browser: Grafische Anzeigen der einzelnen Instrumente und Sample-Packs erleichtern jetzt die Navigation ebenso wie das intelligente Tagging-System, das je nach Suchbegriff darauf abgestimmte Unterkategorien vorschlägt. Leider gibt es nach wie vor keine Vorhörfunktion für Presets, das machen NI Komplete Kontrol oder Omnisphere besser.

FM-Synthese vom Feinsten

Klanglich zeigt sich die neue FM-Zone und das zugehörige Macro-Instrument FM Lab von bester Qualität, sowohl was die Tiefe als auch Transparenz angeht. HALion kann Sounds vom DX7 und TX81Z importieren, inklusive legendärer Sounds wie dem stilprägenden Lately-Bass. Damit stehen dir zusätzlich zu den mitgelieferten Presets direkt tausende an fertigen Sounds zur Verfügung, die du schnell und intuitiv mit den Makro-Knobs anpassen kannst. Du kannst aber auch detailliert in die von Yamahas Hardware-Flaggschiff Montage übernommene FM-X Synthese einsteigen. 8 Operatoren, jeder mit eigener Feedbackschleife, lassen sich beliebig untereinander modulieren, kopieren und sogar einzeln im Stereopanorama verteilen! Das sind Möglichkeiten, von denen ein DX7 nur träumen kann. Zur Vereinfachung gibt es auch einen praktischen Algorithm-Finder, der die zahlreichen mitgelieferten Algorithmen nach Kriterien wie Anzahl der Carrier und Modulatoren auswählen kann.

Spektralsynthese für Klangexperimente

Auch der neue Spectral-Oszillator, den einige vielleicht schon aus Padshop kennen, lädt zum Experimentieren ein. Du kannst einfach ein beliebiges Sample hineinziehen und direkt loslegen. Im Unterschied zum klassischen Sampler werden hohe oder tiefe Töne dabei nicht schneller oder langsamer abgespielt, sondern polyphones Spiel wirkt homogener. Deshalb ist Spectral auch HALion-übergreifend als Timestretch/Pitch-Algorithmus wählbar. Aufgrund der Spektralanalyse sind zudem Eingriffe möglich, die mit einem Sampler mit subtraktiver Nachbearbeitung (die bei HALion aber immer zusätzlich verfügbar ist, um einen Spektral- oder FM-Sound zu filtern und zu modulieren) nicht möglich wären. Probiere z.B. einmal aus, wie sich der Purity-Regler auf ein importiertes Sample auswirken kann. Oder teile mit dem vom Groove Agent übernommenen Decomposing ein Sample in seine rauschhaften und tonalen Bestandteile auf.

HALion 7: Kreiere dein eigenes HALion Sonic-Instrument! - Tutorial

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Kreative Modulationen

Bei den Modulationen hat HALion ebenfalls ordentlich zugelegt. Zum Einen wurde die Zuordnung von Modulationsquelle und -ziel durch Drag&Drop und Shortcut-Symbole deutlich vereinfacht. Jede Hüllkurve besitzt jetzt eine Shaper-Option, mit der sich komplexe Kurvenformen zeichnen und loopen lassen – quasi ein komplett anpassbarer Super-Stepper-LFO mit speicherbaren Presets. Und beim neuen X-LFO kannst du sogar zwei flexible Kurvenformen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten kombinieren und so spannenden Zwischenformen erzeugen. Sehr hilfreich ist dabei die neue Anzeige aller Modulationen in Echtzeit, die den Verlauf der Wellenformen übersichtlich visualisiert. Neue Effekte in bester Cubase-Qualität gibt es ebenfalls.

Fazit

Allein für die FM-Synthese lohnt sich der Kauf von HALion 7: Ob DX7-Import oder das ultra-flexible FM-X aus dem Montage-Synthesizer, die FM-Sounds in HALion klingen konkurrenzlos gut und sind extrem flexibel. Da treten die weiteren Verbesserungen wie der Spectral-Oszillator, Decomposer, komplexe Modulatoren, neue Effekte, erleichterte Bedienung und das auf gezupfter Gitarre basierende Tales schon fast in den Hintergrund, obwohl sie auch alleine das Update gerechtfertigt hätten. Vermisst haben wir eine Zoom-Funktion für die Macro-Ansichten und das Sample-Grundmaterial hätte mal eine Auffrischung verdient. Unterm Strich ist HALion 7 aber ein Pflicht-Update für alle HALion-Besitzer und aus unserer Sicht aktuell eines der besten virtuellen Instrumente!

Bewertung
Name
Steinberg Steinberg HALion 7
Pro
  • FM-Engine von Yamaha
  • Spectral-Synthese
  • Komplexe Modulatoren
  • Verbesserte Bedienung
  • Hochwertige Cubase-Effekte
  • Intelligentes Browser-Tagging
  • Modulare Oberfläche
Contra
  • Nicht komplett skalierbar
Preis
349 EUR
Bewertung
(92%)
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