Quelle: https://www.beat.de/test/twisted-electrons-hapines-test-guenstiger-spezialist-chiptunes-10075753.html

Autor: Jan Wilking

Datum: 25.07.19 - 10:21 Uhr

Twisted Electrons HapiNES im Test: günstiger Spezialist für Chiptunes?

HapiNES ist ein kleiner Platinensynthesizer, der mit vier Spuren den Sound legendärer Spielkonsolen emuliert. Neben dem in der letzten Ausgabe getesteten µAcid8 bietet Twisted Electrons einen zweiten Platinensynthesizer im gleichen Format und mit ähnlicher Bedienung an. HapiNES ist aber weniger auf typische 303-Acid-Sequenzen spezialisiert, sondern widmet sich den ebenso beliebten Chiptunes. Hierauf deutet unübersehbar schon der Name hin: NES steht für das Nintendo Entertainment System, dessen Super-Mario-Sounds auf Basis des RP2A07-Soundchips jedem bekannt sein dürften.

Features

  • Mini-Synthesizer
  • 8-Bit-Chipsound
  • vier Spuren
  • Dreieckbass
  • 2 Rechteckwellen
  • 59 Drumsounds
  • Arpeggiator
  • USB-MIDI
  • Batteriebetrieb

Platinen-Synth & Chip-Emulation

HapiNES wird wie µAcid8 als nackte Platine ausgeliefert, inklusive Klammer für Batterien auf der Unterseite zwecks Stromversorgung und angeschrägter Aufstellung. Auch in Sachen Bedienelemente präsentieren sich beide Synthesizer als Zwillinge: 18 Taster, 6 kleine Drehregler sowie 32 weiße, in der Helligkeit anpassbare LEDs bilden das Interface zur Erstellung klassischer Chipsounds oder abgefahrener Digitalsequenzen. Lediglich die unterschiedliche Farbgebung (originalgetreues Nintendo hellgrau/orange gegenüber schwarz/weiß) vermeidet äußerliche Verwechslungen. Bei den per Drehregler steuerbaren Parametern zeigen sich dann die grundlegenden Unterschiede in der Klangerzeugung. Statt eines Filters steuern Sie hiermit Typ und Geschwindigkeit des für Chipsounds so wichtigen Arpeggiators sowie die Pulsweite der Oszillatorwellenform, Abklingzeit und Vibrato.

Die Taster lassen sich ebenfalls als Keyboard mit umschaltbarer Oktavlage nutzen, um verschiedene Noten zu spielen. Auch in Sachen Anschlussmöglichkeiten entspricht der HapiNES dem µAcid8. Über eine MicroUSB-Buchse kann er mit einem Computer verbunden und parallel mit Strom versorgt werden, zudem ist eine tiefergehende Editierung und DAW-Integration mit Hilfe eines kostenlosen VST/AU-Plug-ins möglich. Zwei Miniklinkenbuchsen sind nicht nur als Ein- und Ausgang für Audiosignale gedacht, sondern können gleichzeitig auch zur Synchronisation mit anderem Equipment genutzt werden.

Vier Spuren + Synth-Drums

Die Klangerzeugung des HapiNES ist wie beim µAcid8 rein digital und basiert auf einem 8-Bit-Prozessor. HapiNES bietet allerdings vier Stimmen, die sich auf vier monophone Spuren verteilen. Sie können also vier verschiedene Sounds inklusive Synth-Drums erzeugen und mit dem eingebauten Sequenzer getrennt ansteuern, was dem Original-Chip entspricht. Und wenn man sich einmal die Soundtracks der Spiele-Klassiker anhört, erstaunt es immer wieder, was sich mit vier Spuren so alles anstellen lässt! Die Beschränkung auf einen Sound per Step, also beispielsweise bei den Drums kein gleichzeitiges Abspielen von Kick und Snare oder Hi-Hat, kann auch durchaus kreativitätsfördernd sein. Die Sounds der Drumspur sind übrigens unveränderlich vorgegeben, treffen die gewünschte Chip-Ästhetik aber sehr gut. Gleiches gilt für die Dreieckwelle, die sich zwar nur in der Decay-Zeit anpassen lässt, klanglich aber den typischen Konsolen-Bass liefert. Bei den beiden Rechteckwellen haben Sie dann aber Zugriff auf alle per Regler verfügbaren Parameter. Vor allem der Arpeggiator mit 16 verschiedenen Mustern sowie sehr schnellen Geschwindigkeiten ist dabei ein wichtiger Bestandteil des klassischen Chipsounds.

Sequenzer & Arp

Der Sequenzer entspricht im Kern dem µAcid8. Sequenzen mit jeweils 16 Steps je Spur können in Echtzeit oder per Step-Recording aufgezeichnet werden, die 16 LEDs dienen als Lauflicht und zeigen den aktuell gewählten Schritt an. Eine Ratchet-Funktion mit bis zu vier Wiederholungen je Step ergänzt sinnvoll den Arpeggiator. Auch die Performance-Features zum nachträglichen Modifizieren der Sequenzen wie Swing, Kürzen der einer Sequenz in Echtzeit und die auf alle Spuren wirkende programmierbare Transponierfunktion mit bis zu 16 Wechseln sind geblieben. 16 Pattern lassen sich als Chain mit bis zu 256 Steps verknüpfen, sodass für ausreichend Abwechslung gesorgt ist. Eine Zufallsfunktion kann als Inspiration dienen und kreative Löcher stopfen.

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Fazit

HapiNES bietet Chipsound für die Hosentasche. Mit vier Spuren inklusive Drumsounds lassen sich die Soundtracks klassischer Konsolen- und Heimcomputerspiele authentisch nachbauen. Aber auch moderne Produktionen profitieren von den durchsetzungsfähigen 8-Bit-Klängen, wobei die Integration in die DAW dank USB-Anschluss und angepasstem Plug-in problemlos möglich ist. Wem das nackte Platinen-Design nicht zusagt, kann auch auf das größere Modell HapiNES L mit richtigem Gehäuse und Tasten sowie erweiterten Anschlussmöglichkeiten zurückgreifen.


Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 162 erschienen.


Produktdaten
ProduktnameHapiNES
HerstellerTwisted Electrons
Preis99 €
Webseitetwisted-electrons.com
Bewertung4.15/5 Sterne
Pro
  • extrem kompakt
  • authentischer Chipsound
  • vier Spuren mit Drums
  • Arpeggiator
  • DAW-Integration via Plug-in
Bewertung
1.9
gut