Test: Novation Ultranova

Geschrieben von Kai-Uwe Heuer
14.06.2011
20:38 Uhr

Nach langem Warten bringt Novation mit dem Ultranova nun endlich den Nachfolger der legendären Nova-Synthesizerfamilie. Vermag der Neue an die Erfolge seiner Ahnen anzuknüpfen?

Im Jahr 1998 wurde mit dem Supernova das erste Mitglied der mittlerweile legendären Novation-Hardware-Synthesizer vorgestellt. Dank komfortabler Bedienung und einprägsamen Klang machte sich das Gerät speziell in der Techno- und Raveszene schnell einen guten Namen, sodass die Entwicklung mit Nova und Supernova 2 fortgeführt wurde. Der nun vorgestellte Ultranova soll die alten Stärken mit zeitgemäßen Features in puncto Synthese, Sound und Bedienung aufwerten. Hat er gar das Zeug zum neuen Kultgerät?

Königsblau

Wie bereits seine Vorgänger kommt auch der Ultranova in einem blauen Kunststoffgehäuse daher. Verändert hat sich der Formfaktor, der, ganz modern, auf eine leicht transportable Größe und geringes Gewicht optimiert wurde. Die Oberfläche wird von einer Vielzahl Bedienelementen und einem LCD-Display dominiert. Für direktes Spiel stehen zudem eine 37 Tasten umfassende Tastatur mit Anschlagdynamik und Aftertouch sowie Modulations- und Pitchrad bereit.

An Potis sind neben Lautstärke- und Mastermix-Reglern zwei große Encoder für die Patch-Wahl und eine intuitive und griffige Parameterbeeinflussung zu finden. Weitere acht Regler dienen der Bearbeitung von Klangerzeugung und -formung. Diese lassen sich zusätzlich als Touch-Kontakte nutzen, um mittels Berührung Modulationen zu triggern oder Wertveränderungen auszulösen. Auch eine XLR-Buchse für dynamische Mikros steht auf der Oberfläche bereit, alle weiteren Anschlüsse sind rückseitig am Gerät angebracht.

Hier finden sich zwei Ein- und vier Ausgänge, eine Kopfhörerbuchse sowie Pedalanschlüsse. Weiterhin sind Cinch-Buchsen für S/P-DIF-Signale, das obligatorische MIDI-Trio sowie eine USB-Schnittstelle mit von der Partie. Die Stromversorgung erfolgt mittels externem 12-Volt-Netzteil oder per USB. Trotz des geringen Gewichts von nur 3,6 Kilo ist der Ultranova durchaus stabil. Gehäuse, Buchsen und Bedienelemente wirken absolut bruchsicher, womit hemmungslosem Jammen nichts im Wege steht.

Weitergedacht

Im Inneren des Synthesizers schlummert eine digitale Klangerzeugung auf Basis der subtraktiven Synthese. Drei Oszillatoren bieten eine reichhaltige Auswahl an Wellenformen, die neben gewohnten Standards 21 komplexe Digitalwellen und 36 Wavetables umfasst. Neben Parametern für Stimmung oder Pulsweite halten die Schwingkreise eine Reihe recht außergewöhnlicher Funktionen bereit. So können Wellenformen vervielfacht und gegeneinander verstimmt werden, was einem Unisono-Modus auf Oszillatorebene entspricht. Ebenso ist mit Virtual-Sync- und Hardness-Parametern der weitreichende Eingriff in die Obertonstruktur möglich. Für Wavetables sind zusätzlich Optionen zur Interpolation vorhanden, um zwischen sanften Übergängen und „digitalem Dreck“ frei überblenden zu können. Unterstützt werden die Schwingkreise durch einen Rauschgenerator mit weißem, hoch- und bandpassgefiltertem Rauschen sowie zwei Ringmodulatoren.

Im Test präsentierte sich die Synthesesektion äußerst flexibel. Mit den Zusatzfunktionen können bereits einzelne Oszillatoren komplexe Soundwolken erzeugen, die andere Synthesizer ans Ende ihrer Möglichkeiten treiben würden. Der Klangcharakter verleugnet nie seine digitale Herkunft, womit der Ultranova in bester Tradition zu seinen Vorfahren steht. Im Gegensatz zu diesen wirkt das erzeugte Klangmaterial allerdings wesentlich sauberer, was bei Hörer und Tester einen sehr wertigen Eindruck hinterlässt. Schade, dass die Ringmodulatoren leider beide fest auf bestimmte Schwingkreise zugewiesen sind. Hier wäre eine Möglichkeit zur Einbindung des Rauschgenerators schön gewesen.

Prozessiert

Nach der Klangerzeugung folgt der Mixer, der neben Pegel- und Solofunktionen einen Sendweg zur Speisung der Effektsektion enthält. Diese umfasst fünf variabel verschaltbare Slots, in die Modulationseffekte, Verzerrer, Hall, Equalizer, Kompressor, ein Panning- sowie Novations hauseigener Gator-Effekt geladen werden können. Letzterer ist ein per Step-Sequenzer gesteuertes Noise-Gate, das rhythmische Lautstärkeveränderungen erzeugt. Zusätzlich ist ein Zwölfband-Vocoder an Bord, der mit einfacher Bedienung und mitgeliefertem Schwanenhalsmikrofon die schnelle Erstellung von Roboterstimmen und Digitalchören erlaubt. Sämtliche Effekte wirken hochwertig und sind leicht und vielseitig einsetzbar. Lediglich die Verzerreralgorithmen konnten uns mit ihrem extrem künstlichen Sound nicht ganz überzeugen.

