Quelle: https://www.beat.de/test/test-steinberg-cubasis-app-10057647.html

Autor: Marco Scherer

Datum: 30.04.13 - 08:31 Uhr

Test: Steinberg Cubasis App

Cubasis bietet mit seinen umfangreichen Audio- und MIDI-Funktionen eine grundlegende Ausstattung zum Aufnehmen, Bearbeiten und Abmischen von Musik. Wie auch die Polyphonie hängt die Anzahl nutzbarer Audio- und MIDI-Spuren von Ihrem iPad-Modell ab. So können das iPad 3 und 4 ganze 64 Stimmen wiedergeben. Erfahrene Cubase-Benutzer werden sich gleich zurechtfinden: Das Herz der Bedienoberfläche von Cubasis stellt das Projektfenster mit der Spurliste und dem Inspector-Bereich dar.

Die Navigation im Projekt und das Zoomen gehen dank der gelungenen Multitouch-Umsetzung intuitiv von den Fingerspitzen. Um das Display bestmöglich auszunutzen, können Sie den Inspector auch ausblenden. Die MediaBay, das virtuelle Keyboard beziehungsweise die Drum-Pads sowie der einfach bedienbare Mixer lassen sich durch Antippen entsprechender Icons öffnen. Die Kopfzeile des Multitouch-Sequenzers beherbergt zudem ein Transportfeld und eine ausblendbare Leiste inklusive Werkzeugen zum Manipulieren von Audio- oder MIDI-Events.

Audiofunktionen

Zur Aufnahme kann wahlweise das integrierte Mikrofon oder ein Core-Audio kompatibles Audiointerface genutzt werden, wobei auch Multitrack-Recording möglich ist. Natürlich darf ein Editor mit essenziellen Audio-Bearbeitungsfunktionen nicht fehlen, der bislang allerdings ohne Time-Stretching und Pitch-Shifting auskommt. Der Mixer, der acht Kanäle gleichzeitig darstellt, begeistert mit einer intuitiven Gestaltung. Pro Audiospur lassen sich bis zu drei Insert- und Send-Effekte aktivieren. Zur Auswahl stehen insgesamt zehn Audioeffekte, darunter Kompressor, Equalizer und Reverb. Alle Effekte sind durchweg hochwertig, aber nicht so umfangreich editierbar wie die Signalprozessoren von Cubase oder des Konkurrenten Auria.

Virtuelle Tasten

Sowohl das skalierbare virtuelle Keyboard als auch die Drum-Pads überzeugen mit einer guten Spielbarkeit. Richtig Spaß kommt allerdings mit einem Core-MIDI-kompatiblen Keyboard auf. Da sich das Einspielen von Akkorden auf dem iPad etwas schwierig gestaltet, wurden Cubasis die praktischen Chord Buttons spendiert, denen Sie Ihre Lieblingsakkorde zuweisen können. MIDI-Aufnahmen lassen sich im Key-Editor bearbeiten, wobei auch das Transponieren und Quantisieren von Noten sowie eine Anpassung der Anschlagstärke möglich sind.

Klangfutter

Cubasis wartet mit mehr als 300 MIDI- und Audio-Loops auf. Über 70 auf HALion Sonic basierende Instrumentensounds stellen eine solide, wenn auch eher unspektakuläre Grundausstattung dar. Ein programmierbarer Synthesizer, eine Drum-Maschine und ein Sampler wären eine perfekte Ergänzung. Erfreulicherweise ist dank der Unterstützung von Virtual-MIDI und Background-Audio auch das Einbinden von iOS-Instrumenten möglich. Je nach verwendetem Klangerzeuger stößt man allerdings schnell an die Performance-Grenzen des Tablets. Da Cubasis seit Version 1.2 das Audiobus-Protokoll unterstützt, kann nun das Audiosignal kompatibler Apps direkt in der DAW aufgenommen werden. So wird sie auch ohne VST-Unterstützung zur Steuerzentrale eines Multi-App-Studios im iPad.

Schnittstellen

Umfangreiche Import- und Exportoptionen gehören bei einer modernen DAW zum guten Ton, so auch in Cubasis: Audio- und MIDI-Dateien können aus Ihrer iTunes-Library, mit iTunes FileSharing, einen Wi-Fi-Server oder mithilfe von AudioPaste importiert werden. Für einen Export stehen neben AudioCopy auch Dropbox, SoundCloud und E-Mail zur Verfügung. Ein echtes Highlight ist die Möglichkeit, mit Cubasis erstellte Projekte in Cubase 6.5 und 7 zu öffnen, was in unserem Test ebenfalls hervorragend funktionierte.

Zukunftsmusik

Dass Cubasis an professionellen DAWs wie Cubase gemessen wird, zeigt, wie gelungen die Umsetzung ist. Dies weckt natürlich Begehrlichkeiten wie eine Unterstützung von höheren Auflösungen, Automation, mehr Sounds, Klangerzeuger und Effekte sowie Time-Stretching und Pitch-Shifting. Da Steinberg bereits eine kontinuierliche Weiterentwicklung der App angekündigt hat, wird vieles davon sicher nicht lange Zukunftsmusik bleiben.

Fazit

Mit Cubasis ist Steinberg einer der mächtigsten, ausgereiftesten und stabilsten Audio- und MIDI-Sequenzer für das iPad gelungen. Die DAW begeistert mit einer hohen Audioqualität, einer professionellen Ausstattung sowie umfangreichen Import- und Exportfunktionen. Dank der konsequenten Ausnutzung der Multitouch-Fähigkeiten des Tablets glänzt sie zudem mit einem hohen Bedienkomfort. Für Cubase-Benutzer fällt die Entscheidung für Cubasis leicht, aber auch Einsteiger werden sie als leistungsfähiges Recording- und Kompositionswerkzeug schätzen. Eine App, die jeden Cent wert ist.

Produktdaten
ProduktnameCubasis
HerstellerSteinberg
Preis45 €
Webseitewww.steinberg.de
Bewertung4.15/5 Sterne
Pro
  • hohe Audioqualität
  • mächtige Audio- & MIDI-Funktionen
  • intuitiver Mixer
  • Multitouch-Unterstützung
  • Audiobus-Unterstützung
  • hohe Stabilität
Contra
  • keine Audio-Automation
  • eingeschränkte Klangerzeuger und Effekte
Bewertung
1.9
gut