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Cubase Pro 11 - Lohnt sich das Update?

Seit der ersten Version im Jahr 1989 hat sich Cubase zu einem der leistungsfähigsten Programme für Komposition, Recording, Editing und Mixing entwickelt. Umso gespannter waren wir darauf, was Version 11 Neues bringt!

Auch in Version 11 von Cubase behält Steinberg Bewährtes bei. So ist die DAW in drei Varianten erhältlich: der hier getesteten Pro-Variante und zwei günstigeren Varianten (https://new.steinberg.net/de/cubase/compare-editions) mit reduziertem Funktionsumfang. Wie gewohnt wartet die neue Version der DAW mit Workflow- und Performance-Verbesserungen wie Optimierungen des Noten-Editors auf. Zu diesen gehören die Möglichkeiten, in dem Key-Editor Note per Doppelklick zu löschen und bei den MIDI-CC- und Pitchbend-Spuren Kurven und Verläufe erstellen, wie man es von der Automation kennt. Gut gefallen hat uns zudem, dass man Pitch-Bends jetzt auf Halbtöne einstellen und und CC-Automationsdaten in andere MIDI-Spuren kopieren kann. Für frische Inspiration sorgen die neuen Sample Sets, die sich u. a. Hip-Hop, Tech-House, Synth-Wave und Trailer-Musik widmen.

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Scale Assistant und Sampler-Spur 2.0

Tools, die den Kompositionsprozess erleichtern, gehörten immer zu unseren liebsten Features in Cubase. Zu dieser Kategorie gehört auch der neue Scale Assistant. Nachdem Sie die gewünschte Skala festgelegt haben, werden MIDI-Noten, die Sie auf Ihrem Keyboard spielen, in Echtzeit so korrigiert, sodass alle zu der gewählten Tonart passen. Der Skalenassistent kann auch der Akkordspur folgen und die zu MIDI-Aufnahmen passende Tonart ermitteln. Noten, die Sie im Key-Editor auswählen, lassen sich auf Knopfdruck auf die gewählte Skala quantisieren.

Cubase 11 macht auch den geschätzten Sampler-Track noch besser: In dem neuen Slicing-Modus werden importierte Loops automatisch zerschnitten, sodass Sie die einzelnen Slices individuell triggern können. Slices werden dabei anhand des musikalischen Rasters, der Transienten oder beidem erkannt oder lassen sich händisch erstellen. Praktischerweise lässt sich die MIDI-Phrase zur Ansteuerung der Slices per Drag & Drop in die DAW ziehen. Der Vintage-Modus sorgt bei Bedarf durch Bit- und Sampleratenreduktion und eine Turntable-Emulation für einen markanten Retro-Sound. Eine Bereicherung ist auch der Mono-Legato-Glide-Modus, der das Spielen von Synthesizer-Samples oder 808-Basslines noch expressiver macht. Zur Modulation von Parametern wie der Verstärkung, Panoramaposition, Tonhöhe und Filterfrequenz stehen nun zwei LFOs bereit, die natürlich zum Projekttempo synchronsiert werden können. Schön, dass an Freunde von Loops gedacht wurde! Wir hätten uns außerdem einen Performance-Modus gewünscht, der wie die Session-Ansicht in Ableton Live ein nichtlineares, Loop-orientiertes Arbeiten erlaubt.

Time-Saver für Profis

Vor allem professionelle Komponisten und Produzenten werden das vereinfachte Erstellen von Stems zu schätzen wissen. So geht das Bouncing von Audiospuren durch die Verbesserung des Audioexport-Dialogs jetzt schneller und komfortabler denn je von der Hand. Mithilfe von Warteschlangen können Sie z. B. verschiedene Varianten der ausgewählten Spuren (mit dem gesamten Signalpfad, trocken, etc.) in einem Rutsch exportieren. Dabei lassen sich auch Presets für verschiedene Formate speichern. Der Export kann ferner zur Auswahl im Projekt synchronisiert werden, sodass beispielsweise nur ein bestimmter Songpart gerendert wird. Einen hohen Nutzwert hat zudem der neue Audio-Analyzer Supervision, den Sie nach Belieben konfigurieren können. Dieser gibt anschaulich über Pegel, Phase, Frequenzspektrum und Wellenform Aufschluss. Aus bis zu neun Modulen können Sie dabei Ihr eigenes Layout erstellen.

