Test

Test: Vocalizer Pro 1.1

„Wir sind die Roboter“ – dieser Kraftwerk-Song kommt vielen in den Sinn, wenn sie an Vocoder denken. Was in den Siebzigern bloß Roboterstimmen konnte, ist mittlerweile ein flexibles Kreativ-Werkzeug ...

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Ein Vocoder – ursprünglich ein Gerät zur Stimmverschlüsselung in der Nachrichtentechnik – zerlegt ein Signal (Modulator) in seine Frequenzbestandteile (Analyse), um es hinterher auf der Basis eines zweiten Signals (Carrier) wieder zusammenzusetzen (Resynthese). In Vocalizer Pro dient eine Audiospur (bzw. auch dessen Live-Signal) also als Modulator, während die Resynthese von bis zu vier internen Oszillatoren übernommen wird.

Start

Vocalizer Pro wird in den Insert einer Audiospur gelegt. Darauf befindet sich das zu verfremdende Signal. Eine MIDISpur, deren Ausgang auf die Vocalizer- Audiospur geroutet wird, steuert die auszugebenden Noten. Dazu muss die MIDI-Spur Informationen von Ihrer MIDITastatur empfangen können, also „scharf geschaltet“ sein. Die Sounds, denen das Modulator-Signal „aufgedrückt“ wird, werden quasi von einem internen Synthesizer erzeugt.

Modulation Tab

Vocalizer Pro besitzt vier solcher Synthesemodule, die in zwei sogenannten Lanes (A und B) unterteilt sind, welche separat in Lautstärke und Stimmung einstellbar sind. Die Module lassen sich in vielfältiger Weise seriell oder parallel miteinander verschalten. Jedes Modul besitzt einen Oszillator, der im normalen (N1-N8) oder Turbo- Modus (T1-T8) betrieben werden kann. Letztere klingen heller und lauter. Die Zahl hinter dem Prefix gibt dabei an, mit wie viel Rauschanteil das Signal versehen wird. Mithilfe von Octave-Range-Tabs (-1 bis +8) und Pitch-Slider kann die Tonhöhe des Signals spezifiziert werden. Der Balance-Slider übernimmt die Aufgabe, Harmonische mehr oder weniger stark hinzuzumischen: Links von der Mittelstellung werden ungeradzahlige Harmonische erzeugt, rechts geradzahlige. Das Synthesesignal jedes dieser Module kann umfangreich bearbeitet werden. Hierzu stehen die Bereiche Filter, Tonhöhe, Balance und Amplitude (nur OSC A2 und B2) zur Verfügung. Diese können jeweils mittels Hüllkurven und LFOs moduliert werden. Die Filtersektion bietet dabei eine Auswahl aus 18 Filtertypen, die in Frequenz, Güte und Sättigung angepasst werden können. Die Hüllkurven besitzen einen grafischen Editor mit den Parametern Attack, Hold, Decay, Sustain und Release (AHDSR). Per Doppelklick auf die Zahlen können die Werte auch manuell eingegeben werden. Ein Slider über der Hüllkurven-Anzeige bestimmt, wie stark die Hüllkurve den Sound beeinflusst (Envelope Depth). Die LFOs offerieren vier Wellenformen und lassen sich zum Host synchronisieren. Eine weitere klangliche Aufwertung bietet das Formant Processing-Modul. Um den Sound verständlicher zu machen beziehungsweise zu veredeln, können hier bestimmte Formanten stärker hervorgehoben und das Signal im Stereopanorama verteilt werden (Frequency Spread).

Pads

Als Besonderheit bietet Vocalizer Pro zwei Reihen mit je acht Pads. Die oberen Snapshot-Pads dienen der Speicherung von acht kompletten Parametersätzen, zwischen denen dann im Recall-Modus live umgeschaltet werden kann – auf Wunsch auch mittels externem Controller. Das ist eine tolle Idee und macht richtig Spaß! Im Edit-Modus können die Snapshots einzeln abgespeichert, geladen, kopiert und eingefügt werden. Darunter finden sich die Chord-Pads. Hier lassen sich Töne/Akkorde (auch schwer oder nicht greifbare!) einem Pad zuweisen, die dann live als MIDI-Trigger gespielt werden können. Auch diese Mappings können selbst erstellt, gespeichert und geladen werden. 18 Mappings – meist mit den diatonischen Stufenakkorden der entsprechenden Tonart – gehören bereits zum Lieferumfang.

Effects & Browser Tab

Ist der Grundsound im Mod-Tab festgelegt, kann er im Effects Tab mit Effekten garniert werden. Hierzu steht ein vollparametrischer Vierband-EQ bereit, dessen Seitenbänder auf Cuts umschaltbar sind. Ein Chorus, ein zum Host synchronisierbares Delay und ein Reverb runden das Angebot ab. Leider gibt es keine Möglichkeit, FX-Presets separat zu verwalten. Im Preset-Browser können Presets nach Attributen sortiert angezeigt und aufgerufen werden. Auch eigene Presets lassen sich hier mit Attributen versehen. 

Fazit

Sonivox ist es gelungen, einen musikalisch klingenden Vocoder zu erschaffen, der durch pfiffige Ideen zu einem inspirierenden Kreativinstrument ausgebaut wurde. Ob Stimme, Synth oder Drums – womit wir ihn auch fütterten, stets konnten wir interessante und musikalisch klingende Ergebnisse erzielen. Die Parameterflut mag vielleicht erst einschüchternd wirken, besser strukturieren als beim Vocalizer kann man sie aber wohl kaum. In unseren Augen: Daumen hoch!

Bewertung
Name
Sonivox Vocalizer Pro
Pro
  • Oberfläche gut strukturiert
  • guter Klang
  • tolle Pad-Funktionen
Preis
200 EUR
Bewertung
(92%)
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