Quelle: https://www.beat.de/news/dj-interview-luke-slater-10054818.html

Autor: Beat

Datum: 09.02.12 - 11:17 Uhr

DJ-Interview: Luke Slater

Der Brite Luke Slater zählt zu den Pionieren der Techno-Szene. Unzählige Club-Gigs und Veröffentlichungen gehen seit Ende der Achtziger auf sein Konto und ein Finale ist noch lange nicht in Sicht. Releases auf stilprägenden Labels wie Peacefrog, Djax Records und Novamute und Remixe für Depeche Mode, Alter Ego und Joey Beltram machten ihn weltweit bekannt. Boris Pipiorke-Arndt sprach mit Luke Slater über seinen musikalischen Werdegang, computerbasiertes DJing, die Arbeit im Studio und über das Crossover-Projekt Egopoint.

Beat / Erzähl’ uns etwas über dein Label „Mote-Evolver“.

Luke / Mote-Evolver habe ich 2006 gegründet und definiere es als reines Techno-Underground-Label. Geld verdienen steht nicht im Vordergrund, und daher veröffentliche ich dort die Tracks, die mir Spaß machen und die in meine DJ-Sets passen. Ich nutze es außerdem als Plattform, um neue Talente zu fördern.

Beat / Wie und wann bist du zum ersten Mal mit elektronischer Musik in Kontakt gekommen?

Luke / Mein erster Kontakt zu elektronischer Musik ergab sich Anfang der Achtziger, als Electro-Hip-Hop und das 12-Inch-Schallplattenformat erfunden wurden, und durch eine zufällige Begegnung mit einer Roland TR-808. Ich spielte als Drummer in einer Band und setzte eine TR-808 als Ergänzung zu meinem Schlagzeug ein, um unseren Keyboarder zu begleiten. In dieser Zeit habe ich mich schon sehr intensiv mit Musik beschäftigt und war vor allem daran interessiert, neue Sounds zu kreieren.

Beat / Mit welchem Equipment spielst du als DJ und wie stehst du zu computerbasiertem Auflegen?

Luke / Ich hatte die Chance, eine US-Tour mit einem Prototyp von Final Scratch spielen zu dürfen, lange bevor das Produkt auf den Markt kam. Nach diesem Erlebnis beschäftigten mich zwei Dinge: Erstens kündigte dieses Produkt eine neue Ära für das DJing an, die das klassische Auflegen mit Vinyls infrage stellte. Und zweitens fragte ich mich, ob meine DJ-Sets durch die neue Technologie inhaltlich besser werden würden. Meine Erfahrungen waren aber, dass mich die Technik beim computerbasierten DJing zu sehr ablenkte und ich mich nicht mehr auf das Wesentliche konzentrieren konnte. Ich lege daher zurzeit lieber mit CDs und Platten auf. Ich bin grundsätzlich offen für neue Technologien, setze sie aber nur ein, wenn sie meine Arbeit erleichtern.

Beat / Wie bereitest du deine Songs vor, wenn du als Live-Act auftrittst?

Luke / Meine Live-Shows bestreite ich unter dem Projektnamen „Planetary Assault Systems“. Ich setze dabei Ableton Live ein und verwende zwei bis drei Computer. Für meine Live-Umsetzung wollte ich unbedingt ein System haben, bei dem ich alles in Echtzeit kontrollieren und jeden einzelnen Part eines Songs komplett steuern und mit Fadern mixen kann. Somit habe ich die Möglichkeit, mein Live-Set genau so situativ zu steuern, wie einen DJ-Gig. Die Vorbereitung dazu war allerdings sehr aufwendig. Ich habe einen guten Freund beauftragt, die großen Mengen an Audiomaterial zusammenzutragen und in seine Einzelteile zu zerlegen. Besonders schwierig war es, die ganz alten Produktionen aufzubereiten, da viele Sounds rekonstruiert werden mussten. Vieles hatte ich damals live aufgenommen, um den besonderen Moment einzufangen.

Beat / Wie dürfen wir uns dein Studio vorstellen?

Luke / Ich bin leidenschaftlicher Sammler mechanischer und elektronischer Erfindungen und kann mich nur sehr schwer von meiner Hardware trennen. Deshalb habe ich ein Studio gebaut, in dem Platz genug für alles ist. Sogar die ganzen Instrumente, die ich für meine zurückliegenden Produktionen genutzt habe, besitze ich noch: die Studer A80, eine Zweispur-Bandmaschine, die so groß ist wie eine Waschmaschine, und den Korg Monopoly, den ich 1993 für 70 Pfund gekauft habe. Ich benutze die alten Geräte sehr gerne, ohne dabei altmodisch zu arbeiten oder zu klingen. Dabei finde ich, dass es nicht besonders wichtig ist, aus welchem Gerät oder wie die Sounds zustande kommen – wenn sie in meinem Kontext funktionieren, dann sind es genau die richtigen. Den größten Schnitt habe ich beim Mixer gemacht. Früher setzte ich sehr gerne das Allen&Heath GS3 ein. Das war für mich viel mehr als nur ein Mischpult, eher schon ein Instrument, denn ich habe damit meine Songs verzerrt und komprimiert und so den besonderen Sound von „Planetary Assault Systems“ geschaffen.

Beat / Du warst aktiv an dem „Ballett meets Techno“-Projekt „Egopoint“ beteiligt. Wie kam das zustande?

Luke / „Egopoint“ war der Nachfolger von „Shut up and Dance“, eine Kooperation zwischen dem Staatsballet Berlin und dem Berghain, in dem ich als Resident-DJ arbeite. Die involvierte erste Solotänzerin des Staatsballets, Nadja Saidakova, war von der Zusammenarbeit so begeistert, dass sie ein zweites Projekt starten wollte. Für das neue Projekt „Egopoint“ komponierte ich unter meinem Pseudonym „7th Plain“ in sechsmonatiger Studioarbeit einen Soundtrack und hatte dabei eine grobe Vorstellung, was die Tänzer dazu aufführen sollten. Bei dieser Arbeit stand für mich im Vordergrund, dass beide Welten gut erkennbar bleiben. Auf der einen Seite sollte die Musik ihre Clubwurzeln nicht verleugnen, und auf der anderen Seite sollte den Tänzern die Möglichkeit erhalten bleiben, ihre klassischen Tanzelemente einzubringen. Für mich war es eine komplett neue Erfahrung, da ich noch nie zuvor ein Ballett besucht hatte. Ich war bei der Premiere sehr gespannt und freute mich sehr über die positiven Reaktionen des Publikums. „Egopoint“ wurde sehr gut angenommen, sodass es zahlreiche Zusatztermine gab.

1. L. B. Dub Corp – Take It Down (Dub)/Ostgut Ton

2. Planetary Assault Systems – GT Remixes/Mote-Evolver

3. Lucy – Beautiful People/Mote-Evolver

4. O/V/R – Post traumatic son/Blueprint

5 The Third Man – Tangier/ART

6. Delta Function – Erosion/Ann Aimee Holland

7. Ben Gibson – Collapse EP/Perc Trax

8. Skudge – Overture/Skudge

9. Charlton and Jeroen Search – Kuudes/Runo Pohjola

10. Luke Slater – Boom Tang Schwuck/Ostgut Ton

von Boris Pipiorke-Arndt