Quelle: https://www.beat.de/test/mode-machines-adx-1-test-so-ueberzeugend-diese-analoge-drum-machine-10066587.html

Autor: Jan Wilking

Datum: 03.06.17 - 16:27 Uhr

Mode Machines ADX-1 im Test: So überzeugend ist diese analoge Drum Machine

Fünf analoge Drumsounds bietet der analoge Drumexpander ADX-1, wobei 51 Regler zum Erstellen eigener Klänge einladen. Klingt nach kreativem Overkill oder etwa nicht?

Features:

  • analoger Drumexpander
  • 5 Instrumente
  • 10 Regler je Kanal
  • Stereoausgang
  • 5 Einzelausgänge
  • MIDI-In/Thru

Eine analoge Drummaschine namens ADX-1, das kommt Ihnen bekannt vor? Dann liegen Sie grundsätzlich richtig. Vor gut 15 Jahren brachte die deutsche Firma Music and More (MAM) einen gleichnamigen Drumsynthesizer mit nahezu identischem Konzept auf den Markt. Dies war zugleich auch das zunächst einmal letzte Produkt von MAM, die zuvor vor allem mit dem TB-303-Klon MB33 für Aufsehen in der Synthesizerwelt gesorgt hatten. Mittlerweile hat MAM sogar eine neue Version des kleinen TB-303-Klons auf dem Markt. Mode Machines dagegen hat sich des ADX-1 angenommen und eine Neuauflage mit gleicher Klangerzeugung, aber neuem Design vorgestellt.

Kompaktes Plastikgehäuse

ADX-1 kommt im schlichten schwarzen Plastikgehäuse daher, das etwas klobig wirkt, dafür aber anwendungsfreundlich zum Nutzer hin abgeschrägt ist. Für jedes der fünf Instrumente stehen zehn Regler zur Verfügung, mit einem weiteren Poti regeln Sie die Gesamtlautstärke. Verarbeitung und Haptik sind nicht unbedingt Oberklasse, aber alles erfüllt zuverlässig seinen Zweck. Mit fünf Tastern triggern Sie die einzelnen Sounds auch ohne angeschlossenes MIDI-Equipment. Die Taster sind jetzt unterhalb der Regler angeordnet und nicht mehr seitlich daneben. Die alte Variante fanden wir etwas praktischer, wenn man an einem der oberen Instrumente schraubte; durch die neue Anordnung lassen sich dagegen leichter Rhythmen mit mehreren Instrumenten spielen.

Einzelausgänge der Mode Machines ADX-1

Auf der Rückseite finden Sie den Stereoausgang sowie fünf Einzelausgänge für die Instrumente, jeweils ausgelegt als 6,3-mm-Klinke. Hinzu gesellt sich MIDI IN und THRU nebst DIP-Schaltern zum Einstellen des Empfangskanals. Den Abschluss bildet der Anschluss für das externe Netzteil sowie ein Powerschalter. Jedes Instrument besitzt einen Panorama-Regler, kann also frei im Stereofeld verteilt werden. Sehr schön, das hätten wir uns auch beim DrumBrute statt des Monoausgangs gewünscht. Weniger schön ist, dass bei Nutzung eines Einzelausgangs das Instrument nicht aus der Stereosumme entfernt wird. Dies war schon bei der Vorversion einer der Hauptkritikpunkte und bedeutet für Sie im Endeffekt „alles oder nichts“: Entweder nutzen Sie die Stereosumme oder alle Einzelausgänge. Nur die Bassdrum durch einen Kompressor jagen und den Rest als Stereomix dazu geht leider nicht (zumindest wenn Sie keine Parallelkompression wollen). Auf analoge Triggereingänge wurde leider ebenso wie beim Vorgänger verzichtet.

Fünf Drumkanäle

Der Drumsynthesizer bietet fünf unterschiedliche Instrumente, die allerdings gewisse Gemeinsamkeiten haben. Jeder Kanal lässt sich individuell in Panorama und Lautstärke regeln und verfügt über einen Zufallsgenerator, der je nach Instrument auf Tonhöhe oder Filterfrequenz Einfluss nehmen kann und mit jedem eingehenden Notensignal neu getriggert wird. Alternativ zum Zufallsgenerator können diese Parameter auch per fest vorgegebenem MIDI-Controller verändert werden. Auch hier wurde leider die Beschränkung des alten ADX-1 auf die geringe Auflösung von 16 Werten übernommen, aber immerhin – andere analoge Drumcomputer erlauben keinerlei MIDI-Steuerung. Die weiteren Regler lassen sich allerdings auch beim ADX-1 nicht per MIDI automatisieren, und Speicherplätze bietet der ADX-1 ebenfalls nicht.

