Quelle: https://www.beat.de/test/test-phonic-acapela-16-10057833.html

Autor: Marco Scherer

Datum: 22.08.14 - 12:48 Uhr

Test: Phonic Acapela 16

Das Acapela 16 möchte trotz kompakter Abmessungen ein ausgewachsenes Live-Mischpult sein. Wie der Name andeutet, verfügt es über 16 Kanäle mit Mikrofon-/Line-Vorverstärkern, zur Wiedergabe von Sound sind Summen-, Control-Room- und Kopfhörerbuchsen sowie vier Multi-Schnittstellen vorhanden. Letztere können durch vier Auxwege und/oder vier Subgruppen beschickt werden. Ergänzend ist ein Stereo-USB-Audiointerface an Bord. Fast alle Ein- und Ausgänge besitzen Equalizer, Dynamiksektionen und Delay-Kompensation, ergänzend gibt es zwei Multieffekte. Auf den ersten Blick also eine umfangreiche Ausstattung, die entweder mittels VGA-Monitor und USB-Maus oder drahtlos via Android- beziehungsweise iOS-Tablet steuerbar ist. Weiteres Zubehör braucht man hierfür nicht, denn ein WiFi-Router wurde direkt ins Acapela 16 eingebaut. Die Editorsoftware zeichnet sich laut Herstellerangaben durch kinderleichte Bedienung aus. Ein Rundumsorglos-Paket für mobile Tontechniker und Musiker?

Fliegengewicht

Dank der geringen Maße von 40 mal 32 mal 9 Zentimetern und weniger als zwei Kilogramm Gewicht ist das Acapela 16 überaus leicht. Trotzdem wirkt das Gerät weitgehend solide, lediglich die verbauten Potentiometer besitzen etwas Spiel. Ein Tablet lässt sich direkt im Kunststoff-Gehäuse befestigen, die Halterung kann angewinkelt und bei Bedarf mit dem Mobilcomputer aus dem Mischpult herausgelöst werden. Dank variabler Adapter eignet sie sich neben normalen iPads auch für die Mini-Version und vergleichbar große Android-Geräte. Bevor man das Acapela 16 drahtlos bedienen kann, muss das Netzwerk einmalig mittels Monitor und Maus eingerichtet werden. Die Komponenten lassen sich durch rückseitig am Mixer angebrachte VGA- und USB-A-Ports anschließen. Steht kein Tablet zur Verfügung, ist die Nutzung des Acapela 16 auch allein mittels Monitor und Maus machbar. Eine zweite USB-A-Schnittstelle dient der Sicherung kompletter Mixer-Presets, sogenannter Szenen, oder einzelner Bestandteile wie etwa Equalizer-Einstellungen auf einem Speicherstick. Neben dem integrierten WiFi-Router kann man das Pult dank Ethernet-Buchse auch in einem größeren Netzwerk-Verbund nutzen. Die Stromversorgung erfolgt über ein externes Netzteil. 

Verknüpfen

Die analogen Eingänge wurden auf der Oberseite des Acapela 16 untergebracht. Kanal 1 bis 12 sind in XLR-Technik ausgeführt, die Instanzen 13 bis 16 bringen XLRKlinken-Kombibuchsen mit. Nachgeschaltet folgen bei allen Wegen Mikrofon-/Line-Vorverstärker, neben Pegeldrehreglern besitzen sie 20 dB Pad-Schalter und rote Peak-LEDs. Signalanhebungen sind um bis zu +40 dB (Line) beziehungsweise +60 dB (Mikro) machbar. Klanglich zeichnen sich die Baugruppen durch gleichmäßigen, aber trotzdem kernigen Sound und angenehm niedriges Grundrauschen aus. Sind die Vorverstärker durchlaufen, wird das Audiomaterial mit einer Auflösung von bis zu 24 Bit und 48 kHz gewandelt. Intern arbeitet der Mixer mit 40-Bit-Fließkomma-Signalverarbeitung.

