DJ-Interview: Mark Broom

Geschrieben von Beat
16.01.2012
10:13 Uhr

Der Brite Mark Broom hinterlässt seit nahezu 20 Jahren deutliche Spuren in der elektronischen Clubmusikszene. Bereits Anfang der Neunzigerjahre konnte er als DJ überzeugen und wurde zur Beschallung namhafter Clubs wie dem Fuse (Brüssel), der Fabric (London) oder dem Florida 135 (Barcelona) eingeladen. Seine parallel begonnene Produzentenkarriere führte zu einem bis heute anhaltenden, stetigen Fluss an musikalischen Veröffentlichungen auf namhaften Labels wie Mo-Wax, Warp, R&S oder BPitch Control. Boris Pipiorke-Arndt sprach mit Mark Broom über den Start seiner Künstlerlaufbahn, seine Arbeit als DJ, Label-Betreiber und Produzent.

Beat / Wie bist du mit elektronischer Musik in Kontakt gekommen?

Mark / Mein erster Kontakt zur elektronischen Musikszene ergab sich durch ein paar Jungs aus dem Londoner Southend, die als NJOI auftraten und einen großen Namen in den Anfangsjahren der englischen Rave-Szene hatten. Ein Tänzer, der für dieses Duo arbeitete, brachte mich mit dem Produzententeam „The black dog“ zusammen, die mir bei der Umsetzung meiner ersten Produktionen behilflich waren. Später habe ich mich mit Dave Hill zusammengeschlossen, dessen Studio ich nutzte, und mit ihm gemeinsam das Label „Pure Plastic“ gegründet. Nach 65 Veröffentlichungen in etwa drei Jahren haben wir das Label auf Eis gelegt, aber wer weiß, vielleicht reanimieren wir es eines Tages.

Beat / Mit welchem Equipment arbeitest du als DJ?

Mark / Ich lege mit Vinyls und CDs auf. Einen Versuch, mein DJ-Set mit Ableton Live zu gestalten, habe ich nach einer Weile wieder verworfen, da ich es als langweilig empfand, die ganze Zeit auf einen Computerbildschirm zu schauen. Computerbasiertes DJing mag für manche genau das Richtige sein, aber ich mag es einfach nicht. Ich spiele Vinyl, weil mir das noch immer magische Momente beschert. CDs benutze ich nur zur Wiedergabe meiner neuen, noch unveröffentlichten Tracks oder von speziellen Remixen.

Beat / Du betreibst das Vinyl-Label „Beard Man“. Welchen Sound veröffentlichst du auf dieser Plattform und warum beschränkst du dich dort auf das Pressen von Vinyls?

Mark / „Beard Man“ ist ein reines Techno-Label, auf dem ich vor allem nicht-kommerzielle Produktionen veröffentliche. Bisher gab es sechs Releases als Twelve-Inches. Zwei weitere sind für September und Oktober dieses Jahres geplant. Ich bereite gerade die Ergänzung um digitale Veröffentlichungen vor, da mich viele danach fragen. Ich rechne mit den digitalen Veröffentlichungen im Oktober oder November.

Beat / Lass’ unsere Leser doch mal einen Blick in dein Studio werfen. Was setzt du dort ein?

Mark / Ich verwende Ableton Live als Sequenzerprogramm und eine kleine Auswahl an Plug-ins. Zum Einsatz kommen Equalizer von Kjaerhus und Kompressoren von Stillwell Audio, die ich ganz besonders mag. An Synthesizern gefallen mir der Native Instruments Pro 53 und der RGC Audio z3ta am besten. Als Monitorboxen verwende ich die KRK Rockit 5. Früher habe ich gerne Hardware zur Musikproduktion genutzt und dort vor allem mit dem Akai MPC3000 und meinem Soundcraft-Spirit-Mischpult gearbeitet. Dazu besaß ich noch eine Novation Supernova, einen Nord Lead und einen Yamaha SY85. Vor etwa zwei bis drei Jahren bin ich von London weggezogen und verkleinerte mein Studio im Zuge dessen. Manchmal vermisse ich das direkte Arbeiten mit den Maschinen und dem Mixer. Früher nahm ich meine Mixe direkt auf DAT-Tapes auf und habe bis zur finalen Version zehn bis zwanzig Anläufe gebraucht, aber das Ergebnis war es auch immer wert!

Beat / Dein neues Album trägt den Namen „Acid House“. Was verbindest Du mit dieser Stilrichtung?

Mark / Ich liebe Acid-House-Music in ihrer ursprünglichen Form, so, wie sie zwischen 1987 und 1989 zelebriert wurde. Eine illegale Lagerhaus-Party mit einer Nebelmaschine, einer Roland TB-303 und jeder Menger feierwütiger Tänzer. Ich finde diese Musik nach wie vor inspirierend für meine eigenen Produktionen, und ich spiele auch immer ein bis zwei Acid-House-Tracks pro Nacht in meinen DJ-Sets – das kommt beim Publikum immer gut an.

Album-Kurzcheck: Acid House (Save Records)

Mark Broom liefert mit „Acid House“ sein zweites Soloalbum ab. Zwölf Tracks warten darauf, das heimische Wohnzimmer in einen Dancefloor zu verwandeln. Die Anleihen an klassische Acid-House-Produktionen der späten Achtziger zeichnen sich mal mehr, mal weniger deutlich ab, ohne dass die Songs zu reinen Remakes verkommen. Das gebotene Spektrum ist so umfassend, dass auch Techno- und House-Fans angesprochen werden und damit einer weiten Verbreitung des Tonträgers nichts im Wege steht. Good work, Mark!

Mark Broom Top 10

1. Mark Broom & James Ruskin – New Track

2. O/V/R – A-Seite

3. Lighter Thief – The Comeback

4. Sisqo Dux – Get Up

5. BeardMan – No. 7/8

6. Brother from another planet – Planet Earth

7. Hot Chip – One Life Stand (Carl Craig Mix)

8. Alan Fitzpatrick – A small decline (Mark Broom Mix)

9. Laurent X – Machines

10. Mark Broom –Acid House

von Boris Pipiorke-Arndt

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