Erica Synths erweitert sein Lineup von Desktop-Effekten: Nightverb ist schon ein paar Monate am Markt, aber Echolocator ist brandneu. Beide gesellen sich zu den bereits bestens etablierten Desktop-Units Zen Delay und Acidbox. Die beiden Neuen sind mit Algorithmen der niederländischen Firma 112db bestückt. Im Doppel-Feature schaut sich Beat-Autor Daniel Bock an, ob beide ebenfalls das Zeug haben, zu Staples für Studiotisch und Live-Setup zu werden.

Nightverb und Echolocator teilen sich beide das selbe Hardware-Layout. Auf dem unverwüstlichen, abgeschrägten Metall-Gehäuse sitzen die gewohnt markant-großen und griffigen Erica-Synths-Regler. Da kommt beim Auspacken gleich Freude auf! Schickes Design! Der Formfaktor spricht sofort an, das saubere Layout und die vielen Regler schreien sofort: „Spiel mich!“ und fordern eine Live-Interaktion. Wer auf intuitive Hardware steht, wird hier gleich ähnlich empfinden. 12 Regler sind für die jeweiligen Effekt-Parameter zuständig, einer regelt die Eingangsverstärkung, einer die Ausgangslautstärke und der letzte ist als Encoder mit Push-Funktion zum Zugriff auf das Menü ausgeführt.
Der kleine „Back“-Taster und das OLED-Display erleichtern dort die Navigation der Presets, der MIDI-Konfiguration oder der Funktion der Footswitch-Buchse. Zwei Reihen an Mini-LEDs links und rechts vom mittig sitzenden, großen Regler, geben Rückmeldung über den Pegel. Auf der Rückseite finden wir den Stromanschluss mit zugehörigem Netzschalter. Das Netzteil ist löblicherweise im Lieferumfang enthalten. Neben dem Stereo-Paar an symmetrischen 6,3mm Klinken-Ein- und Ausgängen befinden sich dort noch die MIDI- Thru- und MIDI-In-Buchsen im DIN-Format. MIDI-Thru kann auch als MIDI-Out konfiguriert werden. Ein USB-Typ-B Anschluss zum Export der Presets oder zum Firmware-Update rundet die umfangreiche Konnektivität ab.
Nightverb – intuitiv formbarer Raumklang & mehr
Die Auswahl an direkt und per MIDI verfügbaren Parametern sucht ihresgleichen. Neben Size, Feedback und Dry/Wet, lässt sich mit Pre-Delay (4-200ms bis zur ersten Reflexion), Shape (verändert das Verhältnis zwischen frühen und späten Reflexionen) und Early/Late (Mix zwischen frühen und späten Reflexionen) der Hallraum sehr fein justieren. Dieser reicht von sehr kleinen Räumen bis zu gigantischen Gebilden. Klare Stärke sind hier die großen Weiten, die Ambient-Enthusiasten viel Spaß bereiten dürften. Verwischte Sphären und Pads aus einfachen Eingangssignalen sind ein Leichtes. Wenn man diese dann noch mit Freeze hält und über MIDI chromatisch spielt, wird es echt abgefahren.
Mit Low- und High-Damp, sowie Bass und Treble kann man den Frequenzgehalt sehr gut steuern. Spin bringt etwas Chaos und Bewegung in den Raum, wirkt aber insgesamt sachte im Effekt. Der Stereo-Regler platziert das Signal breit oder zentriert im akustischen Feld. Neben den offensichtlich spielbaren Features hält das Nightverb im Menü-Bereich noch einiges bereit. Man kann z.B. den Grundcharakter von Tape- zu BBD-Algorithmus (Dirty: On/Off) wechseln, eine Morph-Zeit bei Preset-Wechsel einstellen oder die Funktion eines angeschlossenen Fußschalters konfigurieren. Ungewöhnlich und spannend ist die Magic-Funktion. Dabei werden Werte für die Parameter generiert, also zufällige Hallräume erzeugt. Bei Gefallen kann man diese gleich abspeichern. Das Feature ist zwar nerdig, macht aber durchaus Sinn und Spaß – Inspiration durch zufällige Ergebnisse. Das Ganze ist auch noch per Footswitch aktivierbar! Super!
Echolocator – Delay, Reverb, Filter & Pitchshift
Der Echolocator kommt mit der gleichen spielbaren Benutzeroberfläche wie der Nightverb daher und bietet ebenfalls 12 Parameter zur Interaktion per Hand oder MIDI an. Der dicke Time-Regler bestimmt die Delay-Zeit zwischen 4ms und 4 Sekunden. Ist der Echolocator synchronisiert, dient er als Multiplikator bzw. Teiler der eingehenden Clock. Neben Feedback, Dry/Wet und Ping Pong besitzt das Gerät noch einen Bandpass-Filter, der über Filter Q (Breite des Bandes) und Filter Cutoff (Hauptfrequenz) regelbar ist. Insgesamt wirkt er etwas zahm, lässt sich aber ganz gut als einfacher EQ nutzen. Eine Modulationsabteilung, mit Mod Speed, Mod Depth und Orbit (Modulation der Modulationsgeschwindigkeit) für die Delay-Zeit ist ebenfalls vorhanden. Eine tolle Sache für´s Sounddesign ist Pitch Shift, welches das Delay-Signal zwischen einer Oktave über oder unter dem Eingangssignal wiederholt.