Sauber

Die Editorsoftware wirkt sowohl bei Verwendung eines Monitors als auch auf dem Tablet übersichtlich. Sie verfügt über eine ganze Reihe an Parameterseiten, um die Funktionen von Kanalzügen oder Auxwegen zu bearbeiten. Allen gemein ist ein breiter Balken im oberen Fensterbereich, mit dem sich einzelne Sektionen anwählen lassen. Ferner werden hier stets die Pegel sämtlicher Wege dargestellt. Die Verwendung der Software verlief im Test weitgehend reibungslos. Lediglich auf dem iPad gab es vereinzelt noch ein paar hakelige Optionen beziehungsweise Ansichten, insbesondere wiesen die Level-Meter deutliche Latenzen auf. Nichts, was nicht nach dem nächsten Update behoben sein dürfte. Die Android-Version konnte leider nicht in Augenschein genommen werden; sie soll erst in Kürze erscheinen.

Alles drin

Die Kanalzüge bringen alle für ein professionelles Live-Mischpult wichtigen Features mit. Sie können einzeln (de-)aktiviert und auf Solo geschaltet werden, groß dargestellte Fader nebst vor oder hinter den Bedienelementen ablesende Pegelanzeigen dienen Lautstärke-Anpassungen. Für den Betrieb von Kondensator-Mikrofonen ist jeder Spur eine 48-Volt-Phantomspeisung zuschaltbar, als weitere Optionen gibt es Phasendrehung und Panorama. Frequenzanpassungen sind mit Hilfe der Equalizer möglich. Sie verfügen über vier voll-parametrische Bänder, die sich über den gesamten Bereich von 20 Hz bis 20 kHz einsetzen lassen. Anhebungen und Absenkungen können maximal 18 dB betragen. Die Bändern 1 und 4 sind alternativ zum Glocken-Betrieb auch als Low-Shelf-EQ oder Hochpassfilter beziehungsweise Hi-Shelf-EQ oder Tiefpassfilter einsetzbar. Die Klangqualität ist sehr gut, sowohl penible Beschneidungen als auch wohlwollendes Sounddesign können komfortabel erledigt werden. Des weiteren verfügt jeder Kanalzug über eine Dynamiksektion, bestehend aus Gate-, Expander, Kompressor und Limiter. Die Parameterauswahl steht spezialisierten Geräten in nichts nach, klanglich gibt es an dieser Stelle erneut keinen Grund für Beanstandungen. Die Kompressoren können Signale sanft in ihrem Durchschnittspegel erhöhen, sind aber auch für Pump-Effekte und dergleichen einsetzbar. Durch die Gates lassen sich unliebsame Nebengeräusche kompetent aus Signalen entfernen, die Limiter weisen Pegelspitzen zuverlässig in ihre Schranken. Zu guter Letzt besitzt jeder Kanalzug eine Delay-Sektion zum Ausgleich von Laufzeit-Verzögerungen. Sie können in Millisekunden, Metern oder Feet eingestellt werden, zusätzlich gibt es einen Temperaturwert. Als tontechnisches Werkzeug sind sie damit hervorragend geeignet, für Echo-Effekte taugen sie aber natürlich nicht. Die Abfolge von Equalizer-, Dynamik- und Delay-Bereichen ist für jeden Kanal einzeln wählbar.

Computer

Ergänzend zu den 16 bisher besprochenen Kanälen kann das Acapela 16 dank eingebautem Audiointerface noch zwei weitere Spuren verwalten. Die Verknüpfung mit einem Windows- oder OS-X-Rechner erfolgt mit einem USB-B-Port, Treiber sind zum Betrieb nicht notwendig. Abgesehen von der fehlenden Phantomspeisungs-Option umfassen auch diese Eingänge alle oben genannten Funktionen und Bearbeitungsstufen. Ergänzend kann man zwei Signale in Richtung des Computers schicken, sie lassen sich wahlweise von Einzelkanälen, Auxwegen, Subgruppen oder den Summen-beziehungsweise Multi-Ausgängen speisen. Die Roundtrip-Latenzen lagen im Test bei 6,5 Millisekunden, klanglich leistet sich das Pult auch hier keinen Schnitzer.

