Interview: Monika Kruse

Geschrieben von Beat
24.02.2013
12:39 Uhr

Die Karriere von Monika Kruse reicht bis in die frühesten Tage der Techno-Bewegung in Deutschland zurück. Seit ihrer Zeit im Münchner Ultraschall-Club, den ersten eigenen Produktionen sowie der Gründung ihres Monika-Enterprises-Labels sind zwei Jahrzehnte ins Land gegangen, in denen sich Kruse beständig weiterentwickelt hat. Höchste Zeit, auf ihrem aktuellen Album „Traces“ den eigenen Wurzeln nachzuspüren. Mit Tobias Fischer sprach Monika Kruse über das Tanzen ohne Beats, den DJ als Roboter und Sets mit Ecken und Kanten.

(Bild: www.monikakruse.de)

Beat / Warum hast du dich für dein aktuelles Album für einen Blick in die Vergangenheit entschieden?

Monika Kruse / „Traces” sollte eine Mischung verschiedener Musikstile darstellen, die mich in meinem Leben geprägt haben, aber in dem Soundgewand von 2012. Für mich war daran spannend zu versuchen, eine andere Seite von mir zu zeigen, aber diese verschiedenen musikalischen Aspekte dann so miteinander zu verweben, dass es eine stimmige Einheit gibt.

Beat / Dabei verwischt schon mal die Grenze zwischen Club- und Hörmusik. Gilt das in deinen Sets genauso?

Monika Kruse / Da ich meistens zur Peaktime gebucht werde, spiele ich dementsprechend auch Dancefloor-orientierte Musik. Hörmusik ist da nicht angebracht – wir wollen ja schließlich im Club nachts um zwei tanzen. Wenn ich aber ein langes Set spiele oder auch den Anfang in einer Club-Nacht mache, dann fange ich gerne mit Ambient und ruhigen Stücken an. Überraschenderweise fangen die Leute dabei manchmal schon an zu tanzen, obwohl gar kein Beat läuft – was ich sehr schön finde.

Beat / Wie kann man ein Publikum dazu bringen, die dafür notwendige Geduld an den Tag zu legen?

Monika Kruse / Ich glaube, ein Club kann sein Publikum schon recht gut „erziehen”. Wenn der Club DJs bucht, die eben nicht nur einen Hit nach dem anderen spielen, und auch dem DJ Zeit lässt für längere Sets als nur zwei Stunden, dann denke ich, dass das Publikum auch offener ist. Ich sehe beispielsweise keinen Sinn darin, stundenlang nur offensichtliche und effektvolle Tracks zu spielen. Aber es gibt trotzdem leider immer wieder Gäste, die nach der zweiten Platte vor einem stehen und so eine bestimmte Armbewegung machen, die signalisieren soll: Los, mach mal, schneller, härter, mehr White Noise. In manchen Clubs aber findet man diese Gäste nie – in Berlin habe ich so etwas zum Beispiel noch nie erlebt. Wenn ich dann noch in meinem Set einen musikalischen Bogen spannen kann, zum Beispiel von Soft- zu Hart- und Vocal-House – und alle gehen mit, alle sind offen für verschiedene Arten von elektronischer Musik – dann stellt sich auch das Gefühl ein, zusammen etwas erlebt zu haben.

Beat / Du hast einmal erwähnt, dass sich die Basics des Auflegens eigentlich über die Jahre nicht wirklich einschneidend geändert haben.

Monika Kruse / Ehrlich gesagt bevorzuge ich immer noch die Oldschool-Form und zolle DJs, die mit Vinyl und CDs auflegen mehr Respekt als Laptop-DJs. Ich find es einfach spannender, wenn ich merke, da mixt jemand noch live, da läuft vielleicht sogar mal ein Track nicht ganz so tight als ein zu cleaner, zu glatter, zu langweiliger Sync-Button-Supermix. Das „Lesen des Publikums“ beginnt doch mit einem Gefühl: Ich komme in den Club rein und versuche die Menschen zu spüren. Auf dieses Gefühl baue ich mein Set auf. Klar gibt es immer ein paar Stücke, die man im Kopf hat, um damit den Anfang zu machen. Aber für mich sind die Momente wichtig, wo man denkt: Ach, die neue Platte die ich mir heute gekauft habe, würd’ ich jetzt gern mal ausprobieren, auch wenn ich jetzt nicht genau weiß, wie sie sich denn laut anhört. Manchmal gibt es dann interessante Überraschungen. Ich brauche Ecken und Kanten.

Beat / Erwarten aus deiner Sicht zu viele Besucher, dass der DJ für alles zuständig ist?

Monika Kruse / Der Druck auf einen DJ ist schon wahnsinnig groß. Der DJ muss sich jeden Abend aufs Neue beweisen. Teilweise verlangen einige im Publikum von dem DJ, dass er wie ein Roboter ist: Funktioniere! Erfülle unsere Erwartung! Sonst sind wir auf dich sauer! Oder wie ich es bei einem Kollegen wie Sven Väth oft mitbekomme, dass einige Gäste nur darauf hoffen, dass er kein gutes Set spielt, damit sie über ihn lästern können. Ich bin aber generell sehr glücklich über meine Gäste. Ich habe schon so viele tolle Momente durch sie gehabt, es gibt so viele liebe Menschen darunter. Danke, danke, danke für Euren Support!

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