Quelle: https://www.beat.de/test/muss-man-gehoert-haben-session-keys-electric-s-test-10066260.html

Autor: Benedikt Kampert

Datum: 15.04.17 - 12:58 Uhr

Muss man gehört haben: Session Keys Electric S im Test

e-instruments veröffentlicht mit dem Electric S die Geheimwaffe für Vintage-Liebhaber, Sound Designer und alle, die kein Virtuose am Klavier sind. Wirklich?

Eckdaten

  • 1973 Suitcase E-Piano
  • Studio- & Live-Soundbänke
  • Effektkette
  • über 400 flexible Piano-Phrasen
  • Smart-Chord-Funktion
  • Größe: 18,8 GB
  • 24 Bit, 44.1 kHz
  • NI NKS-kombatibel
  • für Kontakt 5/Player
  • 32 Bit & 64 Bit

Das Session Keys Electric S ist ein detailliert gesampeltes Stage-Piano, das den Sound eines Suitcase-Electro-Pianos von 1973 kreiert. Die Größe der Library von insgesamt fast 20 GB spricht dabei eine deutliche Sprache und das Ergebnis sind – ohne übertreiben zu wollen – wirklich wundervolle Klänge. Die Bandbreite reicht dabei von klassischen Rocksounds der 70er-Jahre über moderne Pop- und RnB-Synthies bis hin zu Pads, die sich im House mehr als wohl fühlen.

Pentamorph

Wer das Session Keys Eletric R kennt, wird sich bei der S-Variante sofort zurechtfinden. Das Suitcase-Piano bekam dieselbe Engine wie das Fender-Rhodes-Imitat spendiert und läuft in Kontakt 5. Das Herzstück der Engine bildet das Pentamorph. Dieser Regler interagiert mit der Tonality- und Effects-Sektion und verschiebt automatisch die Gewichtung der zugemischten Samples und Effekte. Dadurch lassen sich sehr schnell vielfältige Sounds entwickeln und ein klassischer Rhodes-Sound klingt auf einmal einzigartig modern, wenn nur noch Reverse-Samples und mechanische Geräusche des „trockenen“ Instruments zu hören sind. Die Einflussmöglichkeiten können dabei präzise gesteuert werden und bereiten jedem Sounddesigner und experimentierfreudigem Musiker extrem große Freude.

Das Geheimnis von Session Keys Electric S: Tines

Der charakteristische Klang steckt beim Originalinstrument unter dem Gehäuse. Beim Spielen einer Taste schlägt ein Gummihammer auf einen dünnen Stimmstab, der wiederum mit einem Tonriegel verbunden ist, welcher als Resonator dient. Dieser Bausatz wird „Tine“ genannt und der Klang lässt sich im Tonality-Bereich gezielt bestimmen. Die Lautstärke des unverstärkten Tons und die Position des virtuellen Pick-Ups sind maßgeblich dafür verantwortlich, ob der Sound eher dunkel oder sehr direkt mit einem starken Obertonanteil wiedergegeben wird.

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Smart Chords

Bei einem modernen Software-Instrument darf die Smart-Chords-Funktion nicht mehr fehlen. Rhythmische Elemente und Flächen können damit auch von ungeübten Musikern zielsicher eingespielt werden. Hilfreich beim Electric S ist dabei, dass angezeigt wird, auf welchen Tasten die Akkorde liegen und dass je nach Bedarf auch Basstöne automatisch mitgespielt werden – das sorgt für einen satten und mächtigen Sound. Für Maschine-Nutzer gibt es feste Templates, damit die Chords und Zusatztöne sinnvoll auf den Pads liegen. Das ist extrem hilfreich und fördert den Workflow.

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Der Animator in Session Keys Electric S

Richtig Spaß macht die Produktion mit dem Animator. Dieser beinhaltet über 400 vorprogrammierte Phrasen, welche in Songs mit Überkategorien wie „Chill“, „Pop“, „RnB“ und „Sessions Keys Grand“ eingeteilt sind, sich aber auch manuell zusammenstellen lassen. Die flexiblen MIDI-Files werden dabei abhängig vom gespielten Ton wiedergegeben, der als Grundton eines Akkords erkannt wird. Selbstverständlich können auch ganze Akkorde gespielt werden, um tonal noch mehr Einfluss auf die Phrasen nehmen zu können. Mit dem Modwheel kann in Echtzeit die Komplexität der getriggerten Phrase verändert werden. Selbst die Velocity einzelner Noten innerhalb einer Phrase wird bei Bedarf beeinflusst. Gemeinsam mit dem Swing-Mode, der Quantisierung und dem variablen Tempo können die Phrasen demnach wunderbar individualisiert werden. Das führt zu musikalisch spannenden und alles andere als nach Stangenware klingenden Ergebnissen, die in Minutenschnelle das Fundament eines neuen Songs bilden können.

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Fazit

Das Electric S fühlt sich ein wenig an wie das Una Corda in zwei elektronischen Gewändern: lässig-retro und stilvoll-modern zugleich. Die Einflussmöglichkeiten auf den Sound sind enorm und das Ergebnis klingt immer professionell. Dabei kommen sowohl der versierte Pianist, der eigenständige Produzent und der Sounddesigner voll auf ihre Kosten. Für kleines Geld bekommt man ein Software-Instrument, das hervorragend klingt und gezielte Modulatoren bietet, die weder komplex sind noch einschränken. Das ist Benutzerfreundlichkeit, wie sie sein soll. Das Soundspektrum wird für Besitzer des Electric R sinnvoll erweitert und fühlt sich im Vergleich zu den mittlerweile in die Jahre gekommenen Scarbee Vintage Keys einfach hochwertiger an. Ein echter Geheimtipp für alle, die frischen Wind in ihre E-Piano-Sammlung bringen wollen oder einfach auf tolle Sounds stehen.


Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 132 erschienen.


Produktdaten
ProduktnameSession Keys Electric S
Herstellere-instruments
Preis79 €
Webseitewww.e-instruments.com
Bewertung4.6/5 Sterne
Pro
  • übersichtliche Benutzeroberfläche
  • hoher Bedienkomfort
  • hervorragender Sound
  • vielseitig einsetzbar
Contra
  • für ein Instrument sehr groß (18,8 GB)
Bewertung
1.4
sehr gut