Quelle: https://www.beat.de/test/korg-rk-100s-10063214.html

Autor: David Rammers

Datum: 08.03.16 - 18:23 Uhr

Korg RK-100S

Umhänge-Keyboards, auch Keytars genannt, sind aus dem Musikgeschehen der 80er Jahre nicht wegzudenken. Dank den Kompakt-Instrumenten war es Tastenspielern erstmals möglich, Bühnen-Performances ähnlich denen von Gitarristen und Bassisten abzuliefern. Eine Gelegenheit, die sich viele Kreative nicht nehmen ließen. In den 90ern verschwanden die lustigen Helfer zunehmend von der Bildfläche, über die letzten Jahre erlebten sie allerdings ein Revival. Diesen Trend hat auch Korg erkannt und mit der RK-100S eine überarbeitete Version seiner klassischen RK-100 vorgestellt. Im Vergleich zum 1984 vorgestellten Modell wurde nicht nur das Design modernisiert, sondern auch die Technik aufgebohrt. Besonders hervorzuheben ist die interne MMT-Klangerzeugung, beim Urgestein handelte es sich noch um einen reinen MIDI-Controller. Das Gehäuse der RK-100S besteht überwiegend aus Holz, ergänzend gibt es Metall- und Kunststoffteile. Dank kompakter Maße (83 mal 26 mal 70 Zentimeter) und nur 3,4 Kilo Gewicht lässt sich das Instrument komfortabel am mitgelieferten Gitarrengurt tragen. Die Stromversorgung kann mittels Netzteil oder sechs AA-Batterien erfolgen, ein Satz hält rund acht Stunden.

Als Audioausgang ist eine 6,3-mm-Klinkenbuchse eingebaut. Sie ist an der Front platziert, für optimale Bewegungsfreiheit sollte man ein Kabel mit gewinkeltem Stecker benutzen. Des weiteren gibt es einen Miniklinken-Eingang. Neben Line-Zuspielern lässt sich hier auch ein Mikro beziehungsweise Headset anschließen, um den internen Vocoder zu nutzen. Für MIDI-Daten sind ein USB-Port und ein DIN-Ausgang vorhanden. Als Klaviatur kommen 37 anschlagdynamische Mini-Tasten zum Einsatz. Das Spielgefühl ist sehr gut, nur Aftertouch wurde vermisst. Ergänzend sind zwei verschieden lange Ribbon-Controller an Bord. Der kurze sitzt vorne am Griff, er ist für Tonhöhen-Slides und der Zumischung von Vibratos gedacht. Der lange Ribbon-Controller befindet sich unter der Klaviatur. Gemeinsam mit zwei Tastern erzeugt er Sustain-Pitch- und Sustain-Filter-Effekte, im Alleingang kann man darüber eine zuvor eingestellte Tonleiter mit variablem Oktav-Umfang erklingen lassen. Ein Schalter dient der Auswahl von Presets, 200 Speicherslots sind enthalten. Über Taster stehen 40 Favoriten, der enthaltene Arpeggiator und eine Tap-Funktion im Zugriff. Doppelbelegungen vieler Komponenten machen weitere Funktionen erreichbar, leider sind sie am Gerät aber nicht ersichtlich.

Die Klangerzeugung des RK-100S entspricht weitgehend dem Mikrokorg XL+. Sie kann, ebenso wie Arpeggiator und Zusatzoptionen, mit einem Windows- oder Mac-Editor vollständig bearbeitet werden. Zwei Sounds lassen sich schichten oder auf der Klaviatur verteilen, die Gesamt-Polyphonie liegt bei acht Stimmen. Pro Synthesestrang stehen zwei Schwingkreise mit reichhaltigem Wellenform- und Funktionsangebot, auf mehrere Wege verknüpfbare Tiefpass- und Multimode-Filter, ein Waveshaper beziehungsweise Sub-Oszillator sowie Verstärker- und Effekt-Sektionen bereit. Als Modulatoren gibt es drei ADSR-Hüllkurven und zwei LFOs. Sie lassen sich, ebenso wie die Ribbon-Controller und weitere MIDI-Daten, über eine Matrix flexibel mit Zielen verschalten.

Fazit
Die RK-100S Keytar ist ein super Bühnenpartner. Das Instrument wirkt robust und sieht modern aus, trotz Mini-Tasten kann man es komfortabel spielen. Die Ribbon-Controller machen Echtzeit-Zugriffe in gutem Umfang möglich, einige zusätzliche Drehregler hätten aber sicherlich nicht geschadet. Die Klangerzeugung liefert, wie schon vom Mikrokorg XL+ gewohnt, hochwertige und vielseitige Ergebnisse. Egal ob Rompler-, analogartige oder experimentelle Sounds, hier wird für jeden Geschmack etwas geboten.

von Henning Schonvogel

Beat-Bewertung: 5 von 6 | Preis: 892 Euro

Zur Webseite