Test

u-he RePro-1 im Test: So überzeugend ist der Vintage-Klon

Schon vor Monaten ließ u-he seine Fangemeinde mit einer Alpha-Version an der Entstehung des Repro-1 teilhaben. Jetzt ist er da, der Pro-One im Plug-in-Gewand für Windows und Mac. Und er hat noch ein paar Extras in der Tasche ...

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Strukturell ist der Repro auf den ersten Blick ziemlich nahe dran am Original. Doch auf den zweiten Blick offenbart das Plug-in einige Besonderheiten, die über einen reinen Nachbau hinaus gehen. Etwa eine abnehmbare Front zum Offenlegen der Innereien des Synths für diverse Modifikationen oder eine zweifache Modulations-Matrix. Sogar ein dritter Blick birgt noch Extras, denn hinter einem unscheinbaren Button verbirgt sich mal eben eine ganze Effekt-Batterie. Doch fangen wir mal vorne an …

u-he RePro-1 Übersicht

Getreu dem Klassiker aus dem Jahre 1981 ist Repro-1 ein monophoner Synth mit zwei Oszillatoren, deren Wellenformen Sägezahn und Rechteck bieten, Oszillator B noch ein Dreieck, ebenso wie der LFO. Oszillator B kann überdies im LO FREQ-Modus tiefere Frequenzen beisteuern, typischerweise für Modulationen. Die Besonderheit der Oszillatoren ist ihre Eigenschaft, nicht nur auf eine ihrer Wellenform festgelegt zu sein, sondern bei Bedarf auch alle gleichzeitig wiedergeben zu können. Das Resultat ist ein sehr reichhaltiger Grundsound noch ganz ohne Filter oder Effekte. Per Feedback und Noise lässt sich der Klang weiter anreichern. Das vierpolige Filter klingt geschmeidig, die Resonanz beginnt, bei höheren Einstellungen stark zu pfeifen.

Zur Modulation von Cutoff, Pulsweiten und den Tonhöhen der Oszillatoren dient eine vom Original übernommene Mini-Mod-Matrix, die zunächst verwirrend scheint. Nach kurzer Eingewöhnung folgt dann der Ahae-Effekt und der Aufbau wird klar: Quellen und Ziele werden hier nicht individuell verbunden, sondern die Filter-Hüllkurve, Oszillator B und der LFO beeinflussen zeitgleich die zu modulierenden Parameter in regelbarer Intensität. Dabei lässt sich pro Parameter wählen, ob die Modulation per Mod-Wheel eingeblendet wird. Glücklicherweise spendierte u-he dem Synth aber auch noch eine zweifache Mod-Matrix, in der sich Quellen und Ziele frei verbinden lassen, sogar per Drag-&-Drop.

Wie beim Pro-One ist auch ein Arpeggiator dabei, der auf simple Rauf-runter-Muster begrenzt ist. Für komplexere Melodien stehen die beiden Sequenzer bereit, die sich praktischerweise direkt per Rekorder aufnehmen lassen. Dazu gleich mehr.

Modifizierter Pro-One

Wie einleitend erwähnt kann die Front aufgeklappt und in den Innereien des Synths gewühlt werden. Hier lassen sich etwa die Oszillatoren feintunen oder Wellenformen invertieren. Gravierender wird der Eingriff in die Oszillatoren, denn die bieten unter der Haube zwei Modi des Pro-One und einen des Prophet 5, der den Sound nochmal spürbar fetter macht. Auch das Filter bietet neben zwei originalen einen Modus namens „Driven“, der für mehr Fülle sorgt. Klasse!

Und wenn wir schon bei den Extras sind: Im Gegensatz zum Hardware-Vorbild hat der Repro-1 fünf Effekte an Bord, deren Reihenfolge frei bestimmbar ist. Mit dabei ist ein Wavefolder, der FM-artige Sounds erzeugt, also für viel Kreischen und Dreck sorgen kann. Reverb und Delay sind ebenfalls am Start, wobei Letzteres mit seinen vier verschiedenen Modi Groove, Swing, Pingpong und Echo eine enorme Vielfalt abdeckt. Mit RESQ ist eine Resonator/Equalizer-Kombination dabei und der Sonic Conditioner kann sowohl Transienten als auch das Stereobild beeinflussen. Vermissen könnte man allenfalls einen gewöhnlichen Verzerrer. Wenngleich das Reverb keine High-End-Qualität liefert, erweitern die Effekte die Klangpalette des Synths enorm.

Sequenzer

Die Funktionalität entspricht dem Vorbild: Zwei Sequenzer fassen jeweils bis zu 32 Schritte inklusive Velocity. Die Sequenzen können entweder per Step-Record aufgenommen oder im Sequencer-Panel programmiert werden. Wiedergegeben wird entweder eine der Sequenzen oder beide hintereinander. Das Programmieren selbst fordert etwas Geduld, die sich aber auszahlt. Außerdem lassen sich die Patterns speichern. Da sich die Velocity ebenfalls einstellen und per Mod-Matrix mit beliebigen Parametern verbinden lässt, ist man mit den Sequenzen nicht auf Notenmuster beschränkt, sondern kann damit eben so gut Cutoff modulieren oder etwa die Tonhöhe eines Oszillators statt beiden.

Fazit

Repro-1 ist klanglich eine Wucht. Sein Sound ist voluminös, lebendig und dank den Effekten und Sequenzern trotz Beschränkung auf monophonen Betrieb sehr flexibel. Sein Schwerpunkt sind Bässe, Leads und Glocken-Sounds, wobei nicht zuletzt dank des Wavefolders auch kranke Effekte drin sind. Dabei ist es dem Nutzer überlassen, ob er sich an die 1-zu-1-Umsetzung des Originals und den damit verbundenen Vintage-Sound hält oder die Extras mit einbezieht. Beides ist möglich. Für Liebhaber sind übrigens 20 Presets von 1981 mit dabei. Auch der aufgerufene Preis schreit geradezu „kauf mich“. Top!

Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 135 erschienen.

Bewertung
Name
u-he RePro-1
Pro
  • Klang
  • Sequenzer
  • Effekte
  • interne Tweaks
Contra
  • kein Poly-Mode
Preis
116 EUR
Bewertung
(100%)
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