Test

Meeblip Anode

Der Meeblip Anode soll, trotz seines günstigen Preises, ein vollwertiger Lead- und Bass-Synthesizer sein. Er verfügt über zwei digitale Schwingkreise und ein analoges Filter, als Modulatoren kommen eine Hüllkurve und ein LFO zum Einsatz. Die Bedienung erfolgt mit Hilfe von neun Potentiometern und vier Schaltern, im Gegensatz zum ähnlich günstigen Ploytec PL2 kann man hier also direkt Hand anlegen. Das Betriebssystem ist Open Source [1], interessierte Nutzer können mit Hilfe eines Programmers leicht den Code des Instrumentes abwandeln. Ab Werk sind bereits zwei verschiedene Oszillator-Systeme implementiert. Ungeachtet seines Budget-Charakters stellt sich der Meeblip Anode dank dieser Features als überaus interessanter Klangerzeuger dar, nicht nur für Einsteiger.

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Klanglich zeichnen sich die Oszillatoren des Meeblip Anode durch einen rauen, bisweilen recht aggressiven Charakter aus. Grund hierfür ist das Aliasing, welches nur in tiefen Frequenzbereichen vorhanden ist. Hohe Noten wirken polierter, was schneidige Leads ermöglicht. So richtig sanfte Ergebnisse lassen sich aber nicht machen, für Ambient-Sounds sollte man sich also besser nach einem anderen Instrument umsehen. Das Filter des Meeblip Anode, die sogenannte Twin-T-Schaltung, verhält sich wie ein Tiefpass. Es handelt sich aber eigentlich um einen Bandpass mit speziell angepassten Frequenzen. Deutlich wird dies nur bei sehr niedrigen Cutoff-Werten, Parameterfahrten in diesem Bereich wirken leicht holprig. Für dynamische Spielergebnisse ist die Anschlagstärke mit dem Filter verbunden. In Sachen Sound zeichnet sich die Baugruppe erneut durch einen kernigen Charakter aus. Hohe Resonanzwerte spitzen Klänge beherzt an, bei Extremeinstellungen fängt die Schaltung ordentlich zu pfeifen an.
Die Hüllkurve des Meeblip Anode verfügt über Attack- und Decay-Regler, eine Sustain-Phase lässt sich auf Wunsch zwischenschalten. Der Modulator ist fest mit dem Verstärker des Instrumentes verbunden. Ergänzend kann man ihn, über einen weiteren MIDI-CC-Befehl, auch auf das Filter anwenden. Der LFO ist entweder für die Tonhöhe der Oszillatoren oder die Filter-Grenzfrequenz nutzbar. Als Wellenformen stehen Sinus und Random zur Wahl, erneut erfolgt die Umschaltung via MIDI. Zusätzlich lässt sich auswählen, ob der LFO bei Tastenanschlag neu getriggert wird. Die Geschwindigkeit reicht leider nicht bis in den hörbaren Bereich hinein.

Fazit
Der Meeblip Anode ist ein Spezialist für prägnante Leads und druckvolle, dreckige Bässe. Im Normalbetrieb wirkt der Klangcharakter des Instrumentes durch die recht unflexiblen Oszillatoren zwar nicht gerade vielseitig, der Wavetable-Modus gleicht dieses Manko mit seinen metallischen, zerrenden oder stimmhaften Ergebnissen aber gut aus. Filter und Modulatoren sind für den Budget-Preis ebenfalls ordentlich. Der zwergenhafte Formfaktor macht den Meeblip Anode zu einem tollen Partner für Live-Auftritte.

von Henning Schonvogel

Beat-Bewertung 5.5 von 6 | Preis: 139 Euro

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