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Porträt: Tiefschwarz

Nach zwanzig Jahren als DJs möchten die Vorzeige-Minimalisten von Tiefschwarz es noch einmal wissen: Denn mit „Chocolate“ haben sie nicht nur ein ambitioniertes Album vorgelegt, auf dem sie ihren erkennbaren Stil erneut für spannende neue Einflüsse öffnen. Gleichzeitig begeben sie sich als Live-Act auch auf ihre erste Tour, auf der Musik als alle Sinne ansprechendes Erlebnis gefeiert werden soll. Dabei lassen sie sich ins Ungewisse fallen und verlassen sich ganz aufs Bauchgefühl.

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Das vermeintliche Primat der Technologie war schon immer eine Illusion. Natürlich wären House, Acid, Techno, Minimal und der ganze große Rest ohne die Innovationen von Hard- und Software undenkbar gewesen. Und erst die Massenproduktion von Kreativwerkzeugen erlaubte die entscheidende Demokratisierung des Schaffensprozesses mit all seinen Vor- und Nachteilen. Doch haben sich die Konstanten des Musizierens durchaus nicht so einschneidend verändert, wie die Fortschrittsapostel uns glauben machen möchten. Noch immer geht nichts über den direkten Kontakt mit einem Publikum. Noch immer hat selbst die aktuelle Version von Final Scratch es nicht geschafft, das Gefühl zu ersetzen, mit herb duftenden 12-Inches an zwei hypnotisch rotierenden Technics-Plattenspielern aufzulegen.

Für Basti und Ali Schwarz ist diese Erkenntnis keineswegs das Ergebnis eines Blitzkurses in Slow Media, sondern seit Anbeginn ein fester Bestandteil ihrer künstlerischen Philosophie. Noch vor wenigen Jahren machten die Gebrüder durch ihr trotziges Festhalten an Vinyl sowie durch einen Sound, der sich ungemein effektiv den Gesetzen eines immer schneller werdenden Markts zu entziehen suchte, von sich reden. In dem neuen Video zu „Trust Us“ sieht man das Tiefschwarz-Team sogar in der heimischen Küche, in der sie ihren Töpfen und Pfannen mit Löffeln und Rührern zu Leibe rücken und sich dem Thema Techno geradezu genießerisch nähern: „Musikmachen macht Spaß und ist auf alle Fälle ein sinnliches Vergnügen“, bestätigen die beiden emphatisch. „Unsere Liebe zu Vinyl besteht nach wie vor, obwohl die Zeiten sich natürlich verändert haben. Es ist schon schade, dass man in diversen Clubs heute keine Plattenspieler mehr vorfindet.“

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