Insbesondere wer Remixe und Mash-Ups produziert, wird sich sehr darüber freuen, dass Steinberg Cubase Pro und Artist eine kleine Version seines visuellen Audioeditors SpectraLayers One spendiert hat. Dieser erlaubt eine gezielte Editierung von Audiodateien auf der Frequenzebene. Das Trennen von Gesang und Instrumenten gelingt dabei zwar nicht ohne Artefakte, aber oft überraschend gut, wenn die Vocals nicht allzu stark mit Effekten bearbeitet wurden. Dabei muss man mit den Einstellungen experimentieren, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Die von SpectraLayers erstellten Stems lassen sich einfach ins Projektfenster von Cubase ziehen. Sehr praktisch! Eine Undo- und Redo-Funktion für VST-Instrumente und -Effekte bleibt hingegen leider weiterhin ein Wunsch, ebenso wie eine „Sandbox-Funktion“, die verhindert, dass ein Drittanbieter-Plug-in die DAW einfrieren oder abstürzen lässt.

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Multibandkompressor und dynamischer EQ

Das neue Effekt-Plug-in Squasher, das Downward- und Upward-Kompression kombiniert, stellt eine heiße Konkurrenz zu dem Freeware-Must-have Xfer Records OTT dar. Squasher ist allerdings weitaus flexibler: Die Dynamikbearbeitung lässt sich für drei Bänder individuell einstellen, wobei jedes Band internes und externes Sidechaining gestattet. Mit dem Tool können Sie Sounds effektiv zu mehr Durchsetzungsvermögen und Biss verhelfen. Dezent eingesetzt kann der Multibandkompressor aber auch Mixen eine höhere Lautheit und einen modernen In-Your-Face-Sound verleihen.

Auch der in Version 9 von Cubase eingeführte Equalizer Frequency hat ein Update erhalten, inklusive eines neuen Dynamik-Modus. Aktiviert man diesen, wird das entsprechende Frequenzband nur abgesenkt oder angehoben, wenn ein eingestellter Schwellwert überschritten wird. Dadurch sind sehr dynamische Korrekturen oder klangfärbende Eingriffe möglich, v. a., wenn man für die Bänder verschiedene Sidechain-Signale nutzt. Eine willkommene Ergänzung ist auch der Multiband Imager, mit dem Sie die Panoramaposition, Stereobreite und den Pegel von vier Frequenzbändern individuell regeln können.

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Fazit

Auf den ersten Blick fehlt Cubase Pro 11 ein großes Highlight wie ein neuer Synthesizer. Setzt man sich ausgiebig mit der aktuellen Version auseinander, wird man allerdings einige hervorragende neue Werkzeuge und Funktionen entdecken. Für viele ist sicher bereits der inspirierende Scale Assistant allein den Update-Preis wert. Loop-Bastler werden den verbesserten Sampler-Track sehr schätzen, mit dem das Rearrangieren von Phrasen und das Erstellen von zeitgemäßen Vocal-Chops zum Kinderspiel wird. Sehr gelungen sind auch die neuen Effekte, v. a. der Multibandkompressor Squasher sowie der dynamische EQ. Und die kleine Version von SpectraLayers One punktet als ausgezeichneter Helfer, um alte Aufnahmen zu bereinigen oder auch den Gesang aus einem Stereomix isolieren. Features wie der verbesserte Audioexport, die Erweiterungen des Key-Editors sowie der neue Analyzer machen das Arbeiten noch komfortabler. Ein gelungenes Update einer der leistungsfähigsten DAWs!

Bewertung
Name
Steinberg Cubase Pro 11
Pro
  • verbesserter Sampler-Track
  • Scale Assistant
  • hochwertige neue Effekte
  • gelungener Spektraleditor
  • vereinfachtes Erstellen von Stems
  • neuer Analyzer
  • verbesserter Score-Editor
  • komfortable Bedienung
Contra
  • keine Undo-Funktion für VST-Instrumente
  • verbesserungswürdige Stabilität mit Drittanbieter-Plug-ins
Preis
Cubase Pro 11: 582 Euro, Artist 11: 332 Euro, Elements 11: 100 Euro, Update von Cubase Pro 10.5 auf Version 11: 100 EUR
Bewertung
(93%)
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