Improvisations-Tool: Direktor

Geschrieben von Beat
02.11.2011
19:09 Uhr

Auch wenn Ableton die Grenze zwischen traditionellen Bandkonzepten und elektronischer Musik bedeutend aufgeweicht hat, erfordern die meisten Synthesizer und Programme oft eine lange Einarbeitung und erweisen sich im Livekontext meist als wenig intuitiv. Da kommt Direktor gerade recht: Mit dieser Wunderwaffe lassen sich blitzschnell spannende, organische Tracks basteln – und das mit bis zu vier „Spielern“ gleichzeitig.

(Bild: http://sites.google.com/site/direktorfandango/)

Beat im Gespräch mit dem Direktor-Entwickler über Vorteile, Flexibilität und Ideen zur künftigen Erweiterung.

Beat / Direktor entstand im Rahmen deiner Masterarbeit in Sound Studies an der UdK in Berlin. Wie passt das Konzept da hinein?

Ireneusz / Ich untersuchte für meine Arbeit Werkzeuge für elektronische Musik und verglich diese mit klassischen Kapellen. Während bei Bands die Musik auf der Bühne im Augenblick entsteht, sind viele Elemente bei elektronischer Musik vorprogrammiert und automatisiert, wodurch sie einen Teil ihrer Unmittelbarkeit verliert. Aber ich wollte auch einmal weg vom Schreibtisch, mich frei im Raum bewegen können und dabei Musik machen. Mit Direktor kann ich mich aufs Sofa setzen, in der Hängematte liegen oder direkt auf der Tanzfläche bewegen und die Musik improvisierend mitgestalten.

Beat / In gewisser Hinsicht greift Direktor Ansätze von Drumcomputern und Grooveboxen auf. Worin bestehen für dich trotzdem wesentliche Unterschiede?

Ireneusz / Direktor greift tatsächlich auf das Konzept der Grooveboxen zurück. Will man gemeinsam Musik machen, muss jeder aber seine eigene Groovebox mitbringen, anschließen, alle miteinander synchronisieren und zusammenmischen – es ist schlicht umständlich und bremst die Kreativität. Will man außerdem zu viert in einem Club spielen, müsste die Location schon etwas größer sein, denn die Bühnen sind tendenziell auf DJ-Soloacts ausgerichtet. Direktor hingegen ist einfach, mobil und handlich.

Beat / Du scheinst bewusst den Schwerpunkt auf eine intuitive Steuerung gelegt zu haben …

Ireneusz / Ich konnte beobachten, dass Nicht-Musiker zwischen fünf und zwanzig Minuten brauchen, um mit Direktor Musik zu machen. Das funktioniert nicht mit einem dicken Handbuch und einer komplexen Belegung von Bedienelementen, die oft technische Aspekte der Klangsynthese aufgreifen. Direktor fasst mehrere Parameter in einzelnen Bedienelementen zusammen und verschont den Spieler mit Technikbegriffen. Der Fokus liegt auf der spielerischen Gestaltung von Musik.

Beat / Warum hast du dich dafür entschieden, dass man die Einstellungen des Motivators nicht abspeichern kann?

Ireneusz / Die Musik soll im Augenblick entstehen und nicht an vorgefertigten Mustern haften. Grooveboxen und Synthesizer bringen bereits eine ungeheuere Vielfalt an programmierten Klängen und musikalischen Pattern mit. Ich denke, dass diese Vielfalt inspirierend sein kann, jedoch der eigenen Klanggestaltung, Klangreise und damit dem eigenen Sound Steine in den Weg legt. Man kann aber den gesamten MIDI-Datenstrom aufzeichnen und bearbeiten. So sind der Klang und die Patterns reproduzierbar.

Beat / Ist für die Zukunft eine Erweiterung angedacht?

Ireneusz / Der Klang ist schon variabel und die Klangvielfalt gar nicht so schmal, wie man vermutet. Mit ein paar Handgriffen kann man alle möglichen Sounds integrieren. Ich kann nur dazu einladen mitzumachen. In meiner Vorstellung geht Direktor weiter und es gibt noch viel zu tun. Ich bin aber kein Programmierer, sondern Musiker und Sounddesigner, und so hat Direktor so einige Macken und Eigenheiten. Ich denke, dass erst mit einer eigenen Applikation Direktor richtig rund wird.

von Tobias Fischer

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