Volle, vielschichtige Flächen z.B., hat man so flott im Kasten. Shimmer regelt dabei den Anteil des transponierten Signals. Ein Room-Reverb beschließt die umfangreichen Einflussmöglichkeiten auf den Klang. Die zwei Taster sind hier mit einer Freeze- und Tap-Tempo-Funktion belegt. Ein Bypass ist nur per zusätzlichem Footswitch schaltbar. Wie beim Nightverb auch, können im Menü Grundcharakter des Algorithmus (Tape- und BBD-Delay) und die Morph-Zeiten bei Preset-Wechsel eingestellt werden. Darüber hinaus kann man Filter-Routing, Shimmer-Verhalten und den eingebauten Kompressor anpassen, um wilde Feedback-Orgien im Zaum zu halten. Laut Manual wird der Echolocator zukünftig mit 40 Factory-Presets ausgeliefert. Unser früher Testkandidat hatte diese noch nicht.
Fazit
Beide Geräte empfehlen sich für Hardware-Liebhaber, die direkte, spielbare Kontrolle über ihre Effekte möchten. So wird das Reverb bzw. Delay schnell zum Teil des Instruments, was sich wunderbar performen lässt. Unter diesem Aspekt kann mich der Echolocator etwas mehr überzeugen. Aber auch spielerisches Sounddesign gelingt mit diesem haptisch-interaktiven Zugriff auf viele Parameter sehr schnell.
Hier hat man vor allem mit dem Nightverb rasch breite Pads erstellt. Ist einem die Fummelei einmal zu viel, kann man auf die Magic-Funktion zurückgreifen und sich von zufälligen Parameter-Kombinationen überraschen lassen. Zusätzlich bekommt man volle Kontrolle per MIDI geboten. Die zwei Desktops sind nicht auf einen Instrumenten-Typ festgelegt und harmonieren sowohl mit Gitarre, Synth und Drummachine. Auch Stimmen oder Field-Recordings kann man sehr gut als Grundlage für Experimente nutzen.
Beide Geräte bieten keine Simulation klassischer Effektboxen an, sondern kommen eigenständig daher und brillieren v.a. bei experimentellen Sounds. Sie konnten mich aber auch bei dezentem, statischen Einsatz voll überzeugen. Gerade mit dem Echolocator ließen sich z.B. schöne, realistische Raumklänge für die Drummachine erzeugen. Wer die umfangreichen Möglichkeiten nicht nutzt, mit Standard-Stompbox-Reverbs und -Delays zufrieden ist oder Klone von Vintage-Equipment sucht, der sollte hier passen.
Der aufgerufene Preis ist stattlich. Dafür gibt es am Markt nur wenige Geräte, die sich so spielerisch und detailreich nutzen lassen.
Erica Synths und Beat Mag haben sich übrigens zusammengetan, um ein einzigartiges Impulse-Response-Paket aus den Echolocator- und Nightverb-Geräten zu erstellen – kostenlos für alle! Lade NOCTURNA inklusive IR-Plug-in kostenlos bei ZamplerSounds.com herunter.
Features Erica Synths Nightverb
- digitales Stereo-Reverb im Desktop-Format
- direkter Zugriff auf 12 (!!!) Effekt-Parameter per Regler & MIDI
- 30 Factory-Presets & 70 User-Preset Slots (exportierbar via USB Typ-B)
- chromatisch per MIDI (DIN) spielbare Freeze-Funktion
- konfigurierbarer Footswitch-Input
- Symmetrische Stereo-Ins mit regelbarer EingangsverstärkungMaße: 23cm x 14,5cm x 7cm
- Gewicht: 833g
- Gehäuse: solides, verschraubtes Alu-Chassis
- Power: 12V DC center positiv (Netzteil im Lieferumfang enthalten!)
Features Erica Synths Echolocator
- digitales Stereo-Delay im Desktop-Format
- direkter Zugriff auf 12 (!!!) Effekt-Parameter per Regler & MIDI
- 40 Factory-Presets und 60 User-Preset-Slots (exportierbar via USB Typ-B)
- Delayzeiten von 4ms bis 4 Sek.
- konfigurierbarer Footswitch-Input
- Symmetrische Stereo-Ins mit regelbarer Eingangsverstärkung
- Maße: 23cm x 14,5cm x 7cm
- Gewicht: 833g
- Gehäuse: solides, verschraubtes Alu-Chassis
- Power: 12V DC center positiv (Netzteil im Lieferumfang enthalten!)
Fakten Nightverb & Echolocator
- Hersteller: Erica Synths
- Web: www.ericasynths.lv
- Vertrieb: Webseite
- Preis: jeweils 569 Euro