Bassdrum und Synth der Mode Machines ADX-1

Die Klangerzeugung des ADX-1 ist rein analog aufgebaut, ohne sich aber direkt an einem Klassiker wie TR-808 und 909 zu orientieren. Basis für die Bassdrum ist ein Sinusoszillator, der durch eine Hüllkurve in der Tonhöhe moduliert werden kann. Hinzu kommt eine Attack-Release-Hüllkurve für die Lautstärke. Mit dieser Kombination lassen sich warme, lang ausklingende Bassdrums ebenso erzeugen, wie harte Kicks, zumal auch ein regelbarer Verzerrer vorhanden ist. Ganz so deep und smooth wie eine 808 kann der ADX-1 allerdings nicht klingen, und auch den 909-artigen Kicks fehlte ein wenig der Punch. Dank Frequenzmodulation lassen sich dafür aber auch FM-Kicks und Chipsounds erzeugen.

Direkt darüber befindet sich das Synth-Instrument, das in der Regel für gestimmte Synth-Percussion und Toms und ähnliches genutzt wird. Der Aufbau erinnert durchaus an die Vermona DRM-1, die übrigens ursprünglich von MAM gebaut wurde – hier schließt sich der Kreis. Drei stimmbare Sinusoszillatoren lassen sich per Bend-Hüllkurve in der Tonhöhe modulieren, hinzu kommt auch hier die Möglichkeit der Frequenzmodulation. Leider lassen sich alle drei Oszillatoren nur gemeinsam nutzen. Dennoch sind uns überzeugende analoge Toms gelungen, die bei guter Abstimmung mit der Bassdrum für ein ordentliches Fundament gesorgt haben. Bei anderen klassischen analogen Drumsounds taten wir uns dagegen etwas schwerer, da ein sauber abgestimmtes Tuning zwischen den drei Oszillatoren nur schwierig einzustellen ist und die Sounds mit FM schnell disharmonisch klangen. Grundsätzlich sind aber auch die obligatorische Cowbell und ähnliches möglich.

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Snare & Hi-Hat der Mode Machines ADX-1

Die Snare überzeugt dagegen auf ganzer Linie, trotz der unkonventionellen Erzeugung ohne Oszillator für den tonalen Anteil. Die Snare wird allein durch einen Rauschgenerator erzeugt, der durch zwei Bandpassfilter mit Resonanz wandert. Decay und Release sind regelbar. An dieser Stelle möchten wir kurz auf eine Besonderheit eingehen: Per MIDI lassen sich Snare, Hi-Hat und Metal über jeweils zwei Noten triggern. Die untere Note spielt den Sound mit kurzer Ausklingzeit, während die zweite Note den Sound mit der eingestellten Releasezeit triggert. So lassen sich geschlossene und offene Hi-Hat simulieren. Allerdings hätten wir uns, wie schon bei der Ur-ADX, noch etwas deutlicheren klanglichen Abstand zwischen beiden Variationen gewünscht, sie unterscheiden sich für unseren Geschmack nicht stark genug. Denn auch die kurze Version hat immer noch ein bisschen zu viel Ausklingzeit.

Aber nun zurück zur Snare: Sie kann ordentlich peitschen, mit kleinen Tricks auch als Clap funktionieren und setzt sich mit ihrem charakteristischen Klang sehr gut durch. Unser Favorit der ADX-1 Instrumente!

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Die Hi-Hat des ADX-1 wurde schon immer kontrovers diskutiert, und dies wird bei dem neuen Modell nicht anders sein. Sie wird im Prinzip klassisch erzeugt durch Mischung eines tonalen Anteils mit Rauschen. Der stimmbare Part hat allerdings einen sehr klaren, sauberen und unmodulierten Klang, was etwas ungewöhnlich ist. Gemeinsam wandern beide durch ein Filter und besitzen eine Decay-Release-Hüllkurve. Uns gefällt die Hi-Hat trotz des etwas speziellen Klanges gut, auf jeden Fall ist sie deutlich besser einsetzbar als die ein wenig verunglückte Variante im DrumBrute.

