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Sounddesigner: Mark Grey

Auf den ersten Blick ist Mark Grey ein ganz gewöhnlicher Sounddesigner: Er arbeitet mit Sängern und mit Mikrofonen, mit Lautsprechern und Mischpulten, mit elektronischen Klängen und Effekten. Und dennoch, wenn er zur Tat schreitet, geht so manchem Puristen die Galle hoch: Der aus San Francisco stammende Grey arbeitet nämlich vornehmlich für die Oper und klassische Symphonien – und sieht sich dabei immer wieder Vorurteilen ausgesetzt.

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Für Mark Grey, dessen eigenes Schaffen als Komponist in den USA regelmäßig aufgeführt wird, steht wie selbstverständlich fest, dass Sounddesign zu jeder musikalischen Bühnenproduktion gehört, ganz egal ob es sich dabei um ein Rockkonzert oder eine Theateraufführung handelt. Dennoch können wir es uns nicht verkneifen, mit der Frage einzusteigen, die Grey bestimmt am meisten hasst:

Beat / Mark, warum braucht man in der Oper überhaupt einen Sounddesigner?

Mark / Weil viele Konzertbesucher heutzutage zu Hause digitale Audiotechnologien und Mehrkanal-Soundsysteme verwenden. Die Art und Weise, wie wir Musik hören, hat sich einschneidend verändert. Deswegen halte ich Sounddesign für einen essenziellen Bestandteil sowohl neuer Opernproduktion als auch der Häuser, in denen sie aufgeführt werden. Genau genommen gibt es Sounddesign für Opern und orchestrale Musik schon viel länger als die meisten Menschen denken: Der Einsatz von Mikrofonen, um die Balance der Musik zu verändern und eine Darbietung zu gestalten, hat das gesamte vergangene Jahrhundert grundlegend beeinflusst. Seitdem erwartet man, dass Sänger und Solisten deutlich lauter als das Orchester erscheinen. Wenn Leute mit dieser Erwartung nun eine Liveaufführung einer Oper besuchen, sind sie zunächst geschockt, dass sie den Sänger oder die Sängerin oftmals gar nicht hören können. Meistens nehmen sie stattdessen nur lang angehaltene Töne ohne viele Details wahr und verbringen den Abend damit, im Textheft mitzulesen, statt die Komplexität und Schönheit der Aufführung zu genießen.

Mit der heutigen Technologie können Studioingenieure tiefer in einen Mix eindringen und unsere Wahrnehmung verändern. Und genau an dieser Stelle trete ich auf den Plan: Ich verwende hochqualitative Soundsysteme, typischerweise Meyer-Sound-Lautsprecher und digitale Konsolen, um den Raum zu beeinflussen. Damit bringe ich im Grunde genommen das Opernerlebnis auf den heutigen Stand. Wenn ein solches Werk richtig entworfen und gemischt wird, kann das Publikum quasi fließend von ihren geschlossenen Bose-Kopfhörern zur Bühnenerfahrung begleitet werden, ohne dass dabei jemand enttäuscht wird.

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