Test: Synapse Audio Obsession - Eine neue Ära des Analog-Modelling?

Geschrieben von Mario Schumacher
21.08.2020
09:30 Uhr

Nur wenige Wochen nachdem Arturia eine Software-Nachbildung des legendären Oberheim OB-Xa veröffentlicht hat, legt Synapse Audio eine Emulation des Kult-Synthesizers vor. Und diese verspricht, eine neue Ära des Analog-­Modelling einzuläuten. Gelingt es dem Plug-in, seinen Widersacher vom Thron zu stoßen?

(Bild: Synapse Audio Software)

Neben dem Minimoog gehören Oberheims OB-X, OB-Xa und OB-8 zu den Analog-Synthesizern, von denen es am meisten Software-Nachbildungen gibt. Dies ist kein Wunder, denn die drei polyphonen Synthesizer aus den frühen Achtzigern haben mit ihrem warmen und voluminösen Klang Musikgeschichte geschrieben und erfreuen sich noch immer großer Beliebtheit.

Purist mit Erweiterungen

Für Obsession (Jetzt auf Thomann ansehen) hat sich Synapse Audio das Modell OB-Xa zum Vorbild genommen, bei dem für die Oszillatoren und das Filter Curtis-Chips zum Einsatz kommen. Die Struktur mit zwei Oszillatoren, Rauschgenerator, resonanzfähigem Filter, zwei LFOs und zwei Hüllkurven ist von dem Hardware-Idol bestens bekannt. Bei beiden Oszillatoren können Sie die Wellenformen Sägezahn, Rechteck, einen Mix aus beiden sowie Dreieck anwählen. Im Sync-Modus gelingen wunderbar schneidende Sounds. Erfreulicherweise ist auch eine Crossmodulation-Option an Bord, die in Hardware-Form dem OB-X vorbehalten war. Diese klingt wie auch die Pulsweitenmodulation durchweg überzeugend. Bei dem Filter des Plug-ins können Sie wie bei dem OB-Xa zwischen einem 2- und einem 4-Pol-Modell umschalten. Eine tolle Ergänzung ist der zusätzliche Bandpassmodus.

Doppelter Spaß! 

Wie der OB-Xa erlaubt auch die Emulation, Layer und Splits aus zwei Sounds zu erstellen. Das Plug-in ist dabei wahlweise acht oder 16-fach- polyphon spielbar. Indem Sie alle Stimmen bis auf eine deaktivieren, ist auch ein monophones Spiel möglich und eine Legato-Option ist bereits in Arbeit. Trotz seiner recht überschaubaren Synthesearchitektur ist der OB-Xa ein wunderbar facettenreiches Instrument und Obsession steht diesem in nichts nach: Kraftvolle Bässe und packende Lead-Sounds gelingen ebenso wie die charakteristischen üppigen Brass- und Pad-Klänge. Auch äußerst musikalische Sync- und Effektklänge sowie fette Unison- und Split-Sounds sind eine leichte Übung. Klasse!

Simulation im Detail

Gerade die Variationen zwischen den einzelnen Stimmen machen den Sound des OB-Xa so lebendig und charaktervoll. Bei Obsession können Sie für jede Stimme eine Vielzahl von Syntheseparametern wie der Filterfrequenz sowie der Hüllkurven klangliche Abweichungen einstellen. So können Sie auch lebendige Sequenzen mit bis zu 16 Steps erzeugen. Sogar die Modulationsintensitäten lassen sich pro Stimme variieren. Diese zusätzlichen Features des Plug-ins erweitern das Klangpotenzial eindrucksvoll, ohne dass sich der Synthesizer zu sehr von dem Konzept des Vintage-Idols entfernt. Wir hätten uns vor allem einen Arpeggiator gewünscht, der gerade bei Split-Sounds eine Bereicherung wäre. Im Steps-Modus lassen sich aber -Arpeggio-ähnliche Sequenzen erzielen. Dabei können Sie auch mikrotonale Notenfolgen erstellen, die mit klassischen Arpeggiatoren nicht möglich sind.

Rückseite

Wie bei der Minimoog-Emulation The Legend von Synapse Audio lassen sich auch auf der „Rückseite“ von Obsession weitergehende Einstellungen vornehmen: Hier findet sich unter anderem eine Sättigungsstufe, ein Limiter und eine Modulationsmatrix mit sechs Slots. Als Modulationsquellen stehen auch verschiedenen MIDI-Controller zur Auswahl. Neben zahlreichen Syntheseparametern lassen sich auch die Effekteinstellungen steuern. Eine weitere Besonderheit ist der bereits erwähnte Step-Modus von LFO 1 und 2, in dem Sie jeweils bis zu 128-schrittige Sequenzen einzeichnen können – perfekt für temposynchrone rhythmische Modulationen! Mit dem Organic-Regler bestimmen Sie die Intensität der Klangvariationen der einzelnen Stimmen, um das Verhalten des Vintage-Synths nachzuempfinden. Eine echte Bereicherung ist zudem die Effektsektion mit Delay, Reverb mit Shimmer-Option und Chorus.

Fazit

Klar könnte man sich hier und da noch zusätzliche Features wie einen Arpeggiator oder weitere Effekte wünschen, aber klanglich ist Obsession (Jetzt auf Thomann ansehen) eine Naturgewalt: So begeistert der Synthesizer mit einem äußerst kraftvollen und warmen Sound, der massiver und basslastiger ausfällt als bei der Arturia-Version. Alleinstellungsmerkmale sind die flexiblen Layering- und Split-Funktionen sowie die überaus flexiblen Möglichkeiten, für jede Stimme individuelle Klangvariationen einzustellen. Auch die Effekte punkten mit umfangreichen Einstellmöglichkeiten und edlem Sound. Sehr gut gefallen hat uns ferner die geradlinige und intuitive Bedienung. Ein weiterer Gewinner von Synapse Audio!


Testergebnis
ProduktnameObsession
HerstellerSynapse Audio
Preis119 €
Webseitesynapse-audio.com
Pro
  • authentische Emulation
  • kraftvoller Sound
  • flexible Einstellmöglichkeiten pro Stimme
  • Layer-/Split-Funktionen
  • Modulationsmatrix
  • ausgezeichnete Effekte
  • gelungene Presets
  • intuitive Bedienung
  • attraktiver Preis
Contra
  • kein Arpeggiator
Bewertung
1sehr gut
 
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