Quelle: https://www.beat.de/test/arturia-drumbrute-analoger-kraftprotz-muss-sich-test-beweisen-10066083.html

Autor: Marco Scherer

Datum: 24.03.17 - 15:45 Uhr

Arturia DrumBrute: Analoger Kraftprotz muss sich im Test beweisen

Nach dem Erfolg der Micro- und MiniBrute-Serie ist es kaum verwunderlich, dass auch Arturias DrumBrute dem Analog-Trend folgt. Der neue Drummer präsentiert sich als kraftvoller analoger Klopfgeist – mit allerlei Finessen fürs Studio und die Bühne. Was kann er, wie klingt er und für wen ist er?

Rein optisch kommt er chic daher: Seitenteile aus Holz, eine dunkle Oberfläche mit deutlich kontrastierender Beschriftung und vor allem jede Menge Regler und Knöpfe zum Anfassen. Der DrumBrute lädt konsequent zum Schrauben ein.

Kurz zur Übersicht: DrumBrute bietet 17 Drum-Sounds: Zwei Kicks, Snare, Clap, Open/Closed Hi-Hat, Cymbal, einen Zap-Sound, je zwei Toms und Congas, Maracas und Tambourine, Rim und Claves. Die letzten drei genannten Pärchen teilen sich ihre Sound-Einstellungen, davon gibt es zwölf. Jeder besitzt einen Regler für Lautstärke und mit Ausnahme der ersten Kick und der Snare teils bis zu zwei weitere Regler für Pitch, Decay, Tone oder andere Sound-bezogene Parameter. Kick 1 und Snare hingegen bieten je fünf Regler zum Verbiegen.

Im Sequenzer wiederum kann jeder der 17 Sounds für sich programmiert werden, man muss sich bei den Pärchen also nicht für einen von beiden entscheiden. Abgefeuert werden die Drums über zwölf Pads, die zwar nicht anschlagdynamisch ausfallen, aber zwischen zwei Velocity-Stufen unterscheiden. Im Sequenzer werden Steps mit hartem Anschlag mit Akzent versehen. Bei der Snare fällt überdies der Noise-Anteil hartem Anschlag intensiver aus.

Beat-Maschine

Der Sequenzer fasst maximal 64 Patterns mit bis zu 64 Steps, die in bis zu 16 Songs arrangiert werden können. Aufgenommen werden ausschließlich Noten, Repeats für Roll-Effekte und Accent. Parameter-Automationen sind nicht möglich. Für den Groove sorgt Swing, dessen Bandbreite von 50 Prozent bis 75 Prozent reicht, sowie ein Randomness-Regler, dessen Name Programm ist: Er steuert sowohl im Pattern als auch beim Sound leichten bis schweren Zufall bei. Sprich, teils werden Noten hinzugefügt oder entfernt, aber immer in sinnvollem Maße und der Sound wird leicht modifiziert. Was genau passiert, bleibt allerdings das Geheimnis des DrumBrute. Beide Optionen können sowohl global als auch pro Sound getrennt geregelt werden. Klasse!

Alle Drums laufen durch das bewährte Steiner-Parker-Filter, das wahlweise als Hoch- oder Tiefpass fungiert. Der Sound reicht von brav und weich bis knackig und brillant, je nach aufgedrehter Resonanz, tut aber nie weh im Ohr. Ausgenommen sind lediglich jene Drums, die per Einzel-Out abgegriffen werden. Von Letzteren bietet DrumBrute zwölf, worüber die Sounds getrennt im Mixer oder anderen Geräten bearbeitet werden können. Drums, die hierüber abgegriffen werden, sind über den Master-Out nicht mehr zu hören.

Auch schlau gelöst: das Metronom. Es kann nicht nur in verschiedenen Auflösungen mitlaufen und getrennt in der Lautstärke geregelt werden, sondern verschwindet auch vom Master-Out, sobald ein Kopfhörer angeschlossen wird. Und dank zweier Kopfhörer-Ausgänge (6,5 und 3,5 mm) könnte es sogar als CV-Trigger Verwendung finden.

So klingt der Arturia DrumBrute

Wie einleitend erwähnt ist die Klangerzeugung analog. Wuchtige EDM-Kicks und Dubstep-Snares sind also nicht das Steckenpferd des DrumBrute. Dünne Blips und Blubbs allerdings auch nicht. Während Kick 1 eher bullig daher kommt, ist Kick 2 für weichere und Bass-lastige Varianten zuständig. Kick 1 bietet neben der Lautstärke vier Regler zum Gestalten ihres Klangs. Beeinflussen lassen sich Länge, Tonhöhe, die Härte des Anschlags und Intensität des Pitch-Sweeps, welche den Bauch der Kick erzeugt. Der eigentliche Bass-Anteil der Drum reagiert ausschließlich auf Pitch und Decay. Ebenso verhält es sich mit Kick Nummer 2, die nur jene beiden Regler bietet. Vom Grundklang fällt sie wesentlich weicher aus und reicht weit in den Sub-Bereich. Im Club ist je nach PA also Vorsicht geboten. Wirklich knackig und wuchtig klingen die Kicks allerdings nicht und nachträgliches Bearbeiten per Kompressor oder anderen Tools ist Pflicht. Hier wäre ein interner Overdrive-Effekt Gold wert gewesen, denn allein durch leichtes Anrauen der Drums entstehen schon komplett neue Soundwelten.