Metal

Das fünfte und letzte Instrument nennt sich Metal, und der Name gibt die grobe Richtung schon vor. In erster Linie für die Simulation von Crash und Ride-Becken gedacht, gehen die Möglichkeiten dieses Instruments doch weit darüber hinaus. Zwei „Generatoren“, über deren Zusammensetzung sich die Bedienungsanleitung leider ausschweigt, werden durch zwei Bandpassfilter geschickt. Filter 1 besitzt regelbare Resonanz, Filter 2 kann dafür mit der Decay-Release-Hüllkurve moduliert werden. Generator 1 besteht dem Gehör nach aus einem Oszillatormix, wie er in ähnlicher Art und Weise auch in der TR-808 verwendet wurde. Generator 2 ist dagegen für den Rauschanteil zuständig. Mit Metal lassen sich jede Menge interessanter Klänge erzeugen. Nicht nur Cymbals, sondern auch Snare- und Clap-artige Sounds (durch schnelle Triggernoten) sowie metallische Percussion sind möglich. Durch die Modulation der Frequenz des ersten Filters via Zufallsgenerator oder MIDI-Controller lassen sich mit Metal auch spannende Sequenzen erzeugen.

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Mode Machines ADX-1 Alternativen

Der ADX-1 hat einen sehr eigenständigen Klang, der nur entfernt an analoge Drumcomputer-Klassiker von Roland, Korg etc. erinnert. Am ehesten ist er wohl mit der Vermona DRM-1 zu vergleichen. Die DRM-1 bietet mit ihren acht Instrumenten mehr Möglichkeiten und wird zudem im stabilen Metallgehäuse mit internem Netzteil geliefert, ist dafür aber weniger kompakt und portabel. Der Sound der DRM-1 ist etwas edler und gefälliger, der Sound des ADX-1 ist ein wenig aggressiver und schräger. Der DrumBrute von Arturia besitzt sogar elf Instrumente und ebenfalls einen sehr speziellen Klang, wobei uns aber sowohl der Sound des ADX-1 als auch dessen Abstimmung zwischen den einzelnen Instrumenten doch besser gefallen. Auch die Eingriffsmöglichkeiten in den Klang jedes Instruments sind beim ADX-1 umfangreicher ausgefallen. Der DrumBrute punktet mit einem günstigen Preis und einem vollwertigen Sequenzer, der auch andere Instrumente ansteuern kann. Allen drei Instrumenten kann ein eigenständiger Sound mit hohem Wiedererkennungswert jenseits der typischen TR-Klone zugeschrieben werden, zudem sprechen die analog erzeugten Klänge sehr gut auf Nachbearbeitung durch externe Effekte und Dynamikprozessoren an. Auch der ADX-1 hat in dieser Riege durchaus Berechtigung, allerdings halten wir den Preis von 599 Euro im direkten Vergleich für etwas zu hoch angesetzt – auch in Hinblick auf den derzeitigen Gebrauchtmarktpreis der MAM-Variante von durchschnittlich etwa 250 Euro. Der DrumBrute ist 150 Euro günstiger als der neue ADX-1, und die DRM-1 kostet nur 40 Euro mehr. Gerade Letztere dürfte für viele daher die bessere Wahl sein, wenn nicht unbedingt Mobilität an erster Stelle steht. Soll der Klang etwas mehr in Richtung Standard-Drums im Stile einer 808 oder 909 gehen, kämen auch noch Tanzbär (Lite) und Tanzmaus von MFB als Alternativen in Betracht.

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Fazit

Die Neuauflage des analogen Drumexpanders Mode Machines ADX-1 überzeugt mit interessanten und eigenständigen Analogsounds, umfangreichen Klangmöglichkeiten und Direktzugriff auf alle Soundparameter. Insbesondere Minimal-Produzenten und Freunde düsterer Musikstile werden sich an den speziellen, durchsetzungsfähigen Sounds und den fünf Zufallsgeneratoren für ständige Variationen im Klang erfreuen. Etwas bedauerlich ist, dass die wesentlichen Kritikpunkte des Vorgängers, allen voran die gleichzeitige Belegung von Stereo- und Einzelausgang, nicht ausgemerzt wurden.


Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 138 erschienen.


Produktdaten
ProduktnameADX-1
HerstellerMode Machines
Preis599 €
Webseitewww.modemachines.com
Bewertung3.75/5 Sterne
Pro
  • eigenständiger Analogklang
  • 5 flexible Instrumente
  • Zufallsgenerator je Instrument
  • Closed/Open getrennt triggerbar
  • Einzelausgänge
  • Stereoausgang
  • kompaktes Gehäuse
Contra
  • Einzelausgänge nicht stumm in Summe
Bewertung
2.3
gut