Test

Test: Korg Monotron

Korg gelang mit dem Monotron ein Überraschungscoup auf der Frankfurter Musikmesse. Was diesen kleinen Publikumsmagneten so spannend und unwiderstehlich macht, erfahren Sie in diesem Test.

Anzeige

Der japanische Hersteller Korg kann auf eine lange Tradition im Synthesizerbau zurückblicken. Zu den mittlerweile legendären Modellen zählen unter anderem die semimodularen Geschwister MS-10 und MS-20 aus den Siebzigerjahren, deren Klang ihre Besitzer bis heute fasziniert. Fans dieser teilweise rauen und ungezügelten Soundästhetik hatten bisher nur die Option, teure gebrauchte Originale zu erstehen oder auf digitale Simulationen auszuweichen. Mit dem Monotron feiert Korg zumindest klanglich nun die Wiederauferstehung dieses Mythos.

Unter der Lupe

Der Korg Monotron ist ein vollständig analog aufgebauter Synthesizer, der aufgrund seiner winzigen Abmessungen von nur zwölf mal sieben Zentimetern bequem in jede Hosentasche passt. Die Versorgungsspannung bezieht der Winzling aus zwei AAA-Batterien, die das Gerät für den mobilen Einsatz tauglich machen. Die Wiedergabe erfolgt entweder durch einen kleinen Lautsprecher oder den rückwärtig ausgeführten Kopfhörerausgang. Sein spannungsgesteuerter Oszillator wird durch Berühren der Tasten auf dem Ribbon-Controller gespielt und durch das ebenfalls spannungsgesteuerte Tiefpassfilter geformt. Die Einstellung der Oszillatortonhöhe erfolgt mittels Drehpoti ohne Rasterung und erlaubt eine fließende Stimmung analog zu den Vorbildern der MS-Serie. Zur Modulation der Filterfrequenz oder der Tonhöhe ist der Monotron mit einem LFO ausgestattet, dessen Geschwindigkeit mithilfe einer pulsierenden LED angezeigt wird.

Kein MIDI, kein USB!

Unter aktuellen Ausstattungsgesichtspunkten gäbe es beim Monotron für die fehlenden MIDI- oder USB-Buchsen Punktabzug. Korg hat bei diesem Knirps aber bewusst auf digitale Schnittstellen verzichtet. Einerseits sicherlich, um den Retrocharakter des Geräts nicht zu stören und den Preis niedrig zu halten. Andererseits wohl auch, weil weder Synthesemöglichkeiten noch das voraussichtliche Einsatzfeld einen solchen Technik-Overkill rechtfertigen würden. Statt dessen entschied sich der Hersteller dafür, das legendäre MS-10-Filter auch für externe Signale nutzbar zu machen. Eine Miniklinkenbuchse auf der Rückseite erlaubt das Einspeisen nahezu beliebiger Klangquellen. In diesem Modus wird die interne Tonerzeugung deaktiviert und das zugeführte Signal direkt durch das Filter geleitet. Der interne LFO steht jedoch weiterhin für Filtermodulationen zur Verfügung.

Jagdrevier

Der Korg Monotron ist in vielerlei Hinsicht ein Sonderling, dessen spielerische und klangliche Fähigkeiten in sich jedoch erstaunlich gut in verschiedene Studio- und Liveszenarien integrieren. Die schmale Ribbon-Klaviatur lädt sicherlich nicht zum Spiel peinlich genauer Tonfolgen ein, sondern eher zur Erzeugung experimenteller Klangergebnisse. Schreiende und kreischende Effektsounds zählen ebenso zu den Stärken des Geräts wie knackige Bassfiguren, die man als Audiospur konservieren und in einem Sequenzerprogramm weiterverarbeiten kann. DJs oder Live-Acts haben die Möglichkeit, den Filtereingang zur Formung und Verfremdung eigener Tracks zu nutzen. So mutieren gewöhnliche Darbietungen mit digitalen Zuspielern zu einzigartigen Spektakeln mit einer deutlich analogen Klangfärbung. Das eingehende Signal von einem CD-Player, Sampler oder Drumcomputer bleibt auch während der Bearbeitung durch den Monotron zweikanalig und wird dank Klinkenausgang an das Mischpult oder die Verstärkeranlage weitergeleitet. Die Drehregler des Monotron lassen sich trotz ihrer bauartbedingt geringen Maße recht gut bedienen, ihre geriffelte Oberfläche erlaubt auch in schweißtreibender Umgebung gezielte, sichere und radikale Eingriffe. Die eindrucksvollsten Klänge entlockt man dem Gerät – unabhängig von einer internen oder externen Klangquelle – durch Extremeinstellungen mit schnellen LFO-Modulationen, einem hohen Intensitätswert und voller Filterresonanz.

Fazit

Der Monotron ist ein Sonderling in jeder Hinsicht – und das ist auch gut so. Angefangen von der rein analogen Klangerzeugung über das ebenfalls analoge Filter bis hin zu seiner kompakten Größe ist das Gerät (noch) konkurrenzlos. Korg hat mit diesem kleinen Synthesizer, der für einen Taschengeldkurs zu haben ist, die Klangsynthese der legendären MS-Familie in die moderne, schnelllebige Welt des einundzwanzigsten Jahrhunderts portiert, ohne eine komplette Kopie des bereits Dagewesenen zu bemühen.

Bewertung
Name
Korg Monotron
Website
Pro
  • voll-analoge Klangerzeugung
  • MS-20-Filterschaltung
  • externer Audioeingang
  • extrem schneller LFO
  • fairer Preis
  • kleiner Formfaktor
Contra
  • Bedienelemente bauartbedingt sehr klein
Preis
53 EUR
Bewertung
(100%)
Mehr zum Thema
Anzeige