Flexible Filter

Nach erfolgter Mischung und Klangveredelung durchläuft das Audiomaterial die Filtersektion, welche zwei Instanzen mit serieller oder paralleler Verschaltung umfasst. 14 Filterarten stehen zur Auswahl, darunter verschiedene Tief-, Hoch- und Bandpassfilter sowie Kombinationen daraus, alle mit unterschiedlicher Flankensteilheit. Zusätzlich ist beiden Modulen ein weiterer Verzerrer zum zusätzlichen Andicken vorgeschaltet. Die Grenzfrequenzen sind koppel- und mittels Offset voneinander abgrenzbar, sodass beide Filter mit nur einem Regler eingestellt werden. Ebenso verhält es sich mit der Resonanz, die, je nach gewählter Betriebsart, bis zur Eigenoszillation reicht. Nach der Filtersektion wird das Signal in den abschließenden Verstärker geführt und von dort ausgegeben.

In der Praxis haben sich die Filter als gleichsam gutmütig und präzise erwiesen, sodass von subtilen Klangverfärbungen bis zu harten Eingriffen ein breites Feld an Anwendungen möglich wird. Mit den verschiedenen Verschaltungen und Filterarten sind zudem auch abgefahrene Anwendungen wie der Bau von Vowel-Filtern kein Problem. Ebenfalls angenehm ist das Resonanzverhalten, das auch bei hohen Einstellungen ohrenfreundlich bleibt und den Klang nicht zu sehr ausdünnt.

Auch für Tüftler

In puncto Modulation glänzt der Ultranova wie kaum ein anderer Synthesizer. Insgesamt sechs Hüllkurven sind vorhanden, die neben ADSR-Parametern auch zahlreiche Variationen des Kurvenverlaufs und die Beeinflussung durch Tonhöhe sowie Anschlagsstärke bieten. Mit Retrigger- und Repeat-Funktionen stehen zudem Möglichkeiten für rhythmische Modulationen bereit. Gleichsam vielseitig sind auch die drei LFOs ausgefallen, die neben Standardwellen verschiedene komplexe Verläufe sowie Zufallsmodulationen umfassen. Mit Key-Sync-, Verzögerungs- und Fade-Funktionen ist das punktgenaue Setzen von Klangveränderungen möglich, eine One-Shot-Funktion erlaubt zu guter Letzt die Nutzung als Minihüllkurve.

Zugewiesen werden sämtliche Modulationen in einem separaten Menü, das zwanzig Slots für jeweils zwei Modulationsquellen und ein -ziel umfasst. Neben den Modulatoren können auch die Anschlagstärke, Aftertouch oder Keytracking herangezogen werden, sodass statische Sounds zu abwechslungsreichen Klanggebilden heranreifen. Insgesamt 66 Parameter lassen sich in dem Menü beeinflussen, womit sich der Ultranova deutlich von seinen Mitbewerbern absetzt. Hier kommen auch hartgesottene Soundtüftler auf ihre Kosten, die sonst eher mit Software vorlieb nehmen müssen.

Spielfreude

Als Spielhilfen wurden Novations Neuling ein Arpeggiator mit 33 Pattern und eine Chord-Funktion zur Seite gestellt. Für den schnellen Einstieg stehen zudem rund 300 Presets bereit, die zwar durchweg von guter Qualität sind, der Vielseitigkeit des Gerätes allerdings nicht gerecht werden. Erfreulich ist das Polyphonieverhalten des Ultranova, das auch bei langen und komplexen Sounds groß genug für vielfältige Melodien bleibt. Zu guter Letzt soll die Computeranbindung nicht unerwähnt bleiben, die neben Editoren für Klänge und die Patchverwaltung mit der Automap-Pro-Software auch die Anbindung als vollwertigen MIDI-Controller umfasst. Den Funktionsumfang endgültig auf die Spitze treibend, kann die Audio-Peripherie ebenfalls extern genutzt werden, sodass man mit diesem Synthesizer nicht nur einen erstklassigen Klangerzeuger, sondern auch ein vollwertiges Audiointerface bekommt.

Fazit

Mit dem Ultranova hat Novation ein Charakterinstrument am Start, das einfache Bedienung mit einer einzigartigen Vielfalt an Synthese- und Modulationsmöglichkeiten kombiniert. Die direkten Eingriffsmöglichkeiten in das Klanggeschehen wissen ebenso zu überzeugen, wie die insgesamt stimmige und durchdachte Ausstattung. Dem Gerät dürfte damit zweifellos ein Platz im Herzen vieler Musiker und Soundtüflter sicher sein. Eine dicke Empfehlung!

Testergebnis
ProduktnameUltranova
HerstellerNovation
Preis679 €
Webseitenovationmusic.de
Pro
  • durchdachte Klangerzeugung
  • vielseitige Filter
  • große Effektsektion
  • hochwertiger Klang
  • Echtzeitsteuerung
  • integrierter Vocoder
Bewertung
1sehr gut
 
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