DVD-Dokumentation: Making Contakt

Geschrieben von Beat
04.10.2011
07:32 Uhr

Ein aufsehenerregendes Konzept: Sechs der angesagtesten Musiker von Richie Hawtins Minus-Label sollen auf der Bühne zu einer perfekt synchronisierten Einheit verschmelzen, mit den Besuchern im Club und den Fans zu Hause kommunizieren sowie ihre Klänge mit einer spektakulären Lichtshow fusionieren. Soweit die Theorie. In einer atemberaubenden Dokumentation lässt der kanadische Star-DJ und Produzent nun eine der ambitioniertesten Tourneen aller Zeiten Revue passieren. Und verschweigt dabei weder Triumphe noch mittelgroße Katastrophen.

(Bild: http://onecity.richiehawtin.com/)

Als leidenschaftlicher DJ und Technologieliebhaber entwickelte Richie Hawtin zu Beginn des Jahres 2008 die Idee einer ganz besonderen Liveshow, mit der das zehnjährige Bestehen seines Labels Minus gebührend gefeiert werden sollte: Die „Contakt“-Konzertreihe war geboren. Als Dokumentation für die Fans und um eindrucksvoll aufzuzeigen, welch großer technischer Aufwand hinter diesem Projekt stand, gibt es ab sofort die „Making Contakt“-DVD. In knapp achtzig Minuten begleitet der Zuschauer das Team um Richie Hawtin und erfährt in einer Mixtur aus Interviews und Kommentaren der Künstler, wie aus einer kühnen Vision allmählich Wirklichkeit wurde.

Contakt!

Hinter der Contakt-Tour stand der Gedanke, zum ersten Mal eine Kombination aus je drei DJs (Richie Hawtin, Magda, Troy Pierce) und Liveacts (Marc Houle, Gaise, Heartthrob) zu zeigen, die gemeinsam und interaktiv zu Werke gehen. Da alle Beteiligten mit digitalen Computersystemen auftreten sollten, galt es, eine Synchronisationslösung zu kreieren. Aber nicht nur die Künstler selbst, sondern auch das Publikum wurde auf besondere Art und Weise in das atemberaubende Konzept mit einbezogen: So erfährt der Zuschauer von den ersten zaghaften Schritten zur Umsetzung des Vorhabens, das gerade zu Beginn von vielen Trial-&-Error-Versuchen begleitet war.

Da neben der Musik auch die optische Präsentation eine gewichtige Rolle spielte, engagierte man den renommierten Videokünstler Ali Demirel, der für die komplexe Steuerung einer LED-Illuminierung verantwortlich zeichnete und schon in der Vergangenheit an verschiedenen Projekten mit Hawtin gearbeitet hatte. Während der Show hatten Künstler, Besucher und Fans aus aller Welt per E-Mail und SMS die Möglichkeit, interaktiv am visuellen Teil der Bühnenshow mitzuwirken. Ein speziell dazu installierter illuminierter Würfel erlaubte vor Ort das Abrufen von Videoinhalten mittels netzwerkfähiger Mobiltelefone.

Schwieriger Auftakt

„Making Contakt“ zeigt offen und ungeschönt, wie schwierig die eigentliche Umsetzung des Konzepts war und welche Hürden es zu überwinden galt. Da kaum einer der Verantwortlichen jemals eine derart komplexe Show auf die Beine gestellt hatte und verschiedene Veranstalter auch galant die zuvor besprochenen Anforderungen ignorierten, kam es oftmals, gerade für die Künstler, zu unbefriedigenden Ergebnissen. Die größte Herausforderung für die Musiker bestand darin, die ihnen zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten vollständig auszuschöpfen. Da beispielsweise im Vorfeld der ersten Show in Detroit nicht einmal geprobt werden konnte, blieben viele der geplanten Ideen bei der Auftaktveranstaltung letztendlich ungenutzt.

Zufriedene Mienen zur Halbzeit

Der weitere Verlauf der Tour manifestierte sich in Gastspielen während des Sónar-Festivals in Barcelona, der Columbiahalle in Berlin anlässlich der Popkomm und dem hinter dicken Brückenmauern verschanzten Club Seone in London. Künstler und Techniker kamen mit dem gesamten Equipment von Auftritt zu Auftritt immer besser zurecht, wobei allerdings unvorhergesehene Zwischenfälle regelmäßig für unerwünschte Überraschungen sorgten. Als vorläufiger Höhepunkt kristallisierte sich der Auftrifft in der Amsterdamer Veranstaltungshalle „The Sand“ heraus: Hier setzte das Team zum ersten Mal einen Vorhang, der zu Beginn der Show heruntergelassen wurde und für zusätzliche Spannung sorgte, als theatralisches Stilmittel ein. Im Spätherbst 2008 gastierte man in der italienischen Hauptstadt Rom und hinterließ dank großer Improvisationskunst ein begeistertes Publikum. Für lange Gesichter sorgte hingegen der aus Sicht der Künstler deplatzierte Auftritt während der „I Love Techno“-Veranstaltung in Gent.

Grandioses Finale

Mit viel Frust im Gepäck sollte die Reise über den großen Teich nach Buenos Aires den Spielspaß und die Freude am gemeinsamen Auftreten wieder herstellen. Tatsächlich wurde die Show in Südamerika trotz schwieriger technischer Rahmenbedingungen zu einem eindrucksvollen Triumph und sorgte dafür, dass das gesamte Team voller Energie dem finalen Auftritt vier Tage vor Weihnachten 2008 in Tokio entgegenfieberte. Perfekt funktionierende Technik, gepaart mit kreativem Zusammenspiel der Künstler, ergaben einen würdigen Abschluss, der vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.

Fazit

Die DVD „Making Contakt“ berichtet auf unterhaltsame Weise von den Anstrengungen und Mühen, denen Richie Hawtin und das gesamte Team seines Labels Minus während ihrer Tour durch Europa, Amerika und Asien ausgesetzt waren. Technikbegeisterte wie Fans des Labels werden mit dieser DVD voll auf ihre Kosten kommen.

„Making Contakt“ ist seit dem 26. Februar erhältlich. Im Lieferumfang enthalten ist eine Audio-CD, die alle im Video vorkommenden Musikstücke beinhaltet.

von Boris Alexander-Pipiorke & Tobias Fischer

Cookies helfen uns, bei der Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Verstanden