Routing

Die vier Auxwege des Acapela 16 können Signale vor oder hinter den Lautstärke-Fadern der insgesamt 18 Eingangskanäle abholen, sind also gleichermaßen für Effekt-Beschickungen und Monitormixe geeignet. Ihre Gesamtlautstärken lassen sich mit weiteren virtuellen Fadern regeln, zusätzlich gibt es auch hier (De-)Aktivierungs- und Solo-Funktionen. Die Ausgabe der Aux-Signale an externes Equipment erfolgt über vier auf der Rückseite befindliche Multi-Ausgänge im Studio-Klinkenformat. Bevor das Audiomaterial bei den Buchsen ankommt, ist es durch weitere Pegel-, EQ-, Dynamik- und Delay-Stufen formbar. Die Subgruppen können ebenfalls Gebrauch von den vier Multi-Anschlüssen machen, als alternatives Routing-Ziel steht die Summe bereit. Beliebige Kanäle lassen sich durch sie bündeln, ihr Funktionsumfang entspricht weitgehend dem der Auxwege. Ergänzend sind hier noch Panorama-Werte vorhanden.

Politur

Noch nicht erwähnt wurde die Möglichkeit, Auxe und Subgruppen für die Beschickung der internen Multieffekte zu benutzen. Ferner kann man auch Einzelkanäle zuführen, so dass der Betrieb als Sendwie auch Insert-Stufe möglich ist. Insgesamt stehen zwölf Algorithmen für Klangveränderungen bereit, im Einzelnen drei Hall- und zwei Echo-Typen, sechs Modulationseffekte und ein 31-bandiger Grafik-EQ. Jede Variante hat ihren eigenen Satz an Parametern dabei, allen gemein sind Dry-/Wet-Regler und die schon von anderen Wegen bekannten Lautstärke-Fader nebst Solo- und (De-)Aktivierungsfunktionen. Die Ergebnisse können an Gruppen, Multi-Ausgänge oder die Summe weitergesandt werden, die Klangqualität reicht von brauchbar bis hervorragend.

Raus!

Als Hauptausgänge besitzt das Acapela 16 zwei Studio-Control-Room-Buchsen, einen Kopfhöreranschluss im gleichen Format und XLR-Summen-Anschlüsse. Die erstgenannten Wege teilen sich eine vergleichsweise simpel gehaltene Stereo-Abhörschiene, über die man Kanalzüge, Auxwege und Gruppen auch solo abhören kann. Dies ist wahlweise Pre- oder Post-Fader möglich. Der Summenausgang kommt mit einem weiteren 31-bandigen Grafik-EQ sowie Dynamik- und Delay-Sektionen daher.

Fazit

Wer ein kompaktes Digitalmischpult für Live-Anwendungen sucht, ist mit dem Acapela 16 bestens bedient. Das Gerät zeichnet sich durch großen Funktionsumfang, ordentliche Routing-Möglichkeiten und sauberen Sound aus. Die Bedienung mittels Tablet macht es möglich, nicht nur hinter den Kulissen, sondern auch mitten im Geschehen Klangbearbeitungen vorzunehmen. Dank integriertem WiFi-Router braucht man hierfür kein Zubehör. Der Preis um 1070 Euro hat angesichts dieser Vorzüge schon fast Schnäppchen-Charakter, letzte Kinderkrankheiten der iOS-App dürften in Kürze behoben sein.

Produktdaten
ProduktnameAcapela 16
HerstellerPhonic
Preis1070 €
Webseitewww.phonic.info
Bewertung4.6/5 Sterne
Pro
  • kompaktes Design
  • drahtlos per Tablet steuerbar
  • integrierter WiFi-Router
  • hochwertige Vorverstärker
  • vielseitige Bearbeitungsstufen
  • integriertes Audiointerface
  • sauberer Sound
  • ordentliche Routing Möglichkeiten
  • übersichtliche Editorsoftware
Contra
  • (noch) kleine Bugs in der App
Bewertung
1.4
sehr gut