Test: Akai Professional APC20

Geschrieben von Kai-Uwe Heuer
30.07.2011
11:41 Uhr

„Das habe ich kommen sehen!“ Dieser Satz polterte wohl nicht nur dem geneigten Beat-Redakteur auf der NAMM-Show 2010 über die Lippen, als er in diesem Januar fernab der sibirischen Kälte im Heimatland über den Stand von Akai Professional strolchte. Und tatsächlich: Eine abgespeckte Version des Ableton-Live-Controllers APC40 war spätestens nach der Vorstellung von Novations Launchpad eigentlich nur eine Frage der Zeit.

Doch nicht nur schieres Konkurrenzdenken mag Akai zum naheliegenden APC20 geführt haben, bietet das wertige APC-Konzept doch genug Potenzial, um es für die verschiedensten Anwenderkreise und Umgebungen in unterschiedlichen Variationen reinkarnieren zu lassen: Wer zum Beispiel einen leichten Ableton-Controller für die Reise, die Tournee oder das DJing benötigt, war bisher mit dem APC40 fast überbedient. Und genau hier setzt der APC20 an.

Ein gutes Stück Hardware

Eines muss man den Hardware-Schraubern von Akai ja lassen: Was sie machen, machen sie robust. „Schrauben“ ist hier durchaus wörtlich zu verstehen, denn wie schon die APC40 ist die Oberfläche des APC20 mittels sechs Imbusschrauben fest mit den Seitenteilen des Controllers verbunden. Der Boden des Neuankömmlings ist aus Metall, während die Seiten sowie die Oberseite aus stabiler Hartplastik geformt sind. Anders als so manch anderer Controller vermittelt also auch die APC20 auf den ersten Blick eine hohe Wertigkeit – ein Qualitätsmerkmal, das besonders im oft rauen Bühnenalltag nach wie vor nicht zu unterschätzen ist. Umso erfreulicher, dass sich diese robuste Verarbeitung nicht wirklich störend auf das Gewicht auswirkt: Schon der APC40 war mit 2,6 Kilo im wahrsten Sinne des Wortes noch tragbar, der 20er unterschreitet dieses Gewicht nochmals. Mit knapp dreißig Zentimetern im Quadrat fehlen dem APC20 außerdem im Vergleich zum 40er nochmals knapp zwölf Zentimeter in der Breite, was ihn für den Transport im schmucken Laptop-Täschchen geradezu prädestiniert.

Etwas ausgedünnt wurde die Schnittstellenvielfalt: Der APC20 verfügt lediglich über die USB-Schnittstelle zur Kommunikation mit Mac oder Windows-PC sowie einen Netzteilanschluss, während sein großer Bruder durch zwei zuweisbare Fußschaltereingänge zum Einspielen des Tap-Tempos den eigenen Funktionsumfang nochmals erweiterbar macht – fürwahr ein zu verschmerzender Verlust.

Ungleich auffälliger ist natürlich der Verzicht auf die komplette Kontrolleinheit rechts von der Padmatrix: Hier finden sich beim APC40 Potis, Taster und Regler, die vornehmlich zur Kontrolle von Synths und Effekten, der Transportfunktionen sowie für Überblendungen im DJ-Betrieb genutzt werden. Bedenkt man die gleichsam wertige Umsetzung inklusive Leuchtkränzen zur Anzeige der Einstellungen, wird schnell klar, warum der APC20 nur die Hälfte des Preises der APC40 beansprucht: Es wurde schlichtweg auf eine ganze Menge aufwändig umgesetzte Hardware verzichtet und sich auf das Wichtigste konzentriert.

Im Schnelldurchgang

Im Mittelpunkt steht somit nun noch stärker die Matrix zum Einstarten und Stoppen von Audio- und MIDI-Clips. Diese weist wie gewohnt ein Raster von achtmal fünf Tasten auf – was in der Vertikalen acht Tracks und in der Horizontalen fünf Clipslots in der Session-Ansicht von Ableton Live entspricht. Wer ein bestehendes Live-Projekt lädt, lernt schnell, dass der Zustand der verschiedenen Clips auf dem Bildschirm mit bestimmten Farben auf der Hardware widergespiegelt wird: Leuchtet ein Slot auf dem APC20 orange, ist er belegt, spielt aber aktuell nicht. Ein grün illuminierter Taster zeigt hingegen an, dass der geladene Inhalt wiedergegeben wird. Wird auf einem Clipslot aufgenommen, wird dies durch einen rot leuchtenden korrespondierenden Button auf der Hardware angezeigt. Den Abschluss jeder horizontalen Tastenreihe stellen die „Scene Launch“-Buttons dar, die die dazugehörige gesamte Clipreihe starten. Äquivalent dazu werden die vertikalen Cliptasten der Matrix jeweils durch „Clip Stop“-Tasten ergänzt, die alle Clips im darüberliegenden Track auf einmal stoppen.

Erhalten geblieben sind erfreulicherweise auch die neun Lautstärkeregler für die Tracks und das Mastersignal – und somit ein echter Vorteil gegenüber dem Launchpad, das die recht grobe Einstellung der Lautstärke ausschließlich nach Umschalten mit der Padmatrix zulässt. Der Regelweg der APC20-Fader beträgt 5,5 Zentimeter und leistet einen recht angenehmen Widerstand, was feine Einstellungen zulässt.