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Die Snare besteht typischerweise aus einem trockenen Schlag auf das Fell mit einem Teppich aus Rauschen dahinter. Letzterer lässt sich getrennt beimischen und per Decay und Tone beeinflussen. Tone ist dabei eine Art Hochpass-Filter. Die Snare wiederum kann per Drum-Tone-Regler klanglich auch bis zu einer Art synthetischen Conga transformiert werden. Sehr markant fallen die Hi-Hats mit ihrem rauen Charakter aus. Während sich die Cymbal recht nahe an der 808 bewegt, klingen die Hi-Hats harsch, bei längerem Decay sogar unangenehm kratzig. Bei Live-Auftritten sollte man also entsprechend vorsichtig hantieren. Die restlichen Drums sind weniger flexibel und bieten neben dem Lautstärke-Regler maximal noch zwei weitere Parameter, meist Decay oder Pitch. Erfreulicherweise kann das Becken auch rückwärts abgespielt werden.

Sequenzer

Den zweiten Kern neben der Klangerzeugung bildet der Sequenzer. Hier werden munter Steps programmiert, live aufgenommen, wortwörtlich Akzente gesetzt und Patterns aneinandergereiht. Ein Highlight ist die unterschiedliche Pattern-Längen pro Sound, was Polyrhythmen ermöglicht, sowie die Step-Repeat-Funktion. Letztere ist eine Art Stotter-Effekt, der einen Bereich des Patterns wiederholt, solange er aktiviert ist. Dieser Bereich hat eine Länge von ¼ bis 1/32. Der Clou: Der Bereich startet an der aktuellen Wiedergabe-Position, die sich jedoch über die 16 Step-Taster verändern lässt. Super! Im Hintergrund läuft das Pattern übrigens (unhörbar) weiter, sodass der Sequenzer nach Beenden der Repeat-Funktion an der richtigen Stelle anschließt. Hier hat jemand mitgedacht.

Auch der Song-Modus bietet ein Schmankerl: Die vorgegebene Song-Struktur kann jederzeit unterbrochen werden, etwa um einzelne Patterns beliebig lange zu loopen. Kehrt man dann zum Song zurück, läuft dieser an besagter Stelle weiter. Sinnvoller hätte man das nicht lösen können.

Für wen eignet sich der Arturia DrumBrute?

Schon alleine wegen des flexiblen Sequenzers ist der DrumBrute wie für die Bühne gemacht. Da die gespeicherten Noten per MIDI ausgegeben werden, lässt sich auch anderes Equipment darüber steuern. Dank zusätzlichem CV-Input und -Output ist Arturia’s Drummer ohnehin kompatibel zu allen Clock-Quellen.

Bleibt die Frage, wo DrumBrute soundtechnisch einzuordnen ist. Mit seinem Sound grenzt er sich klar von anderen Drum-Synths wie den Modellen von MFB oder Elektron ab. Während deren Drummer überwiegend weich und sanft klingen, ist der DrumBrute ein wahres Raubein, bei dem es sozusagen „klatscht“. Einsetzbar ist er durchaus in allen denkbaren Genres, wenn man die Sounds entsprechend nachbearbeitet. Vom reinen Grundklang her würden wir ihn am ehesten den Genres Techno, Minimal, Experimental, Elektro und Synth-Pop zuordnen.

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Fazit

Der DrumBrute ist auf den spontanen Live-Einsatz ausgelegt und das Gebiet meistert er mit Bravour. Die Sounds sind schnell zugänglich, der Sequenzer in Nullkommanichts programmiert und Swing und Randomness pro Spur tun ihr Übriges, um jedem noch so einfachen Pattern Würze zu verleihen. Das Filter ist über jeden Zweifel erhaben und die Einzel-Outs mehr als praktisch. Der Sound ist Geschmacksache und wird nicht jedem zusagen, hier sei persönliches Reinhören empfohlen.


Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 133 erschienen.


Produktdaten
ProduktnameDrumBrute
HerstellerArturia
Preis449 €
Webseitewww.arturia.com
Bewertung4.6/5 Sterne
Pro
  • guter Sequenzer
  • Repeater
  • Swing/Random pro Spur
  • tolle Effekte & Filter
  • viele Anschlüsse
Contra
  • leichtes Grundrauschen
  • teils harscher Klang
  • keine kräftigen Kicks
Bewertung
1.4
sehr gut