Interview: Robert Babicz

Geschrieben von Beat
03.07.2011
23:56 Uhr

Robert Babicz veröffentlicht seit 1992 unter verschiedenen Pseudonymen elektronische Tanzmusik. In den Anfangsjahren kannte man ihn vor allem als Rob Acid, der mit hypnotischen und treibenden Tracks auf sich aufmerksam machte, die maßgeblich vom Sound der Roland TB-303 lebten. Veröffentlichungen auf seinem eigenen Label Junkfood Records und Kooperationen mit Dr. Motte, Roland Casper und Mate Galic steigerten seinen weltweiten Bekanntheitsgrad. Robert Babicz wird international in Clubs und auf Festivals als Live-Act gebucht. Boris Pipiorke-Arndt sprach mit dem Künstler über seinen Einstieg in die elektronische Musikszene, seine musikalischen Vorbilder, die Arbeit im Studio und auf der Bühne.

(Bild: beat.de)

Beat / Du zählst seit Anfang der Neunziger zu den aktiven Mitgestaltern der elektronischen Musikszene, wie kam es dazu?

Robert / Ich bin damals irgendwie da reingerutscht. In erster Linie, weil ich diese Musik geliebt habe und ich einfach sehr neugierig war. Es ist eine lange Geschichte, aber kurz gesagt: Nachdem ich mir ein entsprechendes Studioequipment ausgeliehen und ein paar Titel auf Kassette zu einem Label geschickt hatte, wurden genau diese Songs zu meiner ersten Platte. Später ging es dann direkt weiter mit Veröffentlichungen unter dem Pseudonym Colone auf dem Label Labworks.

Beat / Hast du musikalische Vorbilder?

Robert / Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich war damals sehr angetan von Jean Michel Jarre, aber auch von der „Neuen Musik“, wie sie zum Beispiel Karl Heinz Stockhausen produziert hat. Sehr interessant fand ich auch den Ansatz, der mit der „Musique concrète“ verfolgt wurde. Hier entstanden im Tonstudio neue Klänge auf Basis von natürlichen oder technischen Geräuschen. Grundsätzlich erreicht mich fast jede Musik, die mich emotional gefangen nimmt.

Beat / Wie setzt du deine Studioproduktionen live um?

Robert / Live bin ich mit unterschiedlichen Setups unterwegs, wobei die Basis meist aus einem Laptop und Ableton Live besteht. Als Ergänzung verwende ich gerne Werkzeuge wie das Kaoss Pad von Korg oder mein iPad mit verschiedenen Apps. Ich habe in Ableton Live eine riesige Menge Subgruppen sowie Loops und Samples aus meinen Tracks und improvisiere damit. Es gibt keine fixierte Timeline, sondern nur eine große Menge an Elementen, mit denen ich spiele.

Beat / Welches Equipment setzt du in deinem Studio ein?

Robert / Mein Studio kann per Web-Browser angesehen werden]. Aktuell verwende ich analoge Instrumente und Plug-ins. Mein Setup hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Ich habe viele Instrumente verkauft und das Geld dann in Outboard-Equipment investiert. So habe ich zum Beispiel einen Chandler Curve-Bender-Limiter, den Daking Fet-2-Compressor, die Api Modul-Lunchbox mit dem Mikrofonvorverstärker 512c und dem Kompressor 525 und meinen über alles geliebten Röhren-Equalizer Klein & Hummel UE100 erworben. Des Weiteren verwende ich zur Erzeugung des typischen Halls in meinen Babicz-Tracks einen Eventide Orville und ein AKG BX20E. Mein Mischpult ist eine Summingbox, die Mitch Juchelka in Handarbeit herstellt. Aufgenommen wird bei mir grundsächlich noch auf einer Studer-A80-Bandmaschine, die ist bis heute unerreicht. Als Abhörmonitore nutze ich die KRK Expose E8B, da ich ihre ehrliche Art sehr gerne mag. Ein paar Lieblingsinstrumente hab ich noch behalten, wie zum Beispiel den Korg MS-20, den ich gerne für Basslines nutze, den Roland SH101, der einen super Sub-Bass erzeugt, sowie die Elektron Monomachine und die Machinedrum. Als Sequenzerprogramm verwende ich Logic.

Beat / Du bietest Mastering als Dienstleistung an. Mit welchen Werkzeugen arbeitest du?

Robert / Beim Mastering bin ich dann doch etwas altmodisch und arbeite mit Ausnahme des Limiters lieber nur mit Hardware. Ich betreibe einen recht hohen Aufwand und nutze einen MS-Matrix-En-/Decoder von Dangerous und schicke die Frequenzbänder durch verschiedene Bearbeitungsstufen. Zusätzlich setze ich einen selbstgebauten 1176 Compressor mit Dry/Wet-Steuerung ein, um etwas Schmutz unter den Mix zu legen. Am Ende der Kette befindet sich der Curve-Bender, um das Ganze zurechtzurücken. Im Rechner selbst nutze ich eigentlich nur Low- und Hi-Cut-Equalizer und einen Limiter am Ende.

Aktuell gefällt mir der Limiter von den Brainworks-Jungs am besten. Grundsätzlich bin ich ein Fan von nicht allzu brutalem Mastern, man sollte lieber mehr Zeit für einen guten Mix verwenden, als am Ende alles nur durch den Limiter zu quetschen. Im Club merkt man den Unterschied schon deutlich, wenn man 20.000 Watt unter den Fingern hat.

von Boris Pipiorke-Arndt

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