Umbesetzungen

Wer Platz sparen will, muss hier und da ein wenig umdisponieren – und das trifft auch auf den APC20 zu. Viele Musiker, die nicht zum Klangschrauben neigen, können zum Beispiel auf eigene Potis zur Feineinstellung von Syntheinstellungen verzichten, Transporttaster bedürfen sie aber dennoch. Das weiß auch Akai, weshalb man diese in der Neunerreihe direkt unter der Clipmatrix untergebracht hat – Einzug gehalten haben die Tasten für Start, Stopp und Aufnahme. In dieser Reihe findet sich auch ein Button zum Ein- und Ausschalten der Overdub-Aufnahme von MIDI-Clips. Ein zentrales Element des eingesparten Controllerbereichs des APC40 war auch der „Bank Select“-Bereich, mit dem die aktuelle Clipauswahl, auf dem Ableton-Live-Bildschirm mit einem roten Rechteck angezeigt, in alle Richtungen verschoben werden konnte. Auch dieser ist nun direkt unter die Clipmatrix gewandert – und eigentlich ist er hier sogar besser aufgehoben, wenn die griffigen im Rechteck angeordneten Knöpfe auch durch nebeneinanderliegende Softtaster ersetzt wurden. Erhalten blieb jedoch der stufenlose Drehpoti zum Einstellen der Lautstärke des Cue-Ausgangs.

Eine noch zentralere Rolle als beim großen Bruder nimmt die Shift-Taste beim APC20 ein, macht diese doch weitere Funktionen, für die die 40er eigene Buttons mitbrachte, erst zugänglich. Dazu zählen zum Beispiel auch die Taster zur schnellen Trackauswahl. Die Feineinstellungen für die Lautstärke, Panorama und Send-Werte lassen sich hingegen mit Halten der Umschalttaste komfortabel pro Track mit den Fadern einstellen; natürlich büßt man dabei die Lautstärkestellungen ein und muss sie eventuell neu justieren – man kann nicht alles haben. Grundsätzlich lässt sich jedoch festhalten, dass Akai recht logische Umbesetzungen und Doppelbelegungen vorgenommen hat und das transparente Bedienkonzept größtenteils erhalten hat. Wer‘s komfortabler mag, muss halt zum APC40 greifen, so einfach ist das.

Selbstverständlich ist die Zuordnung der einzelnen Kontrollelemente bereits voreingestellt und muss nicht wie bei nicht auf Live abgestimmten Controllern eigenhändig vorgenommen werden. Da die Vorstellungen von Musiker zu Musiker jedoch variieren, kann der einzelnen Anwender bei einigen Zuweisungen auch geflissentlich nachhelfen: Der APC20 sendet wie sein großer Bruder strunznormale MIDI-Signale, die sich mit der entsprechenden Lernfunktion von Ableton Live (aber auch anderer Software) zuordnen lassen.

Die APC als MPC

Doch der APC20 hat auch einige Vorteile mit auf den Weg bekommen, die die APC40 jedenfalls bisher noch nicht besitzt. Dazu gehört der neu hinzugekommene „Note“-Modus, der die Clipmatrix in ein Pad zum direkten Triggern von MIDI-Noten verwandelt und so eine wichtige Funktion des Launchpad quasi nachrüstet. So lässt sich zum Beispiel ein in Ableton Live geladenes Drumrack in Echtzeit spielen – auf der Bühne eine nicht zu unterschätzende Performanceerweiterung. Ist das Solo eingespielt, reicht ein weiterer Druck auf den „Note Mode“-Button, um zum normalen Clipmodus zurückzukehren.

Fazit

Dass der APC20 in unserem Test gut wegkommt, dürfte niemanden überraschen, denn schon der APC40 war als rundum gelungen zu bezeichnen. Für den kleinen Bruder wurden nunmehr die essenziellen Funktionen „ausgeschnitten“, ohne jedoch alle zusätzlichen Features zu vergessen. Somit erhält man einen ultraportablen Controller, der sich sowohl im Touralltag als auch in kleinen Desktopstudios gut macht. Gegenüber dem Launchpad glänzt das Akai-Gerät nicht zuletzt durch seine wertigen Fader zur Feineinstellung – nicht nur – der Lautstärkewerte, die Novation-Hardware bietet dafür mehr und vor allem etwas größere Pads, wird ohne Netzteil betrieben und wendet sich dadurch vielleicht noch gezielter an den Performer. DJs werden beim APC20 im Vergleich zum APC40 jedoch den Crossfader vermissen.

Und doch muss man Akai attestieren, nahezu alles richtig gemacht zu haben. Wer auf die edlen Potis des APC40 verzichten will und kann, der muss beim APC20 nicht viele Abstriche machen und kann eine ganze Menge Geld sparen.

Testergebnis
ProduktnameAPC20
HerstellerAkai Professional
Preis226 €
Webseiteakaipro.de
Pro
  • perfekte Umsetzung des Live-Konzepts
  • hervorragende Verarbeitung
  • keine zusätzliche Treiberinstallation notwendig
  • Note-Modus zum Spielen von MIDI-Noten
Contra
  • nur mit Netzteil zu betreiben
  • kein Crossfader
Bewertung
1.5sehr gut
 
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