Test

Test: Behringer Truth B1030A

Über ein Jahr nach der Ankündigung hat das Warten ein Ende: Behringer präsentiert mit der Truth B1030A einen extrem kompakten Einsteigermonitor zum Stückpreis von etwas über 100 Euro. Klar, dass wir uns nicht lange bitten ließen und in intensiven Hörtests gespannt das Klangpotenzial zwischen Kevlarwoofer und Seidentweeter ergründeten.

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Wertig schaut er aus, Behringers kleinster Kompaktmonitor: Abgerundete Gehäusekanten, eine gefällige Optik mit Softtouch-Oberfläche und der optimierte Waveguide vermitteln schon beim ersten Anblick das Gefühl, ein Stück moderne Technik im Studio zu haben. Besonders augenfällig ist der gelbe 5¼-Zoll-Basswoofer, der vermutlich an die Glasfasermembran der Wettbewerber KRK oder IMG Stage Line erinnern möchte. In Wahrheit verbirgt sich dahinter jedoch „nur“ ein Geflecht aus Kevlar, was gegenüber der alten Truth-Serie jedoch klanglich ein großer Entwicklungsschritt ist. Kevlar ist der Markenname des amerikanischen Chemieriesen DuPont für eine bereits 1965 entwickelte Aramidfaser, die derzeit beim Bau budgetorientierter Boxen das Lieblingsmaterial vieler Hersteller ist. Bei der unvermeidlichen Gratwanderung zwischen Impulstreue, die nach einer möglichst leichten Membran verlangt, und hoher Steifigkeit für eine verzerrungsfreie Wiedergabe bietet Kevlar nach den Carbon- und Glasfasern die derzeit beste Balance.

Dank Bassreflexöffnung auf der Gehäuserückseite erreicht die Box, die kaum größer als ein DIN-A4-Blatt ist, einen Frequenzgang von 50 Hz bis 20 kHz. Verantwortlich für die klaren Höhen ist der Einzoll-Seidenhochtöner, den ein Linkwitz-Riley-Filter bei 4,3 kHz abkoppelt. Das gesamte Spektrum bis weit in die unteren Höhen hinein muss also allein vom Bass-Mittenchassis übertragen werden, was in der Praxis nicht ohne Folgen bleibt: Exakt um die Trennfrequenz weist die B1030A eine deutliche Überhöhung auf, die leider eine „Präsenz“ suggeriert, die im Mix – zumindest nicht in dieser Stärke – vorhanden ist.

… Technik …

Für ihre Größe verfügt die kleine B1030A über völlig ausreichende Kraftreserven: Die Doppelendstufe versorgt das Bass-Mittenchassis mit 50 Watt und stellt für den Tweeter 25 Watt Leistung zur Verfügung. Bei den Anschlüssen hat Behringer gleichermaßen Recordingprofis als auch den Einsteiger im Blick und stattet die Box sowohl mit symmetrischen XLR-Buchsen als auch mit unsymmetrischen Klinken- und Cinch-Anschlüssen aus. Charakteristisch für alle Truth-Modelle sind die ausgefeilten Filterschaltungen zur Anpassung an die Raumakustik. Neben einem dreistufigen Hochpass, der ab 60 Hz die Basswiedergabe in Kombination mit einem Subwoofer um -2, -4 oder -6 dB dämpfen kann, besitzt die B1030A auch einen Höhenequalizer, der den Frequenzgang bei 8 kHz sanft um +2, -2 oder -4 dB beeinflusst. Für die Raumkompensation hat Behringer ein Shelving-Filter bei 300 Hz vorgesehen. Je nach Aufstellungsort, beispielsweise nahe an rückwärtigen Wänden oder in Raumecken, lassen sich dadurch Bassüberhöhungen mit Korrekturen um -2, -4 oder -6 dB entgegenwirken.

… und Klang.

Alle Achtung: Behringer weiß mit dem Klang der B1030A ordentlich zu überraschen. Wer für real 99 Euro pro Box einen billigen Schönfärber mit HiFi-Kennlinie erwartet hat, wird bereits nach den ersten Hörminuten eines Besseren belehrt. Der außergewöhnlich differenzierte Klang der 1030 lässt auf eine intelligente Abstimmung von Chassis, Endstufe und Gehäuse schließen. Besonderes Lob verdienen die Mitten zwischen 400 Hz und 3 kHz, die sich – abgesehen von einer geringen Senke um 1,2 kHz – recht linear verhalten und an Transparenz in dieser Klasse nichts zu wünschen übrig lassen. Ebenfalls unerwartet ist der volle, weiche und warme Bass, der für unseren Geschmack jedoch mehr Druck vertragen könnte. Hier macht sich das geringe Gehäusevolumen bemerkbar, dem auch der Bassreflexkanal nicht zu mehr Tiefe verhelfen kann. Detailreiche, zarte Höhen runden den positiven Gesamteindruck ab und tragen wesentlich zum harmonischen Klangbild der Box bei.

Fazit

Respekt! Das Warten auf Behringers neuen Fünfzöller hat sich wirklich gelohnt. Keine andere Box dieser Kategorie bietet einen vergleichbar transparenten Mittenbereich bei gleichzeitig solider Klangbalance. Die Truth B1030A deshalb gleich als Referenz zu bezeichnen, wäre freilich zu hoch gegriffen. Mit diesem Ziel ist Behringer aber auch nicht angetreten. Dieser Aktive ist jedoch mehr als bloß ein preiswerter Einsteigermonitor, denn ein ausgeglichener Frequenzgang, der hohe Schalldruckpegel sowie eine gute Bass-Mittenbalance machen die Box zu einem brauchbaren Werkzeug für Recording, Mix und Mastering im Heimstudio.

Bewertung
Name
Behringer Truth B1030A
Website
Pro
  • gute Bass-Mittenbalance
  • differenzierte Höhen
  • breiter Sweetspot
  • günstiger Preis
Contra
  • leichte Höhenpräsenz
Preis
236 Euro (Paarpreis)
Bewertung
(91%)
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