Test

Test: Accsone crusherX Mac

Granularsynthese ist aus der Musikwelt nicht mehr wegzudenken. Fast jede DAW bietet mit Stretch- und Stauchfunktionen Möglichkeiten, diese Syntheseform spezifisch anzuwenden. Eine flexible Nutzung bleibt hingegen oft Enthusiasten vorbehalten, denn mit zunehmendem Funktionsumfang wächst auch die Komplexität.

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Mit crusherX hat Accsone eine Umgebung geschaffen, die auf überschaubare weise Granulartechnik näher bringt. Mit crusherX-Mac! liegt nun auch eine OS-X-Version vor, die mittels VST- oder AU-Schnittstelle einfach in die bestehende Arbeitsumgebung eingebunden werden kann. Ist die Portierung auf den Mac gelungen?

Auf einen Blick

Die Oberfläche von crusherX-Mac! kommt in weiß-grauer Optik daher. Lediglich Pegelanzeigen, Physical-Modeling-Feld und die grafische Darstellung der Granularprozesse stechen in grelleren Farben hervor. Darüber hinaus bietet die Oberfläche eine ganze Reihe an Parametern und Werteanzeigen, darunter oben links die Vapor-Engine, das Herzstück aller Synthesevorgänge. Im mittleren Bereich finden sich weitergehende Bearbeitungsfunktionen, welche die Vapor-Engine beeinflussen. Der untere Bereich beherbergt einen Oszillator für FM-Modulationen sowie Eingangs- und Mischfunktionen.

Die Vapor-Engine

Eingangssignale werden von der Vapor-Engine granuliert, um dann in weiterführende Bearbeitungsstufen geleitet zu werden. Je nach Aufgabe und Qualitätsanspruch können hierfür zwischen 1 und 199 Generatoren genutzt werden, die entsprechende Granularteilchen, sogenannte Grains, produzieren. Um den Ein- und Ausklang der Teilchen zu bestimmen, stehen verschiedene Fensterfunktionen bereit. Mittels grafischem Spline-Editor oder eigenen Wellenformen ist es alternativ möglich, selbst Fenster zu erzeugen. Zunächst können grundlegende Eigenschaften wie Verzögerung, Länge und Start der entstandenen Grain-Serien bearbeitet werden. Anschließend lassen sich Geschwindigkeit und Tonhöhenverlauf verändern. Danach folgen Verzerrer-, Filter- und Verstärkersektionen, die dem weiteren Sounddesign dienen. Ein wichtiger Punkt bei sämtlichen Bearbeitungsschritten sind Modulationen, die mittels unabhängiger LFOs oder Spline-Editoren eine Vielzahl an Parametern beeinflussen können. Ein Wolken-Modulator bietet zudem die Möglichkeit, alle Werte parallel zu beeinflussen. Besonders interessant ist hier die Möglichkeit, Modulationen mehrerer Parameter in der Phase zu verschieben.

Zugreifen!

Ein wichtiger Punkt bei der Entwicklung von crusherX war die Echtzeitbedienung. Viele Regler verfügen über ein Physical-Modeling-Rad, mit dem Parameter sanfter bewegt oder angestoßen werden können. Alternativ kann das Physical-Modeling-Feld herangezogen werden. Anders als bloße X-Y-Pads ist dieses in der Lage, eine Halbkugel zu emulieren, in dem sich der Wertmarker bewegen kann. Für rhythmische Verläufe steht eine ausgefeilte Quantisierungsfunktion bereit, die auch als Step-Sequenzer genutzt werden kann. Weitere Funktionen umfassen das manuelle Triggern von Grain-Serien, das Morphen von Parametern als auch Zufallsoptionen. Mittels FM-Oszillator kann zudem die Frequenz des Audiosignals bearbeitet werden. Neben dem Stereobetrieb lässt sich crusherX-Mac! mit bis zu zehn Kanälen auch für Sourround-Effekte nutzen.

Vielfalt

Im Test entpuppte sich crusherX-Mac! vom Start weg als sehr vielfältig. Von einfachen Tonhöhen- und Stretchingeffekten bis zu endlosen Klangverläufen und -Mustern reicht die Palette, wobei sich der wahre Funktionsumfang des Programms erst mit der Zeit offenbart. Kreative Dopplereffekte, rhythmische Klangskulpturen oder extreme Stimmverfremdung sind ebenso kein Problem wie das schnelle „Verquirlen“ ganzer Tracks. Letzteres ist durch die Echtzeitsteuerung, dank Physical-Modeling und Morphing auf einem Niveau möglich, das auch für Liveauftritte ausreicht. Mit steigenden Anforderungen nimmt jedoch auch die Prozessorlast schnell zu. So waren im Test Systemüberlastungen relativ häufig, was bei einem rechenintensiven Prozess wie der Granularsynthese leider kaum ausbleibt. Für einen ersten Klangeindruck sei auf Simon Stockhausens Audiobeispiele auf der Leser-DVD verwiesen.

Fazit

Mit der Mac-Version von crusherX hat Accsone erneut bewiesen, dass Granulareffekte trotz Komplexität nicht schwierig sein müssen. Und auch technisch eher unbedarfte Musiker können mit dieser Software schnell in den Genuss ganz neuer Klangdimensionen vorstoßen.

Bewertung
Name
Accsone crusherX Mac
Website
Pro
  • facettenreiche Granularfunktionen
  • vielseitig nutzbar
  • übersichtlich
  • Echtzeitsteuerung
  • Undo-/Redo-Funktionen
Preis
279 EUR
Bewertung
(100%)
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