Interview: Richard Lainhart

Geschrieben von Alexander Bota-Weber
25.03.2011
11:44 Uhr

In Europa ist er noch weitgehend unbekannt, in den USA wächst das Ansehen von Richard Lainhart täglich. Ein früher Pionier analoger Elektronik (er spielte auf einem der ersten modularen Buchla-Systeme) entschied sich Lainhart zunächst gegen eine Karriere im Musikgeschäft – trat aber weiter auf und erlebt nun, 20 Jahre nach seinem letzten Studioalbum, eine verspätete Renaissance seiner Musik.

(Bild: Richard Lainhart)

Beat / Vor ungefähr einem Jahr hast du dir einen Buchla 200e gekauft. Wie zufrieden bist Du bisher mit diesem klassischen Synthesizer?

Richard / Sehr! Der Kauf ergab sich als Folge meiner Zusammenarbeit mit (Dream-Theater-Keyboarder, Red.) Jordan Rudess, mit dem ich in einem elektronischen Improvisationsduo spiele. Jordan verwendet einen Minimoog, und ich bemerkte, dass sein Ansatz ihm einen nahezu kompletten klanglichen Freiraum erlaubte. Ich begann deshalb nach einem Instrument zu suchen, das mir die Flexibilität eines Modularsystems bei gleichzeitiger Polyphonie bieten konnte, weil ich Akkorde und den Einsatz von Harmonien so sehr liebe. Zudem waren mir ein gewisser Grad an automatisiertem Patching und ein Speicher für Auftritte wichtig, weil das wilde Umstöpseln von Kabeln während eines Live-Konzerts zeitaufwändig und riskant ist. Der Buchla 200e ist derzeit das einzige Instrument, das diesen Anforderungen genügt, und als ich gerade durch etwas Glück zu genug Geld gekommen war, kaufte ich ihn einfach. Es wird nie ein perfektes Instrument geben, aber ich war noch nie zufriedener als mit dem Buchla. Für mich ist es gerade so, als habe ich eine persönliche Beziehung zu ihm aufgebaut.

Beat / Was an deinem Studio auffällt, ist, dass du digitales und analoges Equipment nebeneinander verwendest.

Richard / Die Vorteile digitaler Hardware liegen auf der Hand: Sie ist kompakt, qualitativ hochwertig, flexibel und programmierbar. Es wäre analog wohl kaum möglich, all dies zu leisten – und selbst wenn, würde all die Technik kaum in mein Studio passen und ungemein teuer werden. Die Nachteile sind eher philosophischer Natur: Es wäre interessant, einen komplett analogen Signalweg aufrecht zu erhalten. Möglicherweise klänge es auch besser – obwohl ich das nicht wirklich überprüfen kann.

Es hat etwas gedauert, das ganze System zu verbinden, und ich musste einige Kabel selbst herstellen: Banana auf Vierteilzoll, 1/8 Zoll auf Viertelzoll, Stereo-Viertelzoll auf Split-XLRs. Und dann gab es noch ein ganz besonders schwieriges Kabelset, an dem ich Ewigkeiten basteln musste.

Beat / Ein voll ausgestatteter 200e kann sehr teuer werden. Kannst du Neueinsteigern vielleicht eine kostengünstigere Alternative empfehlen?

Richard / Wenn man sich mit der Funktionsweise analoger Synthese vertraut machen und eigene Klänge programmieren will, halte ich es ganz ehrlich für einen guten Schritt, zuerst einen digitalen Softsynth zu kaufen, der ein analoges System emuliert, zum Beispiel Arturias Moog Modular V, CS-80V oder 2600V. Ein analoger Synthesizer bringt einfach nichts, wenn man seine Funktionsweise nicht versteht.

Die Platzprobleme der alten Modularsysteme sind allerdings im Studio kein großes Thema. Als Startpunkt eignet sich hier ein System von „Synthesizers.com“, das auf einem alten Moog basiert. Sie sind solide, akzeptabel im Preis, und man kann sich sogar für einen Modulratenplan entscheiden, bei dem man seinen Synthesizer allmählich ausbaut. Daneben bieten auch Doepfer und „Analogue Systems“ Module an. Einige davon gehen weit darüber hinaus, was sich Moog und Buchla damals hätten träumen lassen. Wenn man allerdings auch auf die Bühne will, macht ein eigenständiges, kleineres System mehr Sinn. Der Vostok von Analogue Solutions ist zum Beispiel faszinierend.

Beat / Meinst du, dass Softwaresynthesizer jemals komplett Hardware ersetzen können?

Richard / Ich würde sagen, dass dies in vielerlei Hinsicht bereits der Fall ist. Die wirkliche Frage besteht für mich eher darin, ob man sie auch auf interessante Weise wird kontrollieren können. Aus dieser Perspektive betrachtet sind Keyboard und Maus keine ausdrucksstarken Bedienungselemente, da sie nicht viel mehr erlauben, als ein paar Klänge zu triggern oder einen Schieberegler zu bedienen. Solange diese Elemente nicht ein integraler Bestandteil der Softsynths sind, wird es kein zufrieden stellendes wirklich digitales Instrument geben.

Richard Lainhart hat als Komponist, Autor und Filmemacher bereits viele Preise gewinnen können. Lainhart studierte Komposition und elektronische Musik auf der Universität von Albany. Seine Werke wurden bereits weltweit aufgeführt. Er arbeitete mit Größen der elektronischen Musik wie John Cage, Jordan Rudess, Steve Reich und David Tutor zusammen.

von Tobias